aus GA 73a, S. 73:
Über die Beziehung der übersinnlichen Erkenntnis zu dem Willen ist hier gefragt worden. Nun, wenn man sich darüber eine klare Vorstellung machen will, muß zunächst berücksichtigt werden, welches Verhältnis das, was man im allgemeinen Leben gewöhnlich Willen nennt, zu dem hat, was man Idee nennt, und was man dann als den weiteren Weg anzuerkennen hat von der Idee zu der übersinnlichen Erkenntnis.
Es ist Ihnen ja heute von Herrn Dr. Unger über das reine Denken gesprochen worden. Wer wesenhaft unterscheiden wollte den Willen von dem reinen Denken, der würde etwa so sich die Sache zurechtlegen wie jemand, der fragen würde: Welcher Unterschied besteht denn eigentlich, sagen wir zwischen dem Knaben, der 1749 in Frankfurt am Main geboren ist, in dem Haus soundso gelebt hat, und dem Geheimrat, der 1827 in Weimar gelebt hat? – Ein und derselbe Mensch, ein und dieselbe Wesenheit: Es war Goethe. So ist, innerlich angesehen, der Wille als wesenhaft tätiges Element ja ganz dasselbe wie das Denken, denn dasjenige, was tätig ist gerade im reinen Denken, das ist Wille – nur daß man selbstverständlich nichts für erkenntnistheoretische Erörterungen gewinnt, wenn man gerade dieses Willenswesenhafte des reinen Denkens betont.
Um erkenntnistheoretisch das Denken zu charakterisieren, muß man eben so vorgehen, wie der Redner des heutigen Abends vorgegangen ist. Wesenhaft, möchte ich sagen, ist das reine Denken nur in einem anderen Alter als der Wille. Der Wille, wo er noch nicht zum reinen Denken sich durchgerungen hat, ist eben jünger, ist gewissermaßen noch im Jugendalter. Wenn er sich weiter und weiter entwickelt, so erreicht er ein gewisses Alter – es ist das natürlich bildhaft gesprochen -, so gelangt er dazu, sich als reines Denken ausleben zu können, eine Steigerung wiederum. Das ist Ihnen ja heute Abend ganz gut vorgeführt worden: Das reine Denken ist die Meditation. Die Meditation führt in das Leben der übersinnlichen Welt hinein.
Nun ist schon eine Meditation, überhaupt ein reines Denken, ein wirklich reines Denken, nicht möglich, ohne den Willen weiterzubilden. Dieses reine Denken als Tatbestand am Menschen ist ja nicht anders möglich als durch eine besonders intensive Anstrengung, eine besonders intensive Betätigung des Willens. Alles dasjenige aber, was man betätigt, übt man, bildet man aus. Und es ist eine ganz besondere Ausbildung des Willens, wenn man zum reinen Denken übergeht oder aus dem reinen Denken heraus in die Meditation übergeht.
Anmerkung IH: Das sind also zwei Schritte.
Man kann durchaus sagen: Schon diese ganze Entwicklung des zunächst ja in unklaren Vorstellungen lebenden Menschen zum reinen Denken hin und dann zur Meditation hin, diese ganze Anstrengung ist im wesentlichen Willenserziehung. Daher ist auch schon das, was man nötig hat zum wirklichen Begreifen geisteswissenschaftlicher Erkenntnisse, wesentlich eine Willensanstrengung. Und derjenige, der sich bemüht, auf geisteswissenschaftliche Erkenntnisse einzugehen, der übt Willensanstrengung, und er übt damit überhaupt seinen Willen. Daher kann man sagen, daß es für die heutige Menschheit ganz gut wäre, wenn sie zunächst wenigstens auf geisteswissenschaftliche Erkenntnisse eingehen würde, denn sie würde dadurch den Willen wirklich ausbilden, sie würde den Willen stärken.
Es hat ja den Anschein, daß in der neueren Menschheit der Wille im Grunde schon zu etwas geworden ist, über das man sich eigentlich nur noch Illusionen hingeben kann, wenn man überhaupt noch glauben will, daß er da ist.
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