von Ingo Hagel
Teil 21 der beliebten Artikelserie.
Letztlich wird es dieses – seit viel zu langer Zeit fehlende – geistige Leben der Menschen hier in Europa und sonstwo sein,
das Ihnen das bescheren wird, was Rudolf Steiner in seinen verschiedenen Ausführungen – nur zum Beispiel – zu dieser kommenden Seelennot der Menschen damals gesagt hatte.
Es ist ja auch gar kein anderer Punkt erkennbar, an den geistig angeknüpft werden könnte. Die alten Zeiten und Möglichkeiten eines geistigen Anknüpfens sind von Rudolf Steiner damals voll ausgeschöpft worden. Wer glaubt denn heute noch, dass – nur zum Beispiel – die Vorträge, die Rudolf Steiner damals für eine –
nicht anthroposophische, aber anthroposophisch interessierte! –
Öffentlichkeit, für Arbeiter und ganz normale Menschen gehalten hat, heute noch so gehalten werden. Für diese Dinge ist heute im Großen kein solcher geistiger Hunger und kein Auffassungsvermögen mehr da.
Ich sage nicht, dass die seelische Not nicht da ist. Aber ein geistiger Hunger und ein geistiges Verständnis, die realen, tatsächlichen Probleme um einen herum – und das wird immer mehr werden – dort anzugehen, wo sie nun wirklich sachgemäß angegangen werden müssen, der ist nicht da. Dieser geistige Hunger muss in diesem durch und durch verbolschewisierten –
das heißt den Geist ablehnenden und auf nichts anderes sehen und nichts Andere verstehen wollende schönen Land Deutschland – und Europa! –
erst wieder kommen. Und er wird kommen durch die Seelennot.
So wie ich das immer wieder und öfters hier in Anlehnung an die verschiedenen Ausführungen Rudolf Steiners geschrieben habe – siehe dazu die Rubriken Bewusstsein aus dem Schmerz, zur Not, die immer größer werden muss sowie zur Gewalt der fürchterlichen Ereignisse.
Man kann sich ja heute mit all diesen Dingen die Finger wund schreiben,
ohne dass in den Menschen ein nennenswertes, ausreichendes, die Not wendendes Interesse und Verständnis für diese Dinge wahrzunehmen wäre. Machte doch Rudolf Steiner selber die Anthroposophen, zu denen er damals sprach, darauf aufmerksam, dass sie doch eigentlich an dem geistigen Kern der ganzen anthroposophischen Sache gar nicht interessiert wären, sondern stattdessen so eine Art besserer Sonntagnachmittagspredigt verlangten. Und so wird es halt eben immer weitergehen, bis die Not, die Seelennot, beim einzelnen Menschen angelangt sein wird. Das ist der Punkt, zu dem es kommen muss, und zu dem es kommen wird. Anders ist an die unzugänglichen Konstitutionen der heutigen Menschen überhaupt nicht mehr heranzukommen. Alles andere, das heißt die Möglichkeit, über die Bildung und Anregung von Gedanken etwas in den Menschen bewegen zu können, scheint heute viel zu weit weg zu sein.
Warum schreibe ich also noch? Doch nicht, weil ich noch glaube, etwas Größeres vor den Kulissen bewegen zu können. Ich schreibe, weil ich meine eigenen Gedanken klären möchte, die mir in meiner Seelennot auf der Seele brennen, und weil ich andere Menschen – so es sie denn interessiert – an diesen Gedanken teilhaben lasse. Vielleicht ist darin das Eine oder das Andere enthalten, was den einen oder den Anderen nachdenklich stimmt, was ihn vielleicht sogar etwas aufweichen oder für die großen Anliegen dieser Zeit erwärmen kann. Was dann weiterhin passiert, müssen wir – all diese Bemühungen vorausgesetzt – abwarten und mittragen.
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