Zum Nationalen Ethikrat

 

von Ingo Hagel

 

Die FAZ beklagte vor kurzem unter anderem den Widerspruch zwischen dem angeblich so unabhängigen Nationalen Ethikrat der Bundesrepublik Deutschland und der Tatsache, dass die Mitglieder dieses Ethikrates von der Bundesregierung vorgeschlagen und vom Bundespräsidenten ernannt werden. Tatsächlich: Kann man ernsthaft bei diesem Verfahren die geistige Unabhängigkeit dieses Ethikrates erwarten? Der Autor schrieb weiter:

Die Unabhängigkeit der Mitglieder soll durch das Verbot der gleichzeitigen Mitgliedschaft in Parlament oder Regierung sichergestellt werden. Das ändert nichts daran, dass solche Empfehlungen den Sachverhalt der Kumpanei erfüllen. Ziel sei nicht Rat von Experten, sondern die „wissenschaftliche“ Bestätigung von Regierungsmaßnahmen gegenüber der Öffentlichkeit, sagt der Konstanzer Ökonom Friedrich Breyer. Eine wissenschaftsgläubige Welt braucht Legitimationsgremien für politisches Handeln.

Und dieses benötigte Legitimationsgremium schafft sich die Politik im Falle dieses Nationalen Ethikrates selber. – 

Nur zum Beispiel, denn man könnte ja auch lange Artikel schreiben über die Finanzierung der sogenannten deutschen „Qualitätsmedien“ durch die Politik mit hunderten von Millionen Euro. 

 

Wenn der Autor im Untertitel dieser Kolumne beklagt, dass 

sich Wissenschaftler von der Politik instrumentalisieren lassen,

dann kann man sich fragen: Na und? Schwache Menschen und den oben zitierten „Sachverhalt der Kumpanei“ hat es doch immer gegeben – und wird es in diesem alten politischen System eines Einheitsstaates immer geben. Wäre der Autor dieser Kolumne etwas mehr auf Zack, dann würde er die Frage stellen, wie die Auswirkungen und Folgen dieser schwachen Menschen verhindert werden können. Vermieden kann so Etwas eben nur werden, wenn man so ein Beratergremium völlig herauslöst aus dem politischen Leben. 

 

Aber nicht nur dieses Gremium eines Ethikrates muss aus diesem Einheitsstaat herausgelöst werden, 

sondern überhaupt das gesamte wissenschaftliche Leben muss aus diesem Einheitsstaat –

der alles unter sich hat, bestimmt und reguliert: nicht nur die Politik, sondern auch das geistige und wissenschaftliche Leben und die Wirtschaft, die dadurch, nebenbei gesagt, ebenfalls immer weiter den Bach runter geht –

herausgelöst werden und finanziell auf eigene, unabhängige Füße und Beine gestellt werden. Was ist von der Unabhängigkeit und Wahrhaftigkeit eines Beratergremiums, von Experten, Wissenschaftlern denn zu erwarten, wenn deren Leben, Karriere und finanzielle Grundlage darauf beruht, das ihre wissenschaftliche „Expertenmeinung“ bloß nicht von der politischen Meinung abweicht? Natürlich Nichts! 

Wir stehen immer stärker in der Wahrnehmung, der Fühlbarkeit dieser misslichen Angelegenheit. 

Mittlerweile merkt es rein vom Phänomen her auch ein Autor der FAZ, aber diese Verhältnisse werden immer schlimmer werden und immer ungeheuerlicher, bis die Leute sich dazu herbeilassen werden, doch in ihren Fragen nicht immer so an der Oberfläche herumzukratzen und bloß Phänomene zu beschreiben –

was ja in der heutigen Zeit, in der die freie Meinungsäußerung immer stärker beschränkt wird, schon so eine Art Verbrechen sein kann, das bestraft oder wenigstens „reguliert“, d.h. mundtot gemacht werden muss – 

sondern gedanklich doch etwas tiefer zu bohren. Dann werden sie auf andere Antworten kommen und daher dann auch darauf, andere soziale Forderungen zu stellen. 

 

Und eine dieser Forderungen lautet eben: Soziale Dreigliederung! 

