Politiker reden gerne vom “westlichen Wertesystem” – Verteidigt wird dieses dann durch Kriege, Folter, Unterdrückung, Lügen – Was kommen muss in 2015, um den berechtigten Protest der Menschen nicht ins Chaos auslaufen zu lassen

 

von Ingo Hagel

 

Immer wieder, wenn es eine neue Schweinerei zu begründen gilt, halluziniert unsere dekadente führende Klasse etwas von „westlichen Werten“. So erinnerte zum Beispiel Kanzlerin Merkel den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai daran,

dass die Nato „nicht nur ein Verteidigungsbündnis, sondern auch eine Wertegemeinschaft“ sei.

Na sowas! Und die Medien machen mit. Zum Beispiel schrieb die Zeitung Cicero zur Ukraine:

Die westlichen Werte stehen auf dem Spiel – Auf dem Maidan demonstrierten und starben die Menschen für westliche Werte

Auf dem Maidan starben sie für jene Werte, die die EU selbst nicht mehr ernst nimmt. Der Westen hat Putins Aggressionen zugelassen – und ihm zum Sieg verholfen. Bundespräsident Joachim Gauck hat daher recht, wenn er ein stärkeres militärisches Engagement fordert

Und das Intellektuellenblatt DIE ZEIT meinte:

Russlands Vorgehen gegen die Ukraine stellt die internationale Ordnung und das Wertesystem der EU infrage.

Verdienstvoll schrieb Evelyn Hecht-Galinsky zu diesen verlogenen westlichen Werten:

Kann man dieses Gerede vom “westlichen Wertesystem” eigentlich noch hören, dass es zu verteidigen gilt? Was sind das für Werte?

Ein Friedensnobelpreisträger, Drohnenkönig und “Tuesday Killing”-Präsident (1), der außer viel heißer Luft und großsprüchigen Ankündigungen so gut wie nichts Positives und Bleibendes erreicht hat in seiner Regierungszeit!

Ich übersetze mal einen Absatz aus dem oben zitierten Guardian über das „Dienstags-Töten“ des amerikanischen Friedensnobelpreisträgers Obama:

Da die Obama-Administration weitgehend das illegale Auslieferungsprogramm der CIA beendet hat, hat sie sich stattdessen darauf verlegt, sich ihrer Feinde über Drohnenangriffe zu entledigen. Die Menschen, die getötet werden sollen, werden in einem wöchentlichen Gegen-Terrorismus-Treffen – das als Terror-Dienstag bekannt geworden ist – dazu nominiert. Barack Obama, der den Vorsitz einnimmt und als mäßigende Kraft gesehen werden möchte, stimmt den Namen der endgültigen Liste zu. Als dann Details über diese Treffen an die Öffentlichkeit gelangten, begannen die Medien von „Tötungs-Listen“ zu sprechen. Mehr Doppel-Sprech wurde anscheinend nötig, und ganz schnell wurde der Ausdruck „Verfügungs-Matrix“ geprägt.  

Diese schändlichen „westlichen Werte“ könnten um Vieles erweitert werden. Zum Beispiel hier:

Was der „CIA-Folterbericht“ sonst noch sagt – Kanzlerin Merkel ahnungslos und „erschüttert“

…..  Der US-Geheimdienst hat Menschen verschleppt, gefoltert und ohne jede Anklage eingesperrt. Für die Bundeskanzlerin offenbar eine neue Erkenntnis. Sie sei aufgrund des „vernichtenden Berichts“ (New York Times) „genauso erschüttert wie viele Amerikanerinnen und Amerikaner“, kommentierte Angela Merkel, und blieb damit ihrer Linie treu, sich in Ahnungslosigkeit zu üben, wenn es um von den USA verübte Verbrechen geht. Doch nicht nur die Vereinigten Staaten stehen nun am Pranger. Deren Schergen folterten nicht auf heimischen Boden, sondern in Geheimgefängnissen im Ausland. Auch im EU-Mitgliedsstaat Polen ließ der  US-Auslandsgeheimdienst Gefangene „verhören“.

