Urbanisierung

 

von Ingo Hagel 

 

Teil 20 der beliebten Artikelserie.

Teil 1: Große Liebe

Teil 2: Verschmähte Liebe

Teil 3: Überlegungen

Teil 4: Nichts hören

Teil 5: Gefangenschaft

Teil 6: Anspruchslosigkeit

Teil 7: Klassenkampf

Teil 8: Die gute alte Zeit

Teil 9: Völkerwanderung

Teil 10: Endspiel

Teil 11: Eiswürfel

Teil 12: Irrtümer

Teil 13: Zukunft

Teil 14: Lokführer

Teil 15: Fassungslos

Teil 16: Ablehnung

Teil 17: Verhältnisse

Teil 18: Enge

Teil 19: Einschränkung

Teil 20: Urbanisierung

Teil 21: Wund

Teil 22: Mensch

 

 

Der Autor der FAZ berichtet –

den Bericht gibt es leider nur hinter einer Paywall –

über einen Vortrag des MIT-Ökonomen David Autor – der heißt tatsächlich so – über die „Arbeit der Zukunft“ auf der Jahrestagung der amerikanischen Ökonomen in Atlanta. Diese berichtete über das Ende der alten „Durchmischung der Bevölkerung in Stadt und Land.

Heute sieht alles anders aus. Es gibt eine soziale Entmischung: schleichend aber dramatisch. Die neue Klassengesellschaft verfestigt sich: „Unten“ heißt Land. „Oben“ heißt Großstadt.

Das hat dann unter anderen bestimmte Konsequenzen:

Zugleich verschwinden auf dem Weg in die Dienstleistungsgesellschaft die mittleren Facharbeiterjobs in der Produktion: Die wandern entweder nach Asien aus oder werden von Computern oder Robotern ersetzt.

Bereits hier ist also ebenfalls von dieser Verlagerung der Machtverhältnisse in Richtung Osten, auf die Rudolf Steiner ja bereits damals hinwies und über die man heute –

speziell unter den Stichpunkten „Pivot“ und „East“ –

sehr viel Material besonders im englischsprachigen Internet findet.

Nun teilt der amerikanische Erste-Sahne-MIT-Autor David Autor

die Arbeitsplätze in drei Qualitätsgruppen ein. Ganz oben sind die bestbezahlten Stelle in der Zukunft: das sind natürlich wie früher die Anwälte in den großen Firmen oder die Banker. 

Anmerkung IH: Natürlich, wir sind ja in Amerika, und da sind Anwälte und Banker die Kings.

Es sind auch jene begabten Jungen, die die Programme der künstlichen Intelligenz entwickeln und Systeme der Digitalisierung entwerfen. Auf dem Weg zur Entmenschlichung der Arbeitswelt braucht es viele kluge Menschen. Diese Menschen haben einfache Dienstleister um sich. Das ist David Autors zweite Gruppe, die er Reichtumsjobs nennt, wozu etwa der Barista in der Espressobar an der Ecke zählen: Sie sind selbst nicht besonders reich, sondern bedienen die Reichen. Ganz unten, die dritte Gruppe (Autor spricht von der „letzten Meile“),

Anmerkung IH: Na klar, wir verstehen – und erinnern uns bei diesen Worten doch gerne an diesen superspannenden Film Die grüne Meile„, in dem der Farbige mit den heilenden Kräften dann schließlich auf dem elektrischen Stuhl gebrutzelt wurde …

kommen die Boten der Amazon-Päckchen. Es sind diejenigen, die früher am Fließband der Fabriken gearbeitet haben, bloß dass sie heute schlechter bezahlt werden.

Daraus folgt: Bist du jung und hast du einen guten Universitätsabschluss, brauchst du dir um deine Zukunft, dein Einkommen und ein interessantes, aufregendes Leben keine Sorgen zu machen.

Das „interessante, aufregende Leben wird dann noch wunderbar interessant und aufregend ausgeführt.

 

Dem Einwand, dass diese Verhältnisse doch vielleicht nur für Amerika, aber nicht für Deutschland und Europa gelten,

begegnet der FAZ-Autor damit, dass er

zwei Ökonomen, die es wissen müssen,

darunter

einen viel gefragten Ökonomen von der Universität Düsseldorf

zu Wort kommen lässt, die mit Blick auf die

Verhältnisse hierzulande

gewichtige Bestätigungen liefern.

