Rudolf Steiner: Die Entwickelung der neueren Menschheit ist dadurch charakterisiert, dass der Ausgangspunkt der Kulturinteressen, der bisher in der Nordsee und im Atlantischen Ozean war, übertragen wird nach dem Stillen Ozean

 

Aus Nr. 36 der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, S. 17:

Aber Europa und Nordamerika werden mit der Denkungsart, die ihnen in solcher Art durch ihre eigene geschichtliche Entwickelung gegeben ist, in Asien auf die schwersten Hindernisse stoßen. Was von dem südafrikanischen Minister Smuts 

Anmerkung IH: Jan Christian Smuts, 1870-1950, kämpfte im Burenkrieg gegen England, setzte sich für die Union und die Versöhnung der Rassen ein, war 1919-1924 und 1939-1948 Ministerpräsident der Südafrikanischen Union. 

auf der Londoner Reichskonferenz gesagt worden ist, kommt Vielen bedeutsam vor. Er meinte, die politischen Blicke könnten in der Zukunft nicht mehr nach dem Atlantischen Ozean und der Nordsee, sondern müssten für das nächste Halbjahrhundert nach dem Stillen Ozean gerichtet sein. Aber die Taten, die unter dem Einfluss dieser Blickrichtung geschehen werden, müssen mit dem Willen der Asiaten zusammenstoßen. Die Weltwirtschaft, die sich seit etwa fünf Jahrzehnten angebahnt hat, soll sich innerlich weiter ausbilden, soll die Völker Asiens in einer Art in ihren Bereich einbeziehen, von der bisher doch nur Anfänge vorhanden waren. 

Das wird aber nicht möglich sein, wenn zu den vorhandenen Bedingungen der Völkerverständigung nicht noch andere treten. Man wird mit den Völkern Asiens nicht wirtschaften können, wenn man ihr Vertrauen nicht gewinnen kann. Aber Vertrauen lässt sich auf rein wirtschaftlichem Boden nur bis zu einem gewissen Grade gewinnen. Der wird nicht ausreichen für das, was man vorhat. Die Seelen der asiatischen Menschen wird man gewinnen müssen. Ohne dieses wird jeder Verkehr durch Misstrauen dieser Menschen untergraben werden.  

Aus Nr. 207 der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, S. 28:

Mit jenem groben Verstande, der in den letzten Jahrhunderten dazu dienlich war, die äußere Natur zu erkennen, werden wir die Anforderungen des neueren sozialen Lebens nicht bezwingen können, werden wir insbesondere nicht den Ausgleich finden können zwischen dem Orient und dem Okzident. Aber der muss gefunden werden.  

Im Spätherbst gehen die Menschen zur Washingtoner Konferenz, und da soll über dasjenige verhandelt werden, was, ich möchte sagen, aus einer instinktiven Genialität heraus der General Smuts, der Südafrikaminister Englands, gesagt hat: Es ist einmal die Entwickelung der neueren Menschheit dadurch charakterisiert, dass der Ausgangspunkt der Kulturinteressen, der bisher in der Nordsee und im Atlantischen Ozean war, übertragen wird nach dem Stillen Ozean. Aus der Kultur der um die Nordsee herum liegenden Gebiete, die sich allmählich im Westen ausgedehnt hat, wird eine Weltkultur. Der Schwerpunkt dieser Weltkultur wird aus der Nordsee nach dem Stillen Ozean fortgetragen. 

Vor dieser Veränderung steht die Menschheit. Aber die Menschen reden heute noch so, dass dieses Reden aus den alten groben Begriffen heraus erfolgt und kein Wesenhaftes getroffen wird, das aber getroffen werden muss, wenn wir wirklich vorwärtskommen wollen. Die Zeichen der Zeit stehen bedrohlich und bedeutsam vor uns und sagen uns: Bisher brauchte man nur ein eingeschränktes Vertrauen zwischen Menschen, die sich eigentlich alle voreinander im geheimen fürchteten. Diese Furcht maskierte sich nur in allerlei andere Gefühle. Aber nunmehr brauchen wir eine Seelenverfassung, die eine Weltkultur wird umspannen können. Wir brauchen ein Vertrauen, das die Gegensätze zwischen Orient und Okzident ausgleichen kann. Da eröffnen sich bedeutsame Perspektiven; die brauchen wir. Die Menschen glauben heute nur über wirtschaftliche Fragen verhandeln zu dürfen, über die Stellung, die Japan im Stillen Ozean haben wird, über die Art und Weise, wie man China wird gestalten müssen, damit ein offenes Tor für alle übrigen kommerziellen, Handel treibenden Völker der Erde geschaffen werde und so weiter. 

Meine lieben Freunde, diese Fragen werden auf keiner Konferenz der Erde entschieden, bevor den Menschen nicht bewusst wird, dass zum Wirtschaften Vertrauen von einem Menschen zum anderen gehört. Und dieses Vertrauen, es wird in der Zukunft nur auf geistige Art errungen werden können. Die äußere Kultur wird die geistige Vertiefung brauchen. Ich wollte heute auf das, was in dieser Richtung hier oftmals geltend gemacht worden ist, wiederum von einer anderen Seite hindeuten. Wir werden morgen in diesem Sinne dann weiter sprechen. 

 

 

 

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