von Webster Tarpley
Übersetzung: von Ingo Hagel
Webster Tarpley in einem Artikel vom 20. November 2015:
Warum tritt der französische Innenminister Bernard Cazeneuve nach den verheerenden Anschlägen von Paris nicht zurück? Schließlich hat er ja bereits ein anderes katastrophales Versagen während seiner Amtszeit zu verzeichnen gehabt, nämlich die Charlie Hebdo Anschläge vom Januar 2015.
Anmerkung IH: Siehe dazu auch das Interview mit Christoph Hörstel
Nun haben wir – trotz der Maßnahmen, die angeblich von Cazeneuve und seiner Mannschaft eingeführt wurden, damit solche Fehlschläge nicht noch einmal passieren – nun haben wir das größte Massaker in Frankreich seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Gemäß den französischen Gepflogenheiten müsste Cazeneuve eigentlich zurücktreten. Stattdessen verbleibt er aber im Amt – und wurde sogar mit weitreichenden neuen Befugnissen belohnt, indem er jede Person zu jeder Zeit ohne Anklage ins Gefängnis werfen kann.
Anmerkung IH: Denn die französische Nationalversammlung hat im Zuge der Anschläge von Paris für eine dreimonatige Verlängerung des bereits verhängten Ausnahmezustands gestimmt. Tja, bei sowas kann man doch als Abgeordneter nicht Nein sagen. Der Terror machts möglich!
Cazeneuve gehört übrigens auch zu diesen Typen, die gerne „Multinationale Patrouillen“ in zivilen Verkehrszügen in der Republik Deutschland hätten, das heißt die die Souveränität Deutschlands, insoferne man von einer solchen überhaupt noch sprechen kann, weiter aushebeln wollen.
Diese fragwürdige Vorgehensweise erinnert uns an den Fall von US Generalstaatsanwalt und Justizminister John Ashcroft, der zur Zeit der Anschläge vom 11. September 2001 im Amt war, der aber in unbekümmerter Missachtung von irgendeiner ministeriellen Verantwortlichkeit weiterhin im Amt blieb. Ashcroft hätte zurücktreten sollen, aber stattdessen machte er eine ganze Reihe von Forderungen für mehr Befugnisse. …..
Dem oligarchischen Einfluss in der westlichen Welt ist es über die letzten Jahrzehnte gelungen, eines der wichtigsten regulierenden Prinzipien des Verhaltens von höchsten Regierungsvertretern zu zerstören. Denn diese sollten eigentlich ganz klar wissen, dass sie unausweichlich gefeuert werden, wenn sie versagen, und dieses eher früher als später. Warum ist also Cazeneuve immer noch Innenminister von Frankreich, trotz seiner ganzen langen Liste des Versagens? Zudem möchte die Welt etwas wissen über das Versagen des französischen Sicherheitsapparates, der allein in 2015 bereits zwei von mehreren Personen durchgeführte Angriffe von Terroristen zugelassen hat.
Dazu gehört, dass der Staatsanwalt von Paris heute den Tod von Abdelhamid Abaaoud, einem aus Marokko stammenden Belgier, verkündet hat, der in einem Feuergefecht in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in der Pariser Vorstadt St. Denis umkam. Abaaoud war nach Syrien gereist und dann nach Frankreich zurückgekehrt. Er war sehr wohl auf dem Radarschirm der französischen und europäischen Polizeibehörden, die allerdings behaupten, dass sie den Kontakt mit ihm verloren gehabt hätten. Warum war es dann so einfach für ihn, herumzureisen, ohne entdeckt oder beobachtet zu werden? Auch muss die ebenso wichtige Frage gestellt werden, warum es notwendig war, Abaaoud zu töten. Es wäre doch sehr viel wertvoller gewesen, einen lebenden Gefangenen zu haben, der in der Lage gewesen wäre, über Themen wie seine Ausbildung bei den terroristischen Rebellen in Syrien zu sprechen, über den Transportapparat, der ihn zweimal in die Türkei brachte und ähnliche Themen. Die französische Polizei scheint ihren Finger extrem schnell am Abzug zu haben, wenn es um Verdächtige geht, die wissende Zeugen mit wichtigen Informationen sein könnten, um terroristische Netzwerke zu zerstören.
Und das ist nicht das erste Mal. Im März 2012, gerade als die Wahl des französischen Präsidenten zu vollen Touren auflief, ging der ganz offensichtliche Sündenbock Mohamed Merah in Südfrankreich in der Gegend von Toulouse und Montauban auf eine Tötungsorgie. Er tötete einige französische Soldaten und wollte seine Angriffe an einer jüdischen Schule fortsetzen – alles wie auf Bestellung gemacht für eine furcht-basierte Kampagne des damaligen Amtsinhabers Sarkosy. Ziemlich schnell kam heraus, dass Merah ein offizieller Informant des französischen Geheimdienstes DGSE war. Er war ganz offiziell ein Agent der französischen Regierung. Plötzlich aber wurde er aufgespürt und von der französischen Polizei eingekesselt, die ihn dann töteten. Das Merah umgebracht wurde, war absolut unnötig, und diente wahrscheinlich dazu, einen ausgesprochen peinlichen Zeugen zu beseitigen, der für einige der obersten Beamten des französischen Geheimdienstes sehr unbequem hätte werden können.
Etwas ähnliches geschah am Ende des terroristischen Anschlages auf die Redaktion von Charlie Hebdo im Januar 2015. Hier wurden alle hauptsächlichen Sündenböcke, einschließlich Amedy Coulibaly und Chérif und Saïd Kouachi von der Polizei am Ende der Angelegenheit erledigt.
Nun hat die französische Polizei die Drei vollgemacht mit Blick auf das Aus-dem-Wege-Räumen von Verdächtigen, die extrem wichtige Zeugen hätten werden können mit Blick auf das Aufdecken von terroristischen Netzwerken. Vielleicht wollen sie Saudi-Arabien schützen und die Türkei, oder sie versuchen, die Mechanismen eines staatlich unterstützten Terrorismus zu schützen.
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