Rudolf Steiner zum Ersten Weltkrieg als das Resultat einer „Riesennierenkrankheit“ der Menschen

  

(GA 350 S. 262) 

Nun, das Ganze, was die Menschen gedacht haben bis ins 19. Jahrhundert herein, ist eigentlich nur die Erbschaft der alten Zeit. Es ist, wenn ich mich so ausdrücken darf, angeregt von der Lunge. Lungenwissen könnte man sagen. Der Kopf ist angeregt von der Lunge, von der Atmung: Lungenwissen. 

Sehen Sie, im 19. Jahrhundert hat man ja große naturwissenschaftliche Entdeckungen gemacht, aber keine Gedanken gefunden. Die Gedanken sind alle von alten Zeiten genommen worden. Gedanken hat es tatsächlich nur in alten Zeiten der Menschheit gegeben. Das 19. Jahrhundert hat große äußere Entdeckungen gemacht, aber gedacht hat es nur mit den alten Gedanken. Das war also noch das alte Lungenwissen. Und es nimmt sich ja sehr spaßig aus, daß man sagen könnte: Ja, du moderner Gelehrter, du verachtest den alten Inder, der sich hinsetzt, die Beine übereinanderspreizt und auf seine Nasenspitze schaut, um Gedanken über das Innere zu kriegen. Das tust du nicht mehr. Aber seine Gedanken, die aufgeschrieben worden sind, die benützest du, um die Röntgenstrahlen zu finden und so weiter! – Das ist auch so, daß man mit den alten Gedanken das alles gefunden hat. 

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts ist aber nun die Lunge des Menschen gänzlich unfähig geworden, dem Kopf noch etwas zu geben. Die Lunge des Menschen hat überhaupt im 19. Jahrhundert eine große Veränderung durchgemacht, und viel wichtiger als die Lunge ist im Laufe des 19. Jahrhunderts wirklich das geworden, was man die Nieren nennt, diejenigen Organe, die zunächst mit der Herztätigkeit stark zusammenhängen. Es ist von der Lunge auf die Organe, die mehr nach unten liegen, die Anregung übergegangen beim Menschen, und dadurch ist die Menschheit in eine so riesige Verwirrung gekommen. 

Sehen Sie, auf die Lunge achtet gewissermaßen noch die geistige Welt. Als die Menschen Lungenwissen gehabt haben, da atmeten sie die Luft ein und bekamen durch die Luftatmung selber Anregung für das Wissen. Heute sind die Menschen angewiesen darauf, ihr Wissen durch die Anregung der Nieren zu haben. Aber die Nieren geben selbständig dem Kopf nichts. Da muß man sich erst anstrengen, so wie ich es Ihnen beschrieben habe in «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?». Da muß man erst sagen: Ja, als die Menschen noch von den Lungen die Anregung hatten für ihren Kopf, da konnten sie zu einem Wissen gelangen, weil in die Lungen noch Geistiges einströmte. In die Nieren strömt Geistiges nur unbewußt ein, so daß die Menschen nichts davon wissen können, wenn sie nicht mit vollem Bewußtsein solche geistigen Dinge durchmachen, wie ich sie beschrieben habe in «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?». 

Was geschieht, wenn die Menschen sich nicht bequemen wollen, solche Dinge durchzumachen? Ja, meine Herren, dann bleibt die Lunge so, daß sie keine Anregung gibt, und die Menschen sind ganz abhängig für das, was sie wissen können, nur von ihrem Bauch, von den Nieren. Und so ist gerade im Laufe des 20. Jahrhunderts, in der Zeit, in der wir leben, der Übergang, vom Lungenwissen zum Nierenwissen eingetreten. Das Lungenwissen hatte noch eine Geistigkeit. Das Nierenwissen hat keine Geistigkeit für den Menschen, wenn man ihm keine Geistigkeit gibt. 

Es ist also mit dem Menschen eine riesige Veränderung vor sich gegangen. Diese Veränderung ist in den zwei Jahrzehnten vor sich gegangen, die wir durchlebt haben. So etwas Wichtiges hat sich ja in der Menschennatur noch gar nicht ereignet, daß der ganze Erkenntnisapparat hinuntergerutscht ist von der Lunge in die Niere. Und weil er in den Nieren nichts gefunden hat, der astralische Leib, ist heute eine Verwirrung, eine materialistische Verwirrung in allen Köpfen eingetreten. 

