Zur Sendung KenFM Positionen: Ethik oder Etat

 

 

von Ingo Hagel 

 

 

Vor einer Weile hatte Ken Jebsen in seine Sendereihe KenFM-Positionen einige verdienstvolle Persönlichkeiten eingeladen:

Neben Ken Jebsen kamen zusammen:

Prof. Dr. Athanassios Giannis, Leiter des Instituts für organische Chemie der Universität Leipzig,

Peter König, der über 20 Jahre für die Weltbank Wasserentwicklungsprojekte geleitet hat,

Ernst Wolff, Autor des Buches „Weltmacht IWF – Chronik eines Raubzuges“,

Albrecht Müller, Ökonom, ehemaliger Wahlkampfleiter von Willy Brandt und Kopf des alternativen Nachrichtenportals NachDenkSeiten.

Die Gruppe diskutierte zu dem Thema „Ethik oder Etat – Sind unsere Werte nur Börsenwerte?“ (siehe dazu auch hier).

 

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Weitere Informationen

 

 

 

Anmerkung: Ich muss bereits hier einhaken: Was ist das für ein merkwürdiger Titel – auch noch für eine fast dreistündige Sendung? Ist das denn wirklich eine Frage: Ethik oder Etat? Läuft das Denken derjenigen, die sich unter einem solchen Titel für eine solche lange Zeit treffen und miteinander reden, nicht völlig an der Wirklichkeit vorbei – obwohl diese doch auf so vieles Zutreffende hinweisen? Denn dieser Titel setzt ja voraus, das es entweder eine Ethik oder einen Etat geben kann, das heißt ein Handeln aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten, dass ein Zusammengehen von Ethik und Etat (Wirtschaftsleben) jedoch ausgeschlossen ist (siehe dazu auch meinen Artikel zu einer ungerechtfertigten Kapitalismuskritik).

Und was wäre gewonnen, wenn nach diesem dreistündigen Gespräch herauskommt: Ja, schöne Sch….! Unsere Werte sind nur Börsenwerte! Ächz! – Wäre es nicht höchste Zeit, zu den verdienstvollen Infos auch zu besprechen, wie man diesem Zauber ein Ende bereiten könnte? Die Diskutanten trugen in diesem langen Gespräch unter dem heimlichen Motto „Was man weiß – Was man wissen sollte“ viel Aufklärendes und Wissenswertes zu diesem Thema bei (was man natürlich bereits seit den Zeiten der Finanzkrise teilweise auch hier auf Umkreis-Online hätte lesen können (siehe zum Beispiel diesen Beitrag aus dem Jahre 2010) – Aber egal, man kann diese Dinge ja nicht oft genug wiederholen –

weil die Leute viel zu wenig auf den verdienstvollen unabhängigen Medien des Internets (von denen obige Sendung selbstverständlich eine ist, sogar mit 350.000 Klicks eine gut besuchte, wenn man mal davon absieht, dass Deutschland 83 Millionen Einwohner hat) sondern leider auf den falschen Kanälen unterwegs sind) –

aber ich vermisse die Lösungansätze – hier saßen doch Menschen mit lebenslanger Erfahrung auf diesen Gebieten.

 

 

Fast drei Stunden lang referierte die Gruppe dann über unsere westlichen Werte beziehungsweise die verschiedensten Geschwürbildungen des heutigen gesellschaftlichen Systems

Sehr interessant zu hören. Und ja, man kann viel dabei lernen, oder, wenn man es schon mal gehört hat, sich noch einmal ins Bewusstsein rufen:

Albrecht Müller (bei 6:50): Alle unsere Lebensverhältnisse bis in den privaten Bereich hinein werden kommerzialisiert, das Fernsehen ist kommerziell kaputtgemacht worden.

Peter König (bei 14:00): Er sieht die Ethik verschwinden selbst bei internationalen Organisationen wie der Weltbank oder dem IWF (waren sie denn jemals dort vorhanden? Anmerkung IH). Alles wird heute privat isoliert die Sozialbereiche, die Wasserversorgung, das Erziehungswesen.

Ken Jebsen (bei 24:50): Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist ein internationaler Kredithai. Wer dorthin geht als Staat, der hat die Knarre direkt an der Schläfe, der darf sich nicht wundern.

