Rudolf Steiner zur „Philosophie der Freiheit“ als der christlichsten der Philosophien 

 

Aus Nr. 212 der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, S. 103:

Und die Folge davon ist, dass der Mensch nun auf der einen Seite die Möglichkeit hat, auf die Waagschale der Freiheit so viel als möglich zu legen, da wirklich bis zu den letzten Konsequenzen des Individualismus zu gehen, denn nur im individuellen Menschen wird die moralische Phantasie gefunden. Daher hat man eben meine «Philosophie der Freiheit» die Philosophie des Individualismus genannt im extremsten Sinne. Das musste sie auch sein, weil sie auf der anderen Seite die christlichste der Philosophien ist. Daher musste man also auf die eine Seite dasjenige legen, was im vollsten Sinne darbietet, was äußere Naturerkenntnis ist, in die man nur hineinkommt mit dem Geistigen, indem man sich zu dem reinen, freien Denken erhebt. Das kann man noch retten innerhalb der rein technischen Erkenntnis. Auf die andere Waagschale muss aber gelegt werden das, was die wirkliche Christus-Erkenntnis, die wirkliche Erkenntnis von dem Mysterium von Golgatha ist. 

Es war daher ganz selbstverständlich, dass ich auf der einen Seite die «Philosophie der Freiheit» versuchte zu schreiben, so schlecht und recht natürlich als sie sein konnte, weil man nicht gleich auf den ersten Anhub alles gut machen kann. Auf der anderen Seite aber musste gerade auf das Mysterium von Golgatha hingewiesen werden durch meine «Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zur modernen Weltanschauung» und durch mein «Christentum als mystische Tatsache». Diese zwei Dinge gehören einfach zusammen. Aber diejenigen Menschen, die nun äußerlich darin einen Widerspruch finden, die finden, ich verfahre eigentlich so, wie wenn sie auf der einen Waagschale Fleisch und auf der anderen Waagschale Gewichte haben und nun sagen: Was ist das für Unsinn! Das gehört zusammen; kurz, man muss alles durcheinandermischen. – Und nun nehmen sie die Gewichte weg und werfen sie zum Fleisch dazu. Ja, da ist natürlich kein Gleichgewicht. So machen es die heutigen Kritiker. Sie setzen auf die eine Seite Mystik, auf die andere Seite Philosophie, und dann schießt, was in der Mystik ist, in die Philosophie hinein oder umgekehrt. Nun finden sie allerdings, dass die Welt sich in einer furchtbaren Weise benimmt; aber das ist ja mit Ausschluss wirklich alles desjenigen, was für die Gegenwart gefordert wird, für die das durchaus notwendig war. Und so muss eben, wenn die gegenwärtige Seele sich in richtiger Art hineinstellen will in die Weltentwickelung, in ihr leben auf der einen Seite ein starker Freiheitsimpuls, auf der anderen Seite muss in ihr leben ein starker Impuls zum innerlichen Durchleben des Mysteriums von Golgatha.  

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