Was würde man also sagen, wenn man wirklich der Wirklichkeit gemäß schildern wollte, warum es im 20. Jahrhundert so viele Leute gegeben hat, die sich nicht auskannten in der Welt, die gar nicht wußten was anfangen, so daß man zuletzt, wo es die Leute zugegeben haben, in diesen Riesenkrieg hineingeschlittert ist? Was hat es da eigentlich gegeben? Derjenige, der ausfindig machen will, was es da gegeben hat, der muß die Zeit vorher ein wenig schildern. Sehen Sie, meine Herren, im Mittelalter und später, da sind furchtbar viele Menschen nach einem bestimmten Wallfahrtsort gezogen, nach Lourdes, oder nach Wallfahrtsorten, die man diesem nachgemacht hat, weil ihnen die Geistlichen eingeredet haben, daß sie gesund werden, wenn sie dorthin gehen, wenn sie das Wasser von Lourdes haben. Nun, es hat sich ja nur der Name geändert; im 19. Jahrhundert haben die Geistlichen den Leuten eingeredet, sie müssen nach Lourdes gehen, um gesund zu werden, in der neueren Zeit haben die Ärzte den Leuten eingeredet, sie müssen nach Karlsbad oder Marienbad oder nach Wiesbaden oder sonstwohin gehen. Worauf ist das alles eigentlich hinausgelaufen? Es ist eigentlich alles darauf hinausgelaufen, daß die Ärzte den Leuten gesagt haben: Ja meine lieben Patienten, euer Nierensystem ist nicht in Ordnung; ihr müßt da möglichst viel Wiesbadener oder Karlsbader oder Marienbader Wasser trinken – das geht ja alles durch die Nieren! -, ihr müßt das da durchdrücken. – So daß eigentlich der Gesundheitszustand vieler Menschen darin bestanden hat, daß sie sich im Winter überlassen haben ihrer Nierentätigkeit, und die Nierentätigkeit hat eigentlich in ihnen gedacht; im Sommer haben sie wiederum nötig gehabt, weil das eigentlich nicht geht ohne geistige Anregung – die wollten sie aber nicht -, nach Karlsbad oder Marienbad oder nach Wiesbaden zu gehen, und da besserten sie ihr Nierensystem wieder auf. Nach und nach ist aus dieser Geschichte, wo man eigentlich immer nur den Unterleib kuriert hat, ein Aberglaube geworden. Nicht wahr, das, um was es sich gehandelt hätte, wäre gewesen, daß man innerlich Interesse bekommen hätte für geistige Tätigkeit, für geistige Anregung.     

Das wäre es gewesen, was man hätte suchen müssen, denn bei gar keiner geistigen Anregung können die Sachen, die da in der Nierengegend in Unordnung kommen, nicht in Ordnung gebracht werden. Und die Sache war im 20. Jahrhundert so, daß all die Leute, die wirklich hätten denken sollen durch die Seele, nur mehr durch die Niere gedacht haben. 

Meine Herren, es wird eine Zeit kommen, wo die Leute klarer sehen werden, wo die wenigen, die sich dann die Klarheit behalten werden in der allgemeinen Verwirrung, sagen werden: Was ist das eigentlich gewesen, dieser große Krieg im Beginn des 20. Jahrhunderts? Das ist eine Nierenkrankheit der Menschheit gewesen! 

Sehen Sie, darauf kommt es an, daß man wirklich findet, wie die Dinge eben in der Wirklichkeit zusammenhängen. Dann wird man wissen, wie man die Jugend zu erziehen hat, dann wird man wissen, wie es ganz unmöglich ist, daß man nur dasjenige der Jugend beibringt, was man ihr heute beibringt. Dann wird man wissen, daß man die schönen Jahre der Jugend, der Kindheit dazu verwenden muß, ganz anderes der Jugend beizubringen. Aber das 19. Jahrhundert ist stolz darauf geworden, nichts von Seele und Geist zu wissen, und die Folge davon war, daß diese Riesen-Nierenkrankheit, die heute noch in der Welt schleicht, aufgetreten ist. Also die Zukunft wird einmal sagen: Wodurch ist denn die Menschheit im Anfang des 20. Jahrhunderts benebelt worden? Durch eine unbemerkte Nierenkrankheit! – Das ist es, was einem heute zu Herzen geht. Und man kann zweierlei wollen: Man kann die Sachen so fortlaufen lassen, wie sie jetzt fortlaufen; dann werden ja die Ärzte einmal recht viel zu tun haben. Die Menschen werden immer unfähiger und unfähiger werden, etwas Vernünftiges zu denken. Sie werden immer müder und müder werden. Sie werden immer weniger daran denken, durch eine solide, vernünftige Einrichtung weiterzukommen. Es wird dasjenige, was heute eigentlich zu einer sehr großen Höhe gediehen ist, dieses ganze unsinnige Treiben, es wird aufs höchste kommen. Die Menschen werden schwach werden, und die Ärzte werden den Urin untersuchen; da werden sie allerlei schöne Dinge darin finden, nicht wahr: Eiweißkörper, Zucker und so weiter. Man wird nur finden, daß die Nierentätigkeit in Unordnung ist. Denn wenn man im Urin alle diese schönen Sachen findet, ist die Nierentätigkeit in Unordnung. Und man wird finden: Ja, merkwürdig, niemals hat die Welt auf diese Weise soviel Zucker und so viel Eiweiß produziert als jetzt! – Aber man wird nicht wissen, wie der Zusammenhang ist. Höchstens wird es irgendeinem gescheiten Industriellen einmal einfallen, einem Schlauen, den vielen Zucker, der da fabriziert wird, im Industriellen zu verwenden. Das ist der eine Weg. 

