von Ingo Hagel
In dieser Sequenz im Film „Top Gun – Maverick“ (2022) ruft zu Beginn des schwierigen Luftangriffs auf irgendeinen „Schurkenstaat“ der unsicher gewordene Pilot Rooster in seiner Not seinen verstorbenen Vater –
man muss diese Einbeziehung der Toten in das Handeln der Lebenden nicht unbedingt für bloß „poetisch“ halten nach dem Muster: Das sagt man halt so, wenn es einem ans Leder geht –
um Hilfe und Eingebung an (bei 3:35) –
Sprich zu mir, Vater!
und der sagt ihm:
Los, Junge, du kriegst das hin. Denke nicht, tue es einfach.
Der Film ist allerdings so geschnitten und im Audio so zusammengefügt, dass es auch Maverick sein könnte, der das Rooster auf die Entfernung sozusagen ermunternd zuruft – beziehungsweise dass es Rooster zu sich selber sagt. Aber der Aufruf zu einem nicht durch den Gedanken getragenen Handeln bleibt auch so bestehen. Jedenfalls macht durch diesen nicht gedankengetragenen Handlungsimpuls die Mission wertvolle Zeit gut.
Dann ist da diese Stelle, wo Maverick und Rooster
über feindlichem Gebiet abgeschossen worden sind, sich streiten, und Maverick zu Rooster sagt:
Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht?
Rooster, der durch seine instinktive Tat Maverick gerade das Leben gerettet hat, rechtfertigt sich gegenüber diesem (bei 2:40):
Du hast mir gesagt, ich solle nicht denken.
Wir lernen: Nicht denken kann Leben retten.
Und schließlich gibt es in diesem Film noch diese Sequenz zum Thema Nicht-Denken,
in der die beiden Piloten über feindlichem Gebiet von technisch überlegenen feindlichen Kampfjets entdeckt werden und Rooster in dieser aussichtslos erscheinenden Situation zum Piloten Maverick sagt (bei 1:40):
Denke nicht, mach’ einfach! (Don’t think, just do!)
Wie Maverick haben wir dann im Heimkino wahrscheinlich ebenfalls instinktiv den Steuerknüppel zwischen unseren Beinen immer wieder herum- und hin- und hergerissen und die Bordkanone betätigt.
Und dann, nachdem in dieser nur noch ein paar letzte Schuss übrig sind,
ruft Rooster Maverick in diesem Luftkampf zu (bei 4:20):
Du schaffst das! (You can do this!)
Anmerkung IH: Den Satz kennen wir doch – allerdings in der Wir-Form.
Wir als Praktiker sind natürlich alle schwer begeistert von solchen zielführenden Sprüchen, die unabhängig von allen gegebenen Fakten von der Überlegenheit der eigenen Mission und Person und dem Gelingen des eigenen Handelns zeugen.
Bei einer derartigen Häufung dieses Themas in diesem Film
Denke nicht, mach’ einfach! (Don’t think, just do!)
kann man davon ausgehen, dass das kein Zufall eines flapsigen Drehbuchautors ist, der nicht wusste, was er da an coolem Dialog hinschreibt. –
bei 0:20: Listen, just be cool. –
Viele Menschen sind in diesen schweren Zeiten für solche Anweisungen zum Nicht-Denken dankbar, die –
wenn schon nicht aus dem vom Gedanken durchlichteten Herzen und der geistdurchdrungenen Seele, dann doch wenigstens –
von ganz tief unten aus den Eingeweiden zu Einem sprechen.
Dieses Thema des nicht Denkens, sondern Tuns
scheint besonders dort im Westen ein sehr Bedeutendes zu sein. Man kann zu dem Eindruck kommen, diese ganze Sache mit
Denke nicht, mach’ einfach! (Don’t think, just do!)
zeugt von einer völlig anderen Herangehensweise dort an die Erscheinungen und Probleme des Lebens und wie sie zu behandeln sind als die in Rudolf Steiners „Philosophie der Freiheit“ geschilderte Erfassung, Beobachtung und Erfahrung des Denkens sowie das auf einem solchen intuitiven Denkerlebnis ruhende Handeln darstellt –
siehe dazu auch hier auf Umkreis-Online.
In der „Philosophie der Freiheit“ geht es nicht nur um den Handelnden,
sondern um den aus Erkenntnis Handelnden (S. 21):
Ist ein Unterschied zwischen einem bewußten Beweggrund meines Handelns und einem unbewußten Antrieb, dann wird der erstere auch eine Handlung nach sich ziehen, die anders beurteilt werden muß als eine solche aus blindem Drange. Die Frage nach diesem Unterschied wird also die erste sein. Und was sie ergibt, davon wird es erst abhängen, wie wir uns zu der eigentlichen Freiheitsfrage zu stellen haben.
Was heißt es, ein Wissen von den Gründen seines Handelns haben? Man hat diese Frage zu wenig berücksichtigt, weil man leider immer in zwei Teile zerrissen hat, was ein untrennbares Ganzes ist: den Menschen. Den Handelnden und den Erkennenden unterschied man, und leer ausgegangen ist dabei nur der, auf den es vor allen andern Dingen ankommt: der aus Erkenntnis Handelnde.
Der Westen will nicht den aus Erkenntnis Handelnden, sondern nur den Handelnden.
Was zu handeln ist, ergibt sich dort nicht aus der gedanklichen Intuition eines erlebten Denkens, sondern aus den egoistischen Motiven der jeweiligen handelnden Fraktion. Im Grunde kennt der Westen das handelnde Individuum nicht, sondern immer nur die handelnde Gruppe, das Team:
Denke dran: Wir sind im gleichen Team.
Sagt Maverick zu Rooster (bei 0:35). Ich habe mich immer gefragt, was dieser redundante Satz an dieser Stelle soll. Das sollte doch für einen Copiloten auch in einem amerikanischen Kampfjet selbstverständlich sein, dass er Teil eines Teams ist. Aber das Wesentliche ist, dass das eben mal wieder ausgesprochen und betont wird: Wir handeln nicht aus dem Individuum, nicht aus freien Intuitionen heraus, sondern aus der Gruppe heraus.
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