von Ingo Hagel
VW-Aufsichtsratschef: Pötsch ließ sich 20 Millionen Euro garantieren
Geldsegen für Hans Dieter Pötsch: Der Aufsichtsratsvorsitzende von VW ließ sich nach SPIEGEL-Informationen einen Bonus von knapp 20 Millionen Euro garantieren. Das war nur durch einen Trick möglich.
Der eigentliche Trick liegt aber nicht darin, dass dieser Bonus auf der Basis eines ganz besonders guten Ertragsjahres der Firma errechnet wurde, sondern ganz woanders. Nehmen wir an, Hans Dieter Pötsch hätte sich ohne „Trick“ einen Bonus von zum Beispiel „nur“ 10 Millionen Euro garantieren lassen. Dann könnte man denken, nun sei doch alles in Butter. Ist es aber nicht. Denn der wirkliche Trick besteht in folgendem.
Da sitzt eine dekadente Führungsklasse (siehe dazu nicht nur die grundsätzlichen Rubriken hier und hier sondern vielleicht auch ein paar Grundsatzartikel hier und hier und hier) auf lukrativen Pöstchen und lässt sich von ihren ebenso dekadenten Kollegen auf den anderen lukrativen Pöstchen innerhalb dieser Führungsklasse bestimmte Gehälter, Boni, was auch immer, zusichern.
Der Arbeiter – in diesem Falle bei VW – muss diese Gehälter, Boni und so weiter erwirtschaften und an seine Führungsklasse, wozu ja nicht nur ein einzelner Aufsichtsratsvorsitzender gehört, abdrücken.
Der Arbeiter trägt einen maßgeblichen Anteil an der Erwirtschaftung der finanziellen Erträge seiner Firma bei, aber ihm wird sein rechtmäßiger Anteil an diesen durch die Art und Weise, wie diese Erträge innerhalb der Belegschaft – und zu dieser gehören nicht nur die Arbeiter sondern auch die Führungskräfte – verweigert. Der Trick besteht also darin, dass eine Arbeiterschaft Erträge erwirtschaftet, über deren Verteilung sie anschließend gehindert wird zu bestimmen. Dieser Trick kann also nur so aufgelöst werden, indem die gesamte Belegschaft einer Firma sich das Recht erkämpft, über die Verteilung der finanziellen Erträgnisse ihrer Firma auch bestimmen zu dürfen. Die Belegschaft ist es, die den Verteilungsschlüssel erarbeiten muss, nach dem das, was eine Firma erwirtschaftet, innerhalb der Mitarbeiter dieses Unternehmens verteilt wird (mehr dazu in den Rubriken Teilungsvertrag sowie Arbeit darf keine Ware mehr sein hier auf Umkreis-Online).
Wenn die Arbeiter bei VW oder sonstwo tatsächlich der Meinung sind, sie hätten einen solchen Supertypen innerhalb ihrer Belegschaft, der 20 Millionen Euro an Bonus wert ist,
und die gesamte Arbeiterschaft einer Firma – und nicht nur die Vorstandsetage – gesteht ihm das zu, weil er nicht nur in exorbitantem Maße die Leistung und den Wohlstand der Firma, sondern auch den Wohlstand der gesamten Arbeiterschaft vergrößert, dann soll sie das doch machen.
Anmerkung: Ich rechne mal kurz, einfach und überschlagsmäßig: Nehmen wir an, ein einfacher Arbeiter bekäme 2000 Euro im Monat an Lohn, dann müsste er, um den oben angeführten Bonus von 20 Millionen an den Aufsichtsratschef zu erarbeiten, dafür 10.000 Monate, das heißt 833,3 Jahre schuften.
Aber die gesamte (!) Belegschaft eines Unternehmens soll darüber entscheiden können, indem sie das Teilungsverhältnis der gemeinschaftlich erwirtschafteten Erträge unter sich aushandelt – und der Summe, die dieser Supertyp gerne rübergeschoben bekommen hätte, zustimmt.
Anmerkung: Ich rede damit nicht irgendwelchen Sozialisten das Wort, die keinen Sinn für geistige Leistungen der Menschen haben und daher glauben, alles was auf zwei Beinen geht, müsste auch gleich bezahlt werden.
Ist diese Belegschaft jedoch nicht der Meinung, dass ihre Chefs bestimmte höhere Vergütungen erhalten sollen, weil diese vielleicht gehaltsmäßig Flausen im Kopf haben –
oder an irgendwelchen Abgasschrauben gedreht haben, die Firma dadurch weniger Autos verkauft, Strafen bezahlen muss und dadurch den Bach runtergeht –
dann ist es naheliegend, dass die Belegschaft die Forderungen ihrer Chefs entweder zurückweist oder deren Zuwendungen in einem neuen Teilungsvertrag entsprechend nach unten korrigiert. Der Teilungsvertrag wird also jedes Jahr gemäß den laufenden – und nicht den von vor ein paar Jahren mal gewesenen – Erträgnissen einer Firma neu verhandelt werden müssen.
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