 

Den Autor FAZ-Autor kümmert nicht, dass gemäß dieser Zukunftsperspektive dieses Deutschland 

völlig einseitig immer weiter in der amerikanischen Idiotie von Anwälten, Bankern und Digitalisierern geistig versumpfen wird, oder dass diese Kings hier Deutschland von einer Sklavenkaste von Baristas, zwar

nicht besonders reich, sondern bedienen die Reichen

und

Boten der Amazon-Päckchen

also besagte

„letzte Meile“

bedient werden wird.

Sondern der FAZ-Autor macht sich eher Sorgen um die Wohngebiete außerhalb dieser tollen Großstädte, in denen es

Kultur, Clubs, Kinos und die besten Fitnessstudios gibt,

und

weil das öde Land ein ideales Rekrutierungsfeld für Populisten bleiben wird.

 

Ich bin mir natürlich sicher, dass er mit diesem Satz viele Bonuspunkte in der FAZ-Redaktion, den transatlantischen Medien

und damit natürlich auch viele zukünftige Bonusmeilen für weitere erfolgreiche Kaffeefahrten nach Atlanta oder sonstwo gesammelt hat.

Und damit die Jungen nicht der Verelendung unter den „Rechtspopulisten“ auf dem platten Land anheimfallen, spornt unser FAZ-Autor sie – wie oben bereits erwähnt – an:

Daraus folgt: Bist du jung und hast du einen guten Universitätsabschluss, brauchst du dir um deine Zukunft, dein Einkommen und ein interessantes, aufregendes Leben keine Sorgen zu machen.

Und ganz am Ende des Artikels:

Wenigstens ein Slogan aber bleibt gültig: Bildet euch – und zwar so früh wie möglich! Lasst euch nicht von jenen irritieren, die von einem Akademisierungswahn schwadronieren. Sonst blüht euch das langweilige Landleben. 

Tja, ihr lieben Studenten Deutschlands. Passt bloß auf, dass Ihr gut lernt und Euch an das „System“ anpasst 

und dem „System“ dienende Anwälte und Banker werdet, oder doch wenigstens die diesen dienenden Baristas und so weiter,

nicht besonders reich, sondern bedienen die Reichen

damit ihr nicht völlig durch den Rost fallt und auf der „letzten Meile“ der Päckchen- und Pizza-Auslieferer gegrillt werdet, oder vielleicht als Rentner, die irgendwohin abgeschoben werden, so wie es hier schon läuft:

Arme Rentner auf Campingplätze verklappt

Jobcenter schickt arme Rentner auf Campingplatz. Grund: In der Stadt sind richtige Wohnungen knapp und teuer.

Galt noch vor nicht allzu langer Zeit das „Dauercampen“ als ein dringend abzustellender Missstand, werden nun, in Ermangelung von preiswertem Wohnraum in Ballungszentren, immer mehr urdeutsche Bedürftige genau da „abgestellt“. Zustände, die man bei Flüchtlingsunterkünften empört als „menschenunwürdig“ zurückweisen würde, gelten für ältere Deutsche offenbar allemal als angemessen.

Denn das ganze System dieser wirtschaftlichen Sklavenkaste des Ostens, beginnend beim Rhein, hat doch schon längst begonnen.

 

 

 

Hat Ihnen dieser Artikel etwas gegeben? Dann geben Sie doch etwas zurück! – Unterstützen Sie meine Arbeit im Umkreis-Institut durch eine

Spende!

Das geht sehr einfach über eine Überweisung oder über PayPal.

Sollte Ihnen aber Ihre Suchmaschine diesen Artikel nur zufällig auf den Monitor geworfen haben, Sie das alles sowieso nur für (elektronisches) Papier beziehungsweise nur für Worte – also für Pille-Palle – halten, dann gibt es 

hier 

einen angenehmen und lustigen Ausgang für Sie.

Falls Ihnen dieser Artikel jedoch unverständlich, unangebracht, spinnig oder sogar „esoterisch“ vorkommt, gibt es vorerst wohl nur eines: 

Don‘t touch that!