von Stella Hagel
Diese Kindergeschichten umfassen einen Zeitraum von 49 Jahren und beginnen mit meinen eigenen ersten Erinnerungen mit 2 1⁄2 Jahren. Sie umfassen Erlebnisse mit meinen jüngeren Geschwistern und gehen bis in viel spätere Jahre hinein, als die Geschwister selber bereits Kinder hatten, meine lieben Nichten und Neffen, welche ich oft gehütet habe. Auf den Wegen meines Lebens ergab es sich, dass ich sehr viele Kinder zu hüten hatte. So manches Schöne, Leidige und Lustige erlebte ich später mit Patenkindern und Kindern von Freunden. Auch während den 14 Jahren Arbeit mit der Eurythmie im Kindergarten, in denen ich jede Woche 9 bis 11 Kindergruppen zu betreuen hatte, bot sich mir ein weites und reiches Feld, um an den Kindern und durch die Kinder viel zu erleben und zu lernen.
Schon lange Zeit war es mein Wunsch gewesen, alle die kleinen Erlebnisse, welche ich mit vielen Kindern über einen großen Teil meines Lebens haben durfte, einmal aufzuschreiben. Die Möglichkeit dies zu tun, verdanke ich meinem guten Langzeitgedächtnis, das durch mein besonderes Interesse am kindlichen Wesen, welches mich immer begleitet hatte, noch verstärkt wurde.
Ohne mir je Notizen gemacht zu haben, habe ich diese Geschichten aufgeschrieben. Das konnte ich nicht nur, weil sie mir, als ich sie unmittelbar erlebte, sehr eindrücklich erschienen, sondern auch, weil ich zum Zeitpunkt ihres Geschehens immer so erfüllt davon war und heute noch bin, dass ich sie immer jemandem erzählen musste und auch heute noch, wenn etwas Besonderes geschieht, erzählen muss. Damals den jeweiligen Eltern der Kinder, welche ich gehütet hatte und heute meinem Mann, der mir immer ein offenes Ohr schenkt, wenn ich wieder begeistert mit einem Kindererlebnis nach Hause komme, und der mich sehr ermutigt und unterstützt hat, die Geschichten aufzuschreiben.
Auf vielen Waldspaziergängen habe ich immer wieder meine Erinnerungen durchforstet, und mit jeder Erinnerung, welche in mir aufstieg, und die ich klar erfassen konnte, tauchten neue Erinnerungen und Bilder aus meiner Seele auf. Oft konnte ich selber kaum glauben, was alles mit der Zeit in meinem Bewusstsein so deutlich vor mir stand.
Für meine eigenen Eltern waren meine Geschichten immer eine besonders große Freude, waren diese für sie doch manchmal die einzige Möglichkeit, am Leben ihrer Enkelinnen und Enkel, die sehr weit von ihnen entfernt lebten, Anteil nehmen zu können.
An diesen Geschichten hat mich selbst immer das Urbildliche besonders interessiert und berührt, nicht eigentlich das nur Lustige, wohl aber das Heiter-Ernste, darauf kam und kommt es mir an. Darum habe ich mich auch gar nicht bemüht, die Geschichten besonders lustig auszuschmücken, oder das Komische an ihnen in erster Linie zutage treten zu lassen.
Vielmehr habe ich versucht, die Stimmungen, in welcher die einzelnen Begebenheiten erlebt wurden, so deutlich und klar wie möglich in meiner Seele wieder lebendig werden zu lassen. Ich habe in intensivem innerlichen Lauschen bis in den Wortlaut hinein die Kinder wieder vernehmen können und habe im Grunde nichts willentlich hinzugedichtet.
Nach verschiedenen Überlegungen entschloss ich mich, die Geschichten nach einzelnen Familien und einzelnen Kindern zu ordnen. Denn ich wollte die Kinder in ihrem speziellen Wesen beschreiben. Dieser besondere Eindruck wäre verloren gegangen, wären die Geschichten, wie ich es zunächst vorhatte, bunt durcheinander erzählt worden.
Für mich selber waren diese Erlebnisse mit den Kindern: Freude, herzliches Vergnügen, Licht, Wärme, Staunen und auf wunderbare, heitere Weise immer wieder Lernen, Lernen, Lernen.
Und so hoffe ich, dass auch Du liebe Leserin, lieber Leser ebenfalls ein paar der schönsten Kindheitskräfte aus diesen Geschichten empfangen darfst und vielleicht manchmal sogar auch ein neues Verstehen, eine neue Aufmerksamkeit unseren kleinsten Mitmenschen gegenüber in Deiner Seele erwacht.