Es gibt immer noch genügend Menschen, die der Kanzlerin diese Ahnungslosigkeit abnehmen. Gregor Gysi stellte jedoch im Bundestag die Kanzlerin (nicht nur) ob ihrer Passivität hinsichtlich der amerikanischen Folterpraxis zur Rede:

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Vor allem die unabhängigen Medien des Internets klären über die Verlogenheit dieser „westlichen Werte“ auf

Diese erfüllen damit eine Aufgabe, die Rudolf Steiner vor fast 100 Jahren stellte:

Was ist also die wirkliche, reale, die wahrhaft praktische Aufgabe? Aufklärung verbreiten, meine lieben Freunde, vor allen Dingen Aufklärung verbreiten und die Menschen umdenken lehren! Das ist der Appell, der an jeden einzelnen von Ihnen geht, Aufklärung zu bringen in die Köpfe der Menschen, nicht an schrullenhafte Reformationen im einzelnen zu denken, sondern in universalistischer Weise aufklären über das, was not tut. 

Einiges von dieser Aufklärung der unabhängigen Medien vor allem des Internets landet auch hier auf Umkreis-Online in der Rubrik Zum Zeitgeschehen.

Diese Verlogenheit der „westlichen Werte“ ist allerdings nur ein Beispiel für das, was Rudolf Steiner bereits damals – aber daran hat sich bis heute nichts geändert, im Gegenteil – als Dekadenz der führenden Klasse bezeichnet hatte (siehe dazu auch hier) beziehungsweise als die „Nullität“, in die diese führende Klasse sich  und die Gesellschaft durch ihre eigene Unfähigkeit hineingebracht hat:

Rudolf Steiner: Was also vor allen Dingen notwendig ist, das ist eine andere Einstellung. Auch die Einsicht, dass es notwendig ist zu sehen, wie diese Kultur, die so gelobt worden ist, den Tod in sich selber getragen hat, sich aufgelöst hat. Sie müssen nicht glauben, dass durch die heutigen radikal sozialistischen Bewegungen die Kultur verdorben worden ist. Die hat sich selbst verdorben! Das, was die Oberschicht an Kultur hatte, das hat sich selbst in die Nullität hineingeführt, das geht an sich selbst zugrunde. Diese Oberschicht hat nur nicht dafür gesorgt, dass die unteren proletarischen Schichten, die nachkommen (siehe dazu auch hier; Anmerkung IH), etwas Vernünftiges wissen über die sozialen Einrichtungen, und jetzt ist sie verwundert, wenn die in ihrer sozialen Unwissenheit herankommen und eigentlich nichts als ein Chaos herbeiführen. Die Lage ist eben ernst und aus dieser Erfassung des Ernstes der ganzen heutigen Welt fließen die Ideen, die ich in meinem Buche über die soziale Frage (“Die Kernpunkte der sozialen Frage”; Anmerkung IH) habe aussprechen müssen. Dieses Buch wird man nur richtig verstehen, wenn man begreift, dass man heute die besten Einrichtungen treffen kann, dass aber mit den Menschen, die die Ideen unserer Zeit im Kopfe haben, eben nichts zu machen ist. Vor allem müssen die Köpfe mit anderen Ideen erfüllt werden. 

Nun, das Chaos ist bereits in vollem Gange. Aber die „Nullität“ dieser führenden Klasse glaubt weiterhin, sich durch dieses Chaos ohne neue Ideen hindurchwursteln zu können (siehe unter anderem Clip). Mittlerweile bringen die Sorgen der Menschen, die sich von den Regierenden verraten fühlen, in Dresden als PEGIDA fast 20.000 Leute auf die Straße. Muss es denn erst die Lottofee in der Tagesschau offiziell verkünden? Selbst Altbundeskanzler Helmut Schmidt sieht Europa bereits am Vorabend einer Revolution (bei 3:20):