Bei 34:20: Die Banken werden jetzt nicht mehr vom Steuerzahler gerettet, sondern die Banken retten sich selber, indem sie den Menschen, die Geld auf dieser Bank hinterlegt haben, das Geld klauen.

Bei 39:30: Die neoliberale Propaganda erzählt den Menschen dauernd: Uns geht es gut, aber vielen vielen Menschen draußen im Lande geht es eben überhaupt nicht gut.

Bei 56:40: Die Demokratie wird heute ausgehöhlt durch unsere Finanzindustrie, und die Politiker sagen: Das ist eine Notwendigkeit, damit müssen wir leben!

Bei 1:04:40: Die Strategie gegenüber Syrien ist, dieses Land auszuhungern, und bei diesem Boykott macht Europa mit.

Bei 1:05:30: Die Menschen applaudieren dem Braindrain Syriens, das heißt den vielen Flüchtlingen, die dieses Land (und natürlich auch viele andere Länder) verlassen, weil sie glauben, das ist gut für Deutschland, denn Deutschland bekommt dann viele Fachkräfte, die es unbedingt brauche. Was das aber für die verschiedenen Länder außerhalb Deutschlands bedeutet, die gute Kräfte verlieren, sehen die Menschen hier in Deutschland nicht.

Bei 1:19:20: Über die Gefahr der Militarisierung eines jeden Konfliktes in der Welt, weil der Bürger sich nicht mehr über einen wirklich unabhängigen Journalismus informieren und sich eine vom Mainstream unabhängige Meinung bilden kann kann.

Bei 1:28:00: Die SPD ist seit 1973 unterwandert worden.

Bei 1:28:30: Die Medien sind heute über den ganzen Globus verteilt derselbe Einheitsbrei, 90 Prozent der Nachrichten kommen von nur sechs anglo-amerikanischen Medienkorporationen.

Bei 1:30:00: Über das Wirken der Troika in Griechenland und über korrupte Politiker, die die Menschen betrügen, das heißt den einfachen Leuten das Geld wegnehmen.

Bei 1:35:15: Das ist die Art und Weise, wie die Troika und der Internationale Währungsfonds (IWF) funktionieren: Das ist Terrorismus. Das sind die wahren Terroristen! Das ist neoliberaler Faschismus (bei 1:35:30).

Bei 1:47:15: Peter König hat mit Blick auf Karl Marx dann doch etwas Hoffnung hinsichtlich der Entwicklung in der Welt, weil Karl Marx mal gesagt hat, dass es nur 5 Prozent der Bevölkerung bedarf, um eine Revolution anzuzetteln (leider wurde dann nicht weiter darüber diskutiert, was denn nach dieser Revolution, so es sie denn geben sollte, als neues und besseres gesellschaftliches System eingerichtet werden sollte; Anmerkung IH)

Bei 2:00:40: Die Globalisierung hat dazu geführt, dass die amerikanischen Konzerne und Banken riesige Gewinne gemacht haben, weil die Löhne in China sehr gering waren, und in Bangladesch und in Pakistan sind sie noch geringer.

Bei 2:01:10: Kaum jemand hier weiß, dass 50 Millionen der Amerikaner von Essensmarken leben.

Ken Jebsen fragt dann doch bei 2:02:20: Wie kommen wir denn raus aus diesem System? Angeboten wurde in der Diskussion eine „wirklich wilde Epoche, die vor uns liegt“, die „garantiert auch zur Revolution führen wird“ (Anmerkung IH: Kann sein, aber was kommt danach? Vorschläge?).

Bei 2:03:10 glaubt Ernst Wolff, dass der Kapitalismus seine innere Struktur geändert hat im Vergleich zu früher, als er noch nicht unter der ungehemmten Diktatur der Finanzindustrie stand.

Bei 2:04:10 fragt Albrecht Müller: Und wie soll es dann zur Revolution kommen? Er verweist auf sein Buch „Meinungsmache“ und darauf, dass die Leute durch diese ruhiggestellt werden. Albrecht Müller ist nicht gegen diese Revolution, aber dann doch mit einem „Stück Nüchternheit“.

Anmerkung IH: Also das System soll gerne revolutionär explodieren, aber doch nüchtern und besonnen … Ich bin nicht so sicher, ob die bisherigen und zukünftigen „Berufsrevolutionäre“ dieser Welt Albrecht Müller bei sich hätten mitmachen lassen.

