Watchmen

 

von Ingo Hagel 

 

Irgendwie gibt es da in dieser – natürlich hochspannenden – amerikanischen Serie Watchmen in einem dystopischen Amerika eine merkwürdige Gruppe von Aufbegehrenden, die mit den Verhältnissen in diesem dystopischen Amerika merkwürdigerweise nicht einverstanden sind – und deren Pulsschlag man in so einer Art Lügendetektor-Verhör dadurch herauszufordern sucht, dass man sie zum Beispiel fragt, wie sie empfinden, wenn der Verhörende auf die amerikanische Fahne scheißen würde („if I took a shit on the american flag“ bei 1:20).

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Der verhörende Großinquisitor mit der alles fremde Seelenleben spiegelnden Physiognomie (Looking Glass) 

hat in dem Verhör zwar so Einiges, aber leider nicht Alles herausbekommen können. Der obrigkeitliche Oberadministrator mit dem schönen weißen Wir-Sind-Die-Guten-Cowboy-Hut gibt der Agentin „Schwester Nacht“ – 

die morgens wohl immer einen ganzen Kajal-Stift verbraucht, um sich ordentlich Makeup um die Augen zu kleistern, die auch definitiv eine kleine sadistische Ader hat – aber, mein Gott, in manchen Berufsgruppen kann das durchaus von Vorteil sein – 

die Einwilligung zur verschärften Befragung Desjenigen, der merkwürdigerweise auf saubere amerikanische Fahnen steht. –

Wahrscheinlich hatte der spießige Terroristen-Penner noch nicht mitbekommen, dass bereits im Jahre 2021 in Kalifornien ein Gesetz erlassen worden war, das die strafrechtliche Verfolgung bei Diebstahl unter einem Schadenswert von 950 Dollar verbietet – was merkwürdigerweise die Inzidenz dieser Diebstähle gewaltig nach oben getrieben hat. –

Schwester Nacht stößt den „Terroristen“ kurzerhand in so eine Art Pferdebox. 

Es rumpelt in dieser, nach 15 Sekunden fließt viel Blut und durchsichtige Flüssigkeit (Lymphflüssigkeit und Urin?) unter der Tür raus –

dezent blickt allerdings die Kamera nur nach unten auf diese Lache und nicht auf die Leiche, beziehungsweise den, aus dem diese Flüssigkeiten herausgelaufen sind – ansonsten wäre die Serie ja wohl auch nicht mehr für die ganze Familie geeignet – Schatz! Holst du noch ’ne Tüte Kartoffelchips! –

und dann hat Schwester Nacht herausbekommen, was sie herausbekommen wollte – 

natürlich, wie sollte es bei dieser Art von Befragung auch anders sein: Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. –

Die anderen drei Vertreter der staatlichen Obrigkeit standen derweil vor der Tür der Pferdebox und haben zugehört, wie es in dieser schwer gerumpelt hat, als ob ein paar ungeschickte Spediteure einen schweren Billardtisch in einem dieser kleinen Toilettenhäuschen für Baustellen auf die richtige Position wuchten würden. Der Oberadministrator mit dem chicen weißen Wir-Sind-Die-Guten-Cowboy-Hut kam dann auch noch dazugeschlurft und kratzte sich irgendwie verlegen am Kinn (bei 4:20) –

na klar, wir sind natürlich alle Humanisten – also so mit westlichen Werten und so – und das ist uns natürlich Alles sehr unangenehm, aber was sein muss, muss sein. –

 

Damit sind wir mal wieder im schlimmsten Mittelalter gelandet, 

beziehungsweise in einer Zeit, in der die Obrigkeit ebenfalls – wie damals – durch schwerste Folter das aus den Menschen herauspresst, was man hören will. Aber wie sagte schon Looking Glass (bei 0:50), als der Befragte seinen Anwalt sprechen wollte: 

Das machen wir nicht mit Terroristen. 

Tja, wenn das schon am Anfang feststeht, was doch eigentlich erst im Verlaufe eines ordentlichen Gerichtsverfahrens oder einer rechtsstaatlichen Untersuchung, einer Befragung, eines Verhörs herauskommen kann, ob Jemand Terrorist ist oder nicht, dann hat natürlich Jeder, der auch nur den Anschein erweckt, ein solcher zu sein, ganz schlechte Karten. Und so, wie Schwester Nacht die Leute einer verschärften Befragung unterzieht, werden dann auch Alle, die diesen Anschein erwecken, tatsächlich wohl auch Terroristen sein.     

 

Der Detektiv – oder was immer er auch sein mag – in dem roten Karnevalskostüm 

nickte angesichts der Befragungsmethode der tüchtigen Agenten-Kollegin Schwester Nacht anerkennend in Richtung zu Looking Glass (bei 4:03), und es fehlte nur noch, dass er einen Daumen hoch gegeben hätte für deren routinierte und qualifizierte Arbeit nach dem Muster:  

So muss man mit diesen Terroristen-Arschlöchern umgehen! 

Wir hier in unserer kleinen familiären terroristischen Keimzelle waren nach dem Film natürlich alle schweißgebadet, die Kartoffelchips-Tüten waren leer – aber wir konnten es natürlich Alle verstehen, dass man mit solchen das Gemeinwohl gefährdenden Volksschädlingen so und nicht anders umspringt.  

  

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