Der andere Weg ist der: Man höre auf, von all den äußeren Einrichtungen zunächst zu reden und reformiere das geistige Leben der Menschheit, reformiere vor allen Dingen das Schulleben, das geistige Leben der Menschheit, bringe ordentliche geistige Gedanken in den Menschen hinein. Dann werden die Menschen finden, wie sie im Äußeren richtig leben sollen. Denn wenn die Menschen vernünftige Gedanken haben, dann erst kann man hoffen, daß sie im Äußeren in der richtigen Weise leben können. 

Aber, meine Herren, das kann man natürlich nicht dadurch erreichen, daß man die Tätigkeit, die man bis jetzt gehabt hat, nur fortsetzt, sondern da handelt es sich darum, daß man radikal umdenkt. Und durch keine äußeren Mittel wird die Welt heute besser, sondern nur dadurch, daß man anfängt etwas zu wissen. Sehen Sie, die Materialisten bilden sich ein, daß sie so viel von der Materie wissen. Gerade von der Materie wissen sie ja nichts. Das ist eben das Merkwürdige, daß die Materialisten nichts wissen von der Materie. Die Materialisten, die sagen: Wovon ist das Elend gekommen? Ja, das Elend, das ist gekommen von den wirtschaftlichen Verhältnissen zum Beispiel. 

Ja, sehen Sie, das ist ebenso, wie wenn einer sagt: Wovon kommt die Armut? Die Armut, die kommt von der Pauvrete! – Nicht wahr ein anderes Wort. Wirtschaftliches Elend ist ja nur ein anderes Wort für dasjenige, was wir haben. Das ist ja nur ein Herumreden, denn natürlich haben das wirtschaftliche Elend Menschen gemacht, und der Mensch macht das wirtschaftliche Elend durch das, was er ist. Heute haben ungeheuer viele Leute einfach den Drang, sagen wir, Schieber zu werden. Das rührt aber eben einfach alles davon her, daß gerade der untergeordnete menschliche Organismus, welcher heute maßgebend wird, geistige Anregung haben müßte. Der Materialist sagt den Menschen bloß: Ja, dieser untergeordnete Organismus ist wichtig! – Aber dasjenige, was man im Geistigen kennenlernt, das sagt einem erst, warum das wichtig ist. Und so kann der Materialismus ganz schön den Blutdruck messen, aber er weiß nicht, was ein zu niedriger oder zu hoher Blutdruck bedeutet, daß ein zu niederer Blutdruck bedeutet: der Astralleib und das Ich gehen zu wenig in den physischen Leib hinein, und ein zu hoher Blutdruck: der Astralleib und das Ich gehen zu tief in den physischen Leib hinein. 

Und tatsächlich ist es heute so, daß der Blutdruck im Laufe der Geschichte der Menschheit ganz langsam immerfort zu stark geworden ist, und die Menschen leiden heute unter einem zu starken Blutdruck. Es ist schon so: Wenn der Mensch heute aufwacht, dann lebt er unter einem zu starken Blutdruck; dann schnappt gewissermaßen dieser zu starke Blutdruck nach dem Astralleib und dem Ich. Die Folge davon ist, weil er darnach schnappt, daß der Astralleib und das Ich ganz in den physischen Leib hineingehen. Das muß aber wieder gutgemacht werden dadurch, daß der Mensch geistige Anregungen bekommt, daß er sich wirklich mit einigem Interesse an das Geistige hingibt. 

Das ist nicht damit abgetan, daß man anthroposophische Theorien lernt. Wenn man bloß anthroposophische Theorien lernt, dann ist das eben bloß die Art und Weise, wie man lesen gelernt hat im 19. Jahrhundert, die Art und Weise nur sich auf äußerliche Art Gedanken einzuprägen. Das darf es nicht sein. Es muß für den Menschen dasjenige, was er aufnimmt, so werden, daß es ihn innerlich durchdringt. 

Sehen Sie, meine Herren, wenn Sie aus einer verbrauchten Luft in die frische Luft hinausgehen, dann haben Sie eine innerliche Freude. So müßten Sie eine innerliche Freude haben, ein innerliches Interesse haben, wenn Sie aus all dem Zeug, das heute Wissen genannt wird, in die frische Seelenluft kommen, die Ihnen vom Geistigen wiederum erzählt. Dieses innerliche Frohsein, dieses tiefe Interesse, das ist es, was man braucht für das geistige Leben. Und dadurch, daß der Mensch sich durchdringt mit Interesse, wird das zu schwer gewordene Blut – in allen Menschen ist ja heute das Blut zu schwer geworden – wiederum leichter gemacht. Die Nieren werden vergeistigt, und die Folge davon wird sein, daß es besser werden wird in der Welt, wenn die Menschen wiederum etwas werden wissen wollen von demjenigen, was ihnen seit Jahrhunderten genommen worden ist. Das ist es schon, was man immer wiederum sagen muß, was ich Ihnen in allen Formen sagen muß, weil es darauf ankommt, daß wir der Wahrheit ins Gesicht schauen und uns nicht blenden lassen von dem, was Scheinwissenschaft ist. 

 

 

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