von Ingo Hagel
Der erste Teil zu diesem Artikel findet sich hier.
Mit dem Verfolgen dieses Themas eines wortlosen Erleben von Begriffen und Ideen bewegen wir uns also auf etwas zu, was durchaus in seiner Qualität übersinnlicher Natur ist. –
In seiner Qualität! Auf der Ebene der „Philosophie der Freiheit“ allerdings nicht in seinen Inhalten! Diese sind nicht in dem Sinne übersinnlich, in dem sie bereits Inhalte der realen geistigen Welt darstellen – also Imagination, Inspiration und Intuition. Aber sie sind eben über-sinnlich, indem die wortlose, nicht-sinnliche Natur des Begriffs erlebt wird. –
Denn – wie zu Beginn des vierten Kapitels der „Philosophie der Freiheit“gesagt – was ein Begriff ist, kann nicht sinnlich – also in Worten oder Buchstaben – ausgedrückt werden:
… Was ein Begriff ist, kann nicht mit Worten gesagt werden. …
Das ist alles zwar durchaus phänomenologisch und: beobachtet – aber doch sehr rätselvoll. Das Rätsel, was denn nun ein Begriff in Wirklichkeit ist, wird zwar angesprochen, allerdings nicht in der „Philosophie der Freiheit“ gelöst. Aber dieses Rätsel gehört in diese hinein – beziehungsweise die „Philosophie der Freiheit“ stößt durch die sinnlichkeitsfreie Natur ihres reinen Denkens an dieses Rätsel an. Es kann daher nicht weggelassen werden.
Immer mal wieder weist Rudolf Steiner in der einen oder in der anderen Weise darauf hin,
dass das Denken die erste Perle der Hellsichtigkeit ist. Eine Perle, die als reines Denken –
zum Beispiel der reinen Gedanken der „Philosophie der Freiheit“, also erstmal nur rein gedanklich und philosophisch –
noch nichts real Übersinnliches wahrnimmt, aber bereits die Qualität dieses übersinnlichen Wahrnehmens in sich birgt und realisiert.
… Worte können nur den Menschen darauf aufmerksam machen, daß er Begriffe habe. …
Die ganze „Philosophie der Freiheit“ ist – neben vielem Anderen – auch ein Auf-etwas-Wortloses-Aufmerksamkeitsmachungsprojekt. Deren reines Denken ist erstmal nur so eine Art kosmisches Trockenschwimmen in reinen, sinnlichkeitsfreien Begriffen innerhalb des gewöhnlichen Bewusstseins –
die zwar sinnlichkeitsfrei sind, aber nicht sinnfrei, denn durch die „Philosophie der Freiheit“ kommt man zur Freiheit und zur Liebe der Handlung. –
Worte können nur den Menschen darauf aufmerksam machen, daß er Begriffe habe.
Habe: Das heißt: dass der Mensch doch Begriffe haben möge – denn er hat keine Begriffe in seinem gewöhnlichen Bewusstsein, solange er keine sinnlichkeitsfreien Begriffe hat. Die inneren Vorstellungsbilder von Sinnlichem im Bewusstsein des Menschen sind keine wirklichen Begriffe – und die auf Sinneswahrnehmungen deutenden Begriffe – beziehungsweise Worte – erst recht nicht. Der Mensch möge sich also diese wirklichen, sinnlichkeitsfreien Begriffe in einem reinen Denken erst erarbeiten. Es gibt keine bessere Anleitung dazu als Rudolf Steiners „Philosophie der Freiheit“.
Was ein Begriff ist, kann nicht mit Worten gesagt werden. …
Ja, aber Potztausend! Da haben wir uns doch wirklich durch die vielen Seiten an Worten zum Beispiel des dritten Kapitels über
Das Denken im Dienste der Weltauffassung
durchgearbeitet und unser Gehirn verknotet, um jetzt lesen zu müssen, dass die Worte, mit denen wir dieses Kapitel gelesen, rekapituliert und hin und her gewälzt und „gedacht“ haben, und die in unserem Kopf geklungen haben, gar keine Begriffe sind, sondern nur darauf deuten.
Das ist natürlich mal wieder eine dieser Stellen in dieser „Philosophie der Freiheit“, die den Leser darauf aufmerksam machen, auf welche nicht mehr in Worten ausdrückbare geistige Sphäre er sich mit diesen Gedanken, Begriffen und Ideen in Wortform der „Philosophie der Freiheit“ eigentlich zubewegt – und an die er rührt, wenn er das erlebend nachvollzieht.
Wie verhält man sich als Leser dieses Buches nun, wenn man erfahren hat,
dass die wirklichen Begriffe nichts mit Worten zu tun haben? Mit was haben die Begriffe denn dann zu tun, wenn nicht mit Worten? –
Also jenem schwingenden Schallklang, der uns nur in die Ohren sticht oder als Buchstabenlicht in die Augen beißt, wenn wir nicht zu einer Intuition kommen können, was mit diesem Schall oder dem Licht gemeint sein könnte. –
Wenn ich einen Begriff wirklich erfassen, anschauen, beobachten, erleben will, dann muss ich letztlich darauf gefasst sein, dass ich etwas vor mir haben werde, was eben nicht mehr ein Wort ist.
Was habe ich denn dann vor mir – beziehungsweise in mir?
Und: In was für eine Sphäre gelange ich da in mir? In was für eine neue Ebene meines eigenen menschlichen Wesens gelange ich da, indem ich einen Begriff erlebe – aber nun wortlos – den ich danach, also erst sekundär, in die Wortleichname der toten Sprache presse –
vor allen Dingen, wenn diese gedruckt ist –
die nur noch deuten kann? –
Aber das kann die Sprache schon, wenn die entsprechende Erlebnisgrundlage beim Sprechenden – oder Schreibenden – gegeben ist. Sie ist dazu allerdings immer darauf angewiesen, dass das geistig Befruchtende in ihr vom Hörenden und Lesenden auch intuitiv empfangen und umgesetzt wird. –
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