Rudolf Steiners Verhältnis zur Theosophie und zur Theosophischen Gesellschaft

 

von Ingo Hagel

 

Der vorige Artikel über das Geistesleben des Nicolaus von Kues ist Teil der schriftlichen Fassung einer Reihe von Vorträgen (Erstveröffentlichung 1901), zu denen Rudolf Steiner von der Theosophischen Gesellschaft aufgefordert worden war (GA 7; S. 11): 

Was ich in dieser Schrift darstelle, bildete vorher den Inhalt von Vorträgen, die ich im verflossenen Winter in der theosophischen Bibliothek zu Berlin gehalten habe. Ich wurde von Gräfin und Grafen Brockdorff aufgefordert, über die Mystik vor einer Zuhörerschaft zu sprechen, der die Dinge eine wichtige Lebensfrage sind, um die es sich dabei handelt.

Als Rudolf Steiner diese Vorträge hielt, war er noch nicht gebeten worden, 

Generalsekretär der Deutschen Sektion dieser Theosophischen Gesellschaft zu werden. Es gab für ihn daher auch keine Veranlassung, „über die Mystik„, das heißt über das Thema einer realen geistigen Welt in der realen und direkten Form zu sprechen, in der er später –

als Generalsekretär der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft und ab 1912/1913 in der Anthroposophischen Gesellschaft –

sprechen sollte. Dazu mussten erst einmal  Vorbereitungen und Hinleitungen unternommen werden – und Rudolf Steiner musste abwarten, ob diese hinführende, vorbereitende und ersteinmal rein begriffliche – 

aber daher nicht weniger spirituell-lebendige – 

Erarbeitung dieses Themas – 

also zum Beispiel anhand des Geisteslebens des Nicolaus von Kues – 

bei den Zuhörern, denen diese „Dinge eine wichtige Lebensfrage“ waren, die von Rudolf Steiner angeschlagene Art der Behandlung die entsprechenden Fragen und geistigen Bedürfnisse nach einer Weiterführung und Vertiefung des angeschlagenen Themas hervorrufen würde. Das tat es tatsächlich, und schließlich wurde Rudolf Steiner von den Theosophen sogar aufgefordert, Generalsekretär der Deutschen Sektion zu werden. 

 

Daraus ergeben sich bis heute Missverständnisse und dumme bis böswillige Verleumdungen, 

auf die Rudolf Steiner auch damals immer mal wieder einging, so zum Beispiel hier in dieser GA 255b (S. 340):

Wenn von böswilliger Seite gesagt wird, ich hätte irgend etwas entnommen aus anglo-indischer Theosophie, so liegt dagegen die Tatsache vor, daß ich ganz aus mir selbst heraus, bevor ich irgendwie ein Verhältnis zur anglo-indischen Theosophie hatte, bevor ich irgendein Buch gelesen hatte, das aus der Theosophischen Gesellschaft hervorgegangen ist, meine «Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens» geschrieben habe und daß ich aufgefordert worden bin, vor Theosophen Vorträge zu halten. 

Ich habe im Vortrage gesagt: Ich bin niemandem nachgelaufen; ich bin auch den Theosophen nicht nachgelaufen. Sie sind zu mir gekommen, sie wollten mich hören. Ich habe Ihnen nichts gesagt, was ich von der Theosophischen Gesellschaft gelernt habe; ich habe das gesagt, was aus mir kam, und das werde ich in Zukunft überall vertreten, wo man es hören will. – Ich werde nicht fragen, welche Anschauungen, welche Art und Weise von Gesellschaften herrschen bei denjenigen, die mich hören wollen, sondern ich werde es als mein Recht auffassen, immer zu sprechen, wenn man mich in irgendeinem Kreise hören will. 

 

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