Forderungen nach einer Revolution in Frankreich – Nötig ist in Europa aber erstmal der Wille zum Ergreifen neuer sozialer Ideen

 

Saxo-Bank: Frankreich braucht eine Revolution

Das Land braucht ein neues politisches System, eine neue Steuerregelung, einen weniger aufgeblähten Staatssektor und weniger Subventionen, fordert der Chef-Ökomom der Saxo-Bank. Präsident Hollande sei unfähig, diese Probleme anzugehen. Doch nur mit einer Revolution innerhalb des Systems ließe sich die „Verrottung Frankreichs“ stoppen.

Oberflächlich betrachtet klingt das vernünftig:

Frankreich sei sein schlimmster eigener Feind. Es glaubt an alte Tugenden und Ideen aus einer längst vergangenen Zeit. Der Dirigismus, die französische Version des sozialistischen Kapitalismus sei gescheitert. 

Und natürlich: „Der Dirigismus liegt im Sterben.“ Aber er wird in seinem Verröcheln noch ganz Frankreich – und weil es in der EU nicht anders aussieht – auch diese mit sich ins Sterben führen. Und selbstverständlich ist das politische System Frankreichs – wie überall sonst auch – „verrottet“. Aber was es braucht, ist nicht „Quantitative Easing“, sondern eine Trennung von Politik und Wirtschaftsleben – und dazu die Schaffung eines freien Geisteslebens. Eben Soziale Dreigliederung!  Wir brauchen einen Teilungsvertrag statt ausbeuterischer Lohnverhältnisse (wozu auch Jakobsens neues „Thatcher-Moment“ gehört), s. dazu auch hier:

Wirtschaft umgeht immer wieder Tarifverträge – Das Beispiel Edeka – Arbeit darf keine Ware mehr sein – Teilungsvertrag statt Versklavung der menschlichen Arbeitskraft

Wir brauchen eine wirklich soziale und unegoistische Auffassung dessen, was es heißt, für und mit anderen Menschen zu arbeiten , wir brauchen eine freie Presse (und überhaupt ein freies Geistesleben) statt dieser „verrotteten“ Politikertypen, die Journalisten, die für die falsche Seite arbeiten, bestrafen wollen, usw..

Aber davon ist der Chef-Ökomom der Saxo-Bank weit entfernt. Denn er will nicht einen vom Wirtschaftsleben unabhängigen politischen Bereich (Rechtsleben), sondern weiterhin eine Politik, die eng mit der Wirtschaft verzahnt ist:

Denn „Wirtschaftspolitik ohne politische Rückendeckung ist wie Skifahren ohne Schnee: Politik braucht politische Verankerung“, so Jakobsen.

Jakobsen merkt nicht, dass auch seine Forderungen nur

Tugenden und Ideen aus einer längst vergangenen Zeit

sind. So aber wird das „Sterben“, die „Verrottung“ nur immer weitergehen. Jakobsen meint, Frankreich bräuchte eine

tiefe Rezession und sogar eine Depression, bevor wir wirkliche Veränderung sehen. Reale Veränderungen entstehen nur aus einer echten Krise.

Diese Leute vergessen aber immer, dass die Krise selber nicht das Gesundungsmittel gegen die „Verrottung“ und das „Sterben“ ist (s. dazu auch meine Anmerkungen zum Buch von Matthias Weik und Marc Friedrich: „Der Crash ist die Lösung“). Nur wenn vor der Krise die richtigen Gedanken in der genügenden Anzahl von Menschen gefasst worden sind, kann der Zusammenbruch eines alten morschen Systems auch Platz und Möglichkeiten eröffnen für einen fruchtbaren Neuanfang. Aber von diesem Ergreifen neuer Gedanken ist man – auch in Frankreich – weit entfernt, auch wenn man sich verbal revolutionär gibt.

 

 

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