Bei 2:06:00: Ken Jebsen ist kein Freund der Revolution sondern einer der Evolution.

Anmerkung IH: Na endlich mal noch jemand, der von diesem Revolutionsmist (der natürlich trotzdem alle Chancen hat einzutreten) nichts wissen will, weil dieser nur zerstörend wirken wird, ohne dass diese Gesellschaft eine Perspektive davon hat, wo sie denn im Sozialen – nach der Revolution – hin will; siehe dazu hier auf Umkreis-Online die Rubrik Revolutionen sowie zum Beispiel den Artikel hier:

Sozialer Neuanfang statt Revolutionen und Bürgerkriege

Peter Koenig sah trotzdem einen „Funken Hoffnung“. Das habe ich bereits hier behandelt.

Bei 2:20:00: Albrecht Müller berichtet von 100.000 Besuchern jeden Tag auf den Nachdenkseiten. Er sieht (bei 2:23:45) die Notwendigkeit des Aufbaus einer medialen Gegenöffentlichkeit, einer publizistischen Gegenbewegung, gegen die natürlich ein ungeheurer Widerstand bereits jetzt am laufen ist.

Bei 2:26:00: Ernst Wolff zu der sehr großen Kriegsgefahr, unter der wir im Moment leben.

Bei 2:29:30: Ken Jebsen: Wir befinden uns in einem Medienkrieg, in dem die totale Verdummung herrscht.

 

 

Nach diesen fast drei Stunden Diskussion kamen dann ein paar Schlussworte 

Von diesen fand ich das von Ernst Wolff das kürzeste und beste.

Auf den Beitrag von Peter König, der die ganze Schmach und das Versagen Deutschlands zum Ausdruck brachte, habe ich ja bereits hier hingewiesen.

Ken Jebsen hatte gefragt (bei 2:30:30):

Wie bringen wir Menschen dazu, ganz abgesehen von den herrschenden Parteien, ihre Angelegenheiten in die eigenen Hände zu nehmen? 

Ernst Wolff dazu (bei 2:30:50): Indem wir die Leute aufklären, ganz einfach.

Anmerkung IH: In der Tat, die unabhängigen Medien des Internets erfüllen diese Aufgabe der Aufklärung über die kriminellen und korrupten Machenschaften der Mächtigen, die Rudolf Steiner bereits vor fast 100 Jahren immer wieder gefordert und angemahnt hat.

Leider erfolgt jedoch von dieser Seite aus keine Beschäftigung mit dem, was aus diesem ganzen Dilemma, das ja auch in dieser verdienstvollen Sendung wieder dargestellt wurde – herauszuführen, nämlich mit dem, worauf Rudolf Steiner ebenfalls immer wieder hingewiesen hatte: nämlich die Soziale Dreigliederung (siehe dazu zum Beispiel hier und hier und hier). Was würde es bedeuten, wenn in einer aufklärenden Sendung wie dieser, die erfreuliche fast 350.000 Klicks bis jetzt (Stand Januar 2016) erhalten hat, zusätzlich zu dieser Aufklärung über die Missstände der Zeit auf diese Soziale Dreigliederung als dem Heilmittel hingewiesen würde.

Im einem der letzten Artikel schrieb ich zu dieser Sozialen Dreigliederung:

Ein Aufwachen wird letztlich nur darin bestehen können, dass dieser korrupte und bankrotte Parlamentarismus reformiert wird in ein eigenständiges, souveränes, das heißt vom Wirtschaftsleben und seinen Lobbyisten unabhängiges Rechtsleben (Politik), das sich sowohl aus den Angelegenheiten des zweiten sozialen Gliedes der Gesellschaft, nämlich der Wirtschaft, als auch aus den kulturell-geistigen Angelegenheiten des dritten Gliedes einer Gesellschaft (Kultur, Ausbildung, Schule, Universitäten und so weiter) vollständig heraushält.

Dem Wirtschaftsleben als eigenständigem und souveränen Glied eines sozialen Lebens wird man die Politik nicht mehr vorschreiben können, mit wem es Handel treiben darf und mit wem nicht. Wirtschaftssanktionen gegen zum Beispiel Russland wird die Politik nicht mehr anordnen können. Auch Rettungen von Banken und Unternehmen, die ruinös gewirtschaftet haben, wird es nicht mehr geben.

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