Löst das gesamte wissenschaftliche und geistige Leben aus der Politik heraus, schafft ein freies Geistesleben – 

mehr dazu und überhaupt zur Sozialen Dreigliederung hier auf Umkreis-Online –

wozu dann natürlich auch gehört, dass die Schulen und Ausbildungsstätten aus der Politik herausgelöst werden. Dies allein ist die einzige mögliche Grundlage für ein fruchtbares Fortkommen in dieser Richtung.  

 

Die Menschen haben Angst vor einem solchen freien geistigen Leben, 

weil sie an die Wissenschaft eben nur glauben, wie auch das oben angeführte Zitat noch einmal belegt:

Eine wissenschaftsgläubige Welt braucht Legitimationsgremien für politisches Handeln.

Diese „wissenschaftsgläubige Welt„, die Erkenntnis und Wissenschaft nicht mehr in sich selber erleben kann, fordert daher, dass es so eine Art Erkenntnis-Papst geben muss –

also Jemanden oder so ein oberstes Gremium, Parteitag oder so –

die die Kralle auf dieser Erkenntnis haben und sagen, was Sache ist, also dogmatisch bestimmen, was Erkenntnis ist –

woran man also „glauben“ darf – 

und was keine Erkenntnis mehr ist, woran man also nicht mehr „glauben“ darf, was also Ketzerei, und was daher entsprechend behandelt werden muss. 

 

Wir sind also in einem völligen Erkenntnisbankrott gelandet, 

der dann selbstverständlich auch unser gesamtes soziales Leben bestimmt. Herauskommen aus diesem Erkenntnisbankrott wird man nur, wenn in möglichst vielen Menschen sich das Erlebnis dessen, was Erkenntnis und Erkenntnisleben wirklich sein kann – und was sich dann in den entsprechenden sozialen Förderungen realisieren wird. Dagegen werden alle alle Forderungen nach einem doch bitte nicht mehr bösen, sondern guten Erkenntnis-Papst, der wieder im guten Sinne reguliert und bestimmt, was man „glauben“ darf und was nicht, die Karre des sozialen Lebens, die tief im Dreck steckt, immer nur weiter in diesen Sumpf hineinstoßen.  

 

Auf dem Gebiete des geistigen Lebens ist der Kampf erlaubt und am Platz.

Wenn er dort verboten wird und sich in den Ideen und Begriffen, die miteinander ringen dürfen, nicht mehr ausleben kann –

weil kaum noch Jemand Begriffe und Ideen fassen kann, oder weil Alle sich das Denken abgewöhnt haben – oder es ihnen abgewöhnt oder verboten worden ist –

dann wird sich dieser Kampf, der im Inneren erlaubt und am Platz und gesund ist, sich dann eben sehr ungesund im Äußeren ausleben. Auch dabei denke ich wieder an den Satz Rudolf Steiners (GA 185a), bei dem dieser seine Zuhörer bat, ihn

„sich recht zu Herzen zu nehmen, denn dieser eine Satz kann unter anderem Richtkraft für soziales Denken in der Zukunft geben. Dieser eine Satz ist der: Man reicht aus, ohne dass man Ideen hat, in Zeiten von Revolutionen und Kriegen, man kann aber nicht ausreichen ohne Ideen in Zeiten des Friedens; denn werden die Ideen in Zeiten des Friedens rar, dann müssen Zeiten von Revolutionen und von Kriegen kommen. – Zum Kriegführen und zu Revolutionen braucht man keine Ideen. Um den Frieden zu halten, braucht man Ideen, sonst kommen Kriege und Revolutionen. Und das ist ein innerer spiritueller Zusammenhang. Und alle Deklamationen über den Frieden nützen nichts, wenn nicht diejenigen, die die Geschicke der Völker zu leiten haben, sich bemühen, gerade in Friedenszeiten Ideen zu haben. …. Wird eine Zeit ideenarm, so schwindet aus dieser Zeit der Friede. Man kann so etwas sagen; wenn die Menschen es nicht prüfen wollen, so werden sie es einfach nicht glauben. Aber an dem Unglauben an solche Dinge hängt das furchtbare Geschick der Gegenwart. Das ist ein solcher Richtsatz, den aufzunehmen außerordentlich wichtig ist für die Gegenwart und die nächste Zukunft“ (Hervorhebungen IH).

 

  

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