Rudolf Steiner – Fragen zu seiner Gegenwart und aktuellen Wirksamkeit

von Daphné von Boch

(aus: Der Europäer Jg. 28 / Nr. 5 / März 2024, S. 26-29)

… Doch Steiner war in den letzten Monaten von dem Gang der Gründungen in den einzelnen Ländern offenbar so wenig befriedigt, dass er das angedeutete Vorhaben der Gründung einer alle Länder zusammenfassenden internationalen Gesellschaft nicht mehr zur Sprache brachte. Das führte bei einer Zusammenkunft in Den Haag am 17. November 1923, am Tag der Gründung der Theosophischen Gesellschaft – es sollte die holländische Landesgesellschaft begründet werden – zu einer regelrechten Krise. Nach dem Zeugnis von Willem Zeylmans erschien Steiner wie zerschlagen in der Hotelhalle und sagte kein Wort. Auf die besorgte Frage von Ita Wegman, ob «etwas passiert sei?», meinte er: «Die Mitglieder wollen nicht… Sie sind voller guter Absichten, aber … Was soll ich tun…? Soll ich denn einen Orden gründen?!»

Steiner erwog also allen Ernstes, die Gesellschaft, der er ja nicht als Mitglied angehörte und in der er lediglich wirkte, sich selbst zu überlassen und auch von einer Neugründung abzusehen. Ita Wegman erinnerte ihn in diesem Augenblick, alarmiert, an das, was er diesbezüglich in Penmaenmawr in Aussicht gestellt hatte und bat ihn, die Gesellschaft nicht zu verlassen. Da trat die Wende ein. Er sagte zu, wenn sie ihm helfen wolle. Am anderen Tag wurde die holländische Landesgesellschaft begründet. Willem Zeylmans übernahm deren Vorsitz.

Doch vergessen wir nicht: Der Entschluss, die Gesellschaft neu zu begründen und deren Vorsitz zu übernehmen, war Szenario zwei, nicht Szenario eins. 

«Der Impuls der Weihnachtstagung ist zerschellt!» (R. Steiner)

Es gibt diverse Äußerungen von alten Mitgliedern, die bis heute innerhalb der AAG [[Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft]] in der Regel vollständig ignoriert werden, obwohl sie auf sicherer Basis ruhen. Wir greifen zwei heraus, die beide aus dem Spätsommer 1924 stammen, also in etwa aus der Zeit der sieben letzten Dornacher Wiederholungsstunden, die ja am letzten Tag des Spätsommers schlossen [20. September 1924].

Die erste stammt von der Eurythmistin Maria Ina Schuurman (1894–1977), die dem bekannten Anthroposophen und Jugendbuchautor Jakob Streit (1910–2009) begegnete. Streit berichtet: «Es war in den 1950er Jahren. Der Schreibende hatte ein Gespräch mit Frau Maria Ina Schuurman (Frau des Musikers Max Schuurman). Wir sprachen über die Sorgen der Anthroposophischen Gesellschaft seit Rudolf Steiners Hingang. Sie gehört ja zu den frühen Eurythmistinnen und spielte unter Rudolf Steiner den Engel in den Oberuferer Weihnachtsspielen. Dann erzählte sie mir Folgendes: ‹Ich saß nach den Verhandlungen zur Weihnachtstagung hinten auf der Bühne zur Schreinerei, wo eine Künstlerecke war mit Sofa, um vor und nach den Aufführungen zu ruhen. Da kam Rudolf Steiner vom Vortragssaal nach hinten. Wie er mich da sitzen sah, sprach er zu mir: Nun hoffe ich, dass es wieder für zehn Jahre reicht(!), und er ging weiter. Im Spätsommer (1924) saß ich vor einer Veranstaltung am selben Platz in der Künstlerecke. Rudolf Steiner kam vorbei zu einem Vortrag. Wie er mich erblickte, sprach er zu mir prononciert: Die Weihnachtstagung ist misslungen. Er ging weiter. Ich war tief erschrocken. Zwei Jahre [[lang] wagte ich nicht einmal zu meinem Manne von diesem Erlebnis zu erzählen. – Der Nachlassverwaltung gab ich dann einen schriftlichen Bericht als Zeuge dieser Aussage.›» 

Der zweite Zeuge ist Bruno Krüger (1887–1979), früher Anthroposoph, Anwalt und Schüler Steiners. …

Im Zusammenhang mit Vorgängen in der Anthrop[osophischen] Gesellschaft äußerte er sich zur Weihnachtstagung 1923. Er wäre im Spätsommer 1924 nach Dornach gekommen und begegnete Rudolf Steiner, der gleich auf ihn zuging. Dr. Krüger hörte von ihm die erschütternden Worte: ‹Der Impuls der Weihnachtstagung ist zerschellt!›

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