Zum intuitiven Denken der „Philosophie der Freiheit“

 

von Ingo Hagel

 

Rudolf Steiner charakterisiert in der „Philosophie der Freiheit“ deren Art des Denkens als „intuitives Denken“:  

Vom lebendigen Ergreifen des in diesem Buche gemeinten intuitiven Denkens wird sich aber naturgemäß der weitere lebendige Eintritt in die geistige Wahrnehmungswelt ergeben.

Dieses „intuitive Denken“ ist aber gleichzeitig Wahrnehmung:

Denn, wenn auch einerseits das intuitiv erlebte Denken ein im Menschengeiste sich vollziehender tätiger Vorgang ist, so ist es andererseits zugleich eine geistige, ohne sinnliches Organ erfaßte Wahrnehmung.

Dieses „intuitiv erlebte Denken“ der „Philosophie der Freiheit“ ist also neben der Tatsache, dass es eben ein Denken ist, auch Wahrnehmung – man kann daher auch völlig berechtigt sagen: Anschauung. Allerdings geistige Wahrnehmung und Anschauung.

 

Damit klärt sich noch einmal abschließend hier innerhalb der „Philosophie der Freiheit“ – 

nämlich auf der sozusagen letzten Seite derselben – das heißt vor deren Anhängen und Zusätzen zur Neuausgabe 1918 –

wenn man es nicht schon vorher – also nur zum Beispiel seit dem dritten Kapitel dieser „Philosophie der Freiheit“ – geahnt und erfasst hätte – 

die Sache mit der Beobachtung des Denkens beziehungsweise dem von Rudolf Steiner so oft und an so vielen Stellen erwähnten Denken als Anschauung und so weiter. –

Natürlich ist es fast überflüssig zu sagen, dass diese Sache sich, in dem ich sie hier hinschreibe, erst einmal nur theoretisch klärt. Es wird immer darauf ankommen, diese „Theorie“ in ein inneres Erlebnis überzuführen. Siehe dazu zum Beispiel auch hier. –

 

Aber bereits im fünften Kapitel der „Philosophie der Freiheit“ weist Rudolf Steiner ja darauf hin, 

dass Intuition auf dem Gebiete des Denkens das darstellt, was im Bereich der Wahrnehmungswelt die Beobachtung ist (GA 4 S. 95): 

Im Gegensatz zum Wahrnehmungsinhalte, der uns von außen gegeben ist, erscheint der Gedankeninhalt im Innern. Die Form, in der er zunächst auftritt, wollen wir als Intuition bezeichnen. Sie ist für das Denken, was die Beobachtung für die Wahrnehmung ist.

Ausführlich heißt das dort so:

… Diesen Inhalt bringt das Denken der Wahrnehmung aus der Begriffs- und Ideenwelt des Menschen entgegen. Im Gegensatz zum Wahrnehmungsinhalte, der uns von außen gegeben ist, erscheint der Gedankeninhalt im Innern. Die Form, in der er zunächst auftritt, wollen wir als Intuition bezeichnen. Sie ist für das Denken, was die Beobachtung für die Wahrnehmung ist. Intuition und Beobachtung sind die Quellen unserer Erkenntnis. Wir stehen einem beobachteten Dinge der Welt so lange fremd gegenüber, so lange wir in unserem Innern nicht die entsprechende Intuition haben, die uns das in der Wahrnehmung fehlende Stück der Wirklichkeit ergänzt. Wer nicht die Fähigkeit hat, die den Din- gen entsprechenden Intuitionen zu finden, dem bleibt die volle Wirklichkeit verschlossen. Wie der Farbenblinde nur Helligkeitsunterschiede ohne Farbenqualitäten sieht, so kann der Intuitionslose nur unzusammenhängende Wahrnehmungsfragmente beobachten. 

Man wird also der Gedanken ansichtig in der Intuition, im „intuitiven Denken„. 

Das Ergreifen und Erfassen von Ideen in der Intuition ist ein Gewahrwerden dieser Ideen – also ein Anschauen. Das „intuitive Denken“ der „Philosophie der Freiheit“ ist daher ein Wahrnehmen des Denkens, eine geistige Wahrnehmung, ein Anschauen des Denkens. Nur muss man sich auf diesem Gebiet von allen Erwartungen, die man aus der sinnlichen Welt an ein Wahrnehmen mitbringt, verabschieden. Alle Passivität, die dort natürlich ist, muss auf dem Gebiete des „intuitiven Denkens“ überwunden werden: 

Denn, wenn auch einerseits das intuitiv erlebte Denken ein im Menschengeiste sich vollziehender tätiger Vorgang ist, so ist es andererseits zugleich eine geistige, ohne sinnliches Organ erfaßte Wahrnehmung. Es ist eine Wahrnehmung, in der der Wahrnehmende selbst tätig ist, und es ist eine Selbstbetätigung, die zugleich wahrgenommen wird. 

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