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Von Schmidts sonstigen Einschätzungen halte ich allerdings nichts: Zum Beispiel dass Herr Draghi und Herr Trichet hoch zu loben seien und „dass man nicht alle Regierungsabkommen einhält“ und „dass man international ratifizierte Verträge verletzt“ und so weiter und so fort, was alles nur ein Eingeständnis des Bankrotts des Parlamentarismus und ein Ende des Rechtsstaates bedeutet. Neue Ideen, die aus dem Chaos herausführen, und die einen sozialen Neuanfang statt Revolutionen und Bürgerkriege bringen könnten, hat Helmut Schmidt nicht zu bieten. Das bürgerliche Publikum quittiert seine Plaudereien, bei denen es sich vermutlich in die Geborgenheit einer guten, alten Zeit zurückversetzt fühlt, dennoch immer wieder dankbar mit heiterem Gelächter. Es hat eben immer noch kaum eine Ahnung davon, dass sein eigener Niedergang und der der gesamten Gesellschaft nur durch neue Ideen aufgehalten werden kann.

 

Und zu diesen „anderen Ideen“, mit denen die Köpfe erfüllt werden müssen, gehören auf gesellschaftlichem, sozialem, politischem, rechtlichem, wirtschaftlichem Gebiet vor allem die Ideen der Sozialen Dreigliederung Rudolf Steiners.

Viele Menschen, die heute verdienstvoll – wie zum Beispiel die Autoren und Redner der oben angeführten Artikel und Clips – die bestehenden Missstände unserer Zeit analysieren, fordern damit im Grunde genommen – wenn sie sich nur recht verstehen würden – diese Soziale Dreigliederung. Sie werden daher von mir anerkennend in der Rubrik Prominente für Soziale Dreigliederung geführt. Denn sie erfüllen durch ihre aufklärende Arbeit (siehe dazu zum Beispiel den betreffenden Abschnitt hier), einen Aspekt der Forderungen dieser Soziale Dreigliederung, nämlich ein freies Geistesleben zu schaffen, wozu auch eine freie Presse gehört, die wir allerdings nicht haben (siehe dazu zum Beispiel in diesem Artikel den entsprechenden Abschnitt). Auf der anderen Seite kann der Schaden, den eine mit der Politik, dem Rechtsleben, verfilzte Wirtschaft der gesamten Gesellschaft zufügt, nur verhindert werden, indem diese beiden Gebiete voneinander getrennt werden. Geschieht dies nicht, werden die Rechte der Menschen immer weiter und in immer unmenschlicherer Weise einer Wirtschaft untergeordnet, die immer weniger den Bedürfnissen der Menschen dienen wird und immer mehr nur noch auf den Egoismus des Gelderwerbs aus ist. Wer auf Parteien hofft oder darauf, dass die SPD, auf deren Konto zum Beispiel kulturelle Errungenschaften wie Hartz 4 gehen, vielleicht mal wieder die Rechte der arbeitenden Menschen vertritt, der träumt.

Hartz IV: Unmenschliche und menschenunwürdige Ausbeutung der Schwächsten in der Gesellschaft zugunsten der Reichen – Aber das hat die damalige Regierung unter Gerhard Schröder so gewollt – Und alle Regierungen danach ebenfalls

Wenn das Chaos der mit Recht protestierenden Menschen, von dem Rudolf Steiner oben sprach, verhindert werden soll, ist es jedoch an der Zeit, nicht nur auf die Verfallssymptome dieser westlichen Gesellschaften und ihrer „Werte“ hinzuweisen, sondern auch auf das, was allein die Rettung aus diesem Niedergang der „westlichen Werte“ darstellt – nämlich die Soziale Dreigliederung. Hier Rudolf Steiners Kurzbeschreibung dazu. Die Frage ist also, ob und wie „dem Chaos“ der unweigerlich sich verschärfenden Proteste ein Konstruktives eines neuen Rechtsstaates entgegengesetzt werden kann, da der alte den Problemen der Zeit nicht gewachsen ist. Ich denke, 2015 sollten die Gedanken und Bemühungen der verschiedenen verdienstvollen Kräfte, auf die ich hier immer wieder verweise, speziell in diese Richtung gelenkt werden.

 

 

 

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