von Stella Hagel
In letzter Zeit sehe ich meine Nichten nicht mehr so häufig, da ich nach Deutschland gezogen bin. Endlich bin ich aber mal wieder da und freue mich, sie wiederzusehen. Abends sitze ich lang an ihren Betten und massiere ihnen den Rücken. „Du hesch so fini Händ“, meint Clarissa und engagiert mich, so lange es nur geht. Sie lieben das sehr und können angeblich massiert besser einschlafen.
Mittags ist das Clärchen dran mit Tischdecken. Aber die kleine Dame auf dem Kanapee lässt ihren Hasen auf sich herum hoppeln und hat keine Lust aufzustehen. Da springe ich für sie ein und decke den Mittagstisch. Da ich weiß, dass jede ihren besonderen Teller hat und sogar besonderes Besteck, und sie auch meckern, wenn ich es nicht richtig hinlege, bitte ich Clarissa, nun doch aufzustehen und nachzusehen, ob alles stimmt. Sie aber reagiert nicht. Ich irritiert. „Du hör mal Clärchen, jetzt habe ich für dich den Tisch gedeckt, Du kannst doch vielleicht mal schauen, ob ich es richtig gemacht habe.“ Keine Reaktion! Ich empört: „Sag mal, meine Dame, was ist denn mit Dir los? Abends soll ich Dir wieder stundenlang den Rücken kraulen, und Du hilfst mit jetzt überhaupt nicht?“ Sie grinst ein wenig, antwortet aber nicht. Nun bin ich sauer über ihren Dickkopf „Du, dann massiere ich dich heute Abend eben nicht.“ (Ich gebe zu, dass das von mir etwas kleinlich war, aber ich ärgerte mich wirklich über sie.) „Des isch mir gliech (Das ist mir egal)“, gibt sie ungerührt kund. Nun bin ich beleidigt und beschwere mich bei Alexandra, die in ihrem Zimmer sitzt. Gleichmütig hört sie meinen Klagen zu. Dann überlegt sie kurz und fragt mich dann. „Hät d’ Clarissa de Hase (Hat sie den Hasen)?“ Ich bestätige: „Ja, sie hat den Hasen und liegt mit diesem auf dem Kanapee. „Aha … jo denn! Denn chascht es vergässe. Wenn sie de Hase het, denn macht si nüt meh (Dann kannst Du’s vergessen. Wenn sie den Hasen hat macht sie nichts anderes mehr).“