Der Wirtschaftsweise Prof. Bofinger, Martin Schulz und die Angst der SPD Wähler, über die Globalisierung in Hartz IV und ins Bodenlose zu stürzen

 

von Ingo Hagel 

 

Die Leute sind heute alle so schlau, und wenn sie ganz schlau sind, dann dürfen sie studieren, und wenn sie noch schlauer sind, werden sie vielleicht Doktor oder Professor. Sollte es sich dann herausstellen, dass sie superschlau sind, dann könnten sie Wirtschaftsweiser werden, so wie der Professor Bofinger, dessen Vorschläge auf ein Anrecht auf eine Unterstützung bei Arbeitslosigkeit die FAZ zitiert:

Der Wirtschaftsexperte Peter Bofinger findet die Vorschläge des SPD-Kanzlerkandidaten zur Verlängerung des Arbeitslosengeldes I hingegen gut. „Martin Schulz hat in einem Punkt Recht: Die Globalisierung darf nicht dazu führen, dass Sicherheit auf der Strecke bleibt. Das Risiko, über Hartz IV ins Bodenlose zu stürzen, empfinden viele Menschen als große Belastung“, sagte er der „Nordwest-Zeitung“. Das Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung schlägt „eine Art Schadensfreiheitsrabatt“ in der Arbeitslosenversicherung vor: „Man könnte den Anspruch auf Arbeitslosengeld I abhängig davon verlängern, wie viele Beitragsjahre der Versicherte hat. Wer 30 Jahre lang gearbeitet hat und noch nie arbeitslos war, könnte dann länger Arbeitslosengeld I beziehen.“

Der Wirtschaftsweise Bofinger und eine SPD, die solche Vorschläge unterstützen, zielen also mit Blick auf den Bundestagswahlkampf 2017 auf die Unterstützung bestimmter Wählergruppen, nämlich Menschen, die 30 Jahre lang gearbeitet haben. Was machen nur die anderen armen jungen Schweine –

hoffentlich sind es keine dummen Schweine, die dann auch noch die SPD und so weiter wählen –

die noch nicht 30 Jahre lang gearbeitet haben?

 

Oder diejenigen armen jungen Schweine, die nächstens mit Blick auf die Entwicklungen einer Industrie 4.0 – 

und der dadurch erfolgenden digitalen Vernetzung – ihren Arbeitsplatz verlieren werden oder gar nicht erst eingestellt werden?

Industrie 4.0 ist ein Begriff, der auf die Forschungsunion der deutschen Bundesregierung und ein gleichnamiges Projekt in der Hightech-Strategie der Bundesregierung zurückgeht, er bezeichnet ebenfalls eine Forschungsplattform. Die industrielle Produktion soll mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik verzahnt werden. Technische Grundlage hierfür sind intelligente und digital vernetzte Systeme. Mit ihrer Hilfe soll eine weitestgehend selbstorganisierte Produktion möglich werden: Menschen, Maschinen, Anlagen, Logistik und Produkte kommunizieren und kooperieren in der Industrie 4.0 direkt miteinander. Durch die Vernetzung soll es möglich werden, nicht mehr nur einen Produktionsschritt, sondern eine ganze Wertschöpfungskette zu optimieren. Das Netz soll zudem alle Phasen des Lebenszyklus des Produktes einschließen – von der Idee eines Produkts über die Entwicklung, Fertigung, Nutzung und Wartung bis hin zum Recycling.

Es gab verschiedene industrielle Revolutionen. Nun steht also die vierte dieser Revolutionen an:

Mit der Bezeichnung „Industrie 4.0“ soll das Ziel zum Ausdruck gebracht werden, eine vierte industrielle Revolution einzuleiten. Die erste industrielle Revolution bestand in der Mechanisierung mit Wasser- und Dampfkraft, darauf folgte die zweite industrielle Revolution: Massenfertigung mit Hilfe von Fließbändern und elektrischer Energie, daran anschließend die dritte industrielle Revolution oder digitale Revolution mit Einsatz von Elektronik und IT (v. a. die speicherprogrammierbare Steuerung) zur Automatisierung der Produktion. 

Durch die dabei erfolgende digitale Vernetzung

soll es möglich werden, nicht mehr nur einen Produktionsschritt, sondern eine ganze Wertschöpfungskette zu optimieren.

Natürlich liegt es auf der Hand, dass viele Arbeitsplätze in der Industrie in der nächsten Zeit nicht mehr benötigt werden, weil der technische Fortschritt sie überflüssig machen wird.

 

Darüber hinaus gibt es natürlich noch ein paar andere Revolutiönchen, die Arbeitsplätze vernichten werden:

Elektroauto: Frühzeitige Jobvernichtung – Daimler-Spitze will der Umstellung auf Elektroantriebe vorgreifen und schon mal Stellen streichen.

… Dennoch soll die Umstellung offensichtlich als Rechtfertigung dafür herhalten, schon jetzt Arbeitsplätze zu streichen. Der Hintergrund: Für die Herstellung elektrischer Antriebe werden deutlich weniger Arbeitsstunden benötigt als für herkömmliche Motoren.

Klar, dass die Industriegroßkopfeten solchen Einsparungspotenzialen mit feuchten Augen und Näschen entgegenfiebern.

 

Wenig revolutionär ist daher das, was der superweise Professor Bofinger angesichts dieser industriellen Revolutionen sagt 

Bofinger wartet ja auch schon mal mit so superweisen und revolutionären Vorschlägen wie der Abschaffung des Bargelds auf. Professor Bofinger möchte nicht etwa das entwürdigende Verfahren von Hartz IV abschaffen. Er möchte nur das Arbeitslosengeld von den Zeiten einer vorangegangenen – und jetzt und in Zukunft immer unsicherer werdenden – Beschäftigungszeit abhängig machen. Dieses Verfahren begegnet den Konsequenzen der industriellen Umwälzungen, vor denen wir standen und weiter stehen werden, in keiner Weise – und ist daher als nichts anderes als Blödsinn – und Wahlkampf – zu bezeichnen. Professor Bofinger, Martin Schulz, die SPD – und wer weiß, wer all diesen Dingen sonst noch nachhängt – sind angesichts der industriellen Revolution 4.0 in keiner Weise als Vertreter einer sozialen Revolution 4.0 zu bezeichnen.

 

Die wirkliche soziale Revolution – 

auch angesichts der immer weiter um sich greifenden Automatisierung, aber natürlich nicht nur deswegen – kann daher nur in der Forderung liegen, dass Arbeit keine Ware mehr sein darf. Die wirkliche soziale Revolution muss fordern, dass das Einkommen eines Menschen von dessen möglichem Arbeitsplatz und Arbeitsverhältnis zu entkoppeln ist. Die industriellen Revolutionssignale stehen auf volle Fahrt. Diese technischen Entwicklungen müssen sich zwangsläufig immer weiter entwickeln. Sie sind weder aufzuhalten noch abzulehnen, da sie den Menschen aus sklavenhaften und schläfrigen Arbeitsverrichtungen – zu möglicher höherer geistiger Tätigkeit – befreien. Die Frage ist, ob die geistigen Antriebe der Menschen für die nötigen und ausgleichenden sozialen Revolutionen diesen technischen Entwicklungen gewachsen sein werden.

 

 

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