von Ingo Hagel
sagen über 1,5 Millionen Türken in Deutschland. ….. Und die Hälfte (47 Prozent) der hier lebenden türkischstämmigen Einwanderer stimmt folgender These zu: »Die Befolgung der Gebote meiner Religion ist für mich wichtiger als die Gesetze des Staates, in dem ich lebe.«
Solange die Gebote einer Religion nicht die Rechtsverhältnisse von Mensch zu Mensch berühren, die auf einem ganz anderen Gebiet liegen als auf dem reinen privaten und persönlichen Gebiet der Religionsausübung, ist gegen diese Gebote nichts einzuwenden. Wenn aber das religiöse Leben, das nur eine (individuelle, persönliche) Bedeutung hat auf dem Gebiet des Geistigen, auf die anderen Gebiete des sozialen Lebens (Rechtsleben, Wirtschaftsleben) übergreift – wenn also aus der Freiheit des Geistes Zwang, also Gesetz wird – dann gibt es Probleme.
Oder ich sage es nicht in der allgemein begrifflichen Form, sondern als ein praktisches Beispiel: Wenn die Muslime hier in Deutschland oder Europa Orte für ihre Religionsausübung (zum Beispiel Moscheen) bauen wollen, dann ist da per se nichts gegen einzuwenden – außer zum Beispiel die Städteplaner oder die Kommunen (Rechtsleben!) haben etwas einzuwenden. Dieses religiöse Leben darf jedoch nicht auf das Rechtsleben der anderen Menschen übergreifen. Sollte also der Fall eintreten, dass radikale religiöse Gruppierungen unter dem Schutz dieser Religionsfreiheit an der Rechtsgrundlage dieses Staates sägen, dann ist das ein Fall für genau diesen Rechtsstaat (Verfassungsschutz, Polizei), der sich zu schützen hat.
Aber auch der Westen hat seine Scharia
Der Westen verfilzt und schmeißt das Wirtschaftsleben und das Rechtsleben zusammen. Ganz nebenbei – aber nicht minder bedeutsam, und für die allermeisten unbemerkt – hat er ein freies Geistesleben, wozu auch eine freie Wissenschaft und eine freie Presse und so weiter gehören, so ziemlich ruiniert, das heißt unter den Zwang des – von der Wirtschaft gesteuerten sowie noch einiger anderer Gruppierungen – Staates gepresst. Der Westen nennt das seine westlichen Werte. Man könnte diese westlichen Werte, die gerne „Demokratie und Freiheit“ per Bombenangriff usw. anderen Ländern beibringen wollen, auch die Scharia des Westens nennen.
Na gut, der Osten hat andere Werte. Er verfilzt und schmeißt – speziell in seinen radikal-religiösen Gruppierungen – das Rechtsleben und das Geistesleben zusammen. Die eine Seite ist also nicht besser als die andere. Und die Leute hier in Deutschland, die sich über die religiösen Ziele radikaler Islamisten aufregen, müssten sich genauso über die wirtschaftlich-politischen Ziele und „Werte“ der Westler aufregen – und eine Aufhebung dieser Scharia des Westens fordern. Sie müssten fordern, dass hier im Westen eine Gliederung und Trennung dieses – im Westen wie im Osten verfilzten – sozialen Organismus in die drei voneinander getrennten Gebiete eines freien Geisteslebens, eines Wirtschaftslebens, sowie eines von dem Wirtschaftsleben unabhängigen Rechtslebens. Dass das bis heute nicht geschieht, zeigt, dass dieser Westen genau so fundamentalistisch ist wie die diversen radikalen religiösen Gruppierungen des Ostens.
Mehr zur Sozialen Dreigliederung zum Beispiel hier und hier und hier auf Umkreis-Online.
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