von Ingo Hagel
Wie ist es möglich, dass das Europainstitut Zürich einen Schwerstkriminellen, der einen blutigen Krieg gegen die Bevölkerung der Ostukraine führt, einen Auftritt ermöglicht? Das ist eine schwere Verletzung aller Prinzipien der Schweiz, von Frieden und Verständigung. Ich fordere die ASR-Leser die das auch ungeheuerlich finden zu einem Protest auf. Geht heute Abend zur Universität Zürich an der Rämistrasse 71, im Hörsaal KOH-B-10 findet die Veranstaltung statt. ….. Ein weiterer Skandal ist der angekündigte gleichzeitige Auftritt von Bundesrat Didier Burkhalter, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten, der die Eröffnungsrede hält. Was soll das?
Auf der einen Seite ist dies ein weiterer Beleg für die Dekadenz der führenden Klasse (in diesem Falle der Leitung und der Professoren der Uni Zürich). Auf der anderen Seite zeigt es sich mal wieder, wie schädlich es ist, wenn das Geistesleben (zum Beispiel Hochschulen) und das Rechtsleben (Politik) in dieser Weise verbunden sind, dass eine derartige (Werbe-) Veranstaltung überhaupt möglich ist – ganz abgesehen vom schlechten Stil, für den jedoch kaum einer mehr eine Empfindung hat. Aber davon gibts ja auch in Deutschland Beispiele:
Protest gegen „Henry-Kissinger-Professur“ an der Uni Bonn – Lehrstuhl hauptsächlich vom Verteidigungsministerium finanziert – Eine weitere Bankrotterklärung für das deutsche Geistesleben der Universitäten
Nicht nur Wirtschaft und Politik müssen getrennt werden, sondern auch das Geistesleben (Bildung, Ausbildung, Schulen, Hochschulen etc.) muss aus der Vormundschaft der Politik – und selbstverständlich des Wirtschaftslebens – herausgelöst werden. Und schließlich brauchen wir ein freies Geistesleben, das diese Wünsche einer verderbten Politik zurückweisen kann, ohne Konsequenzen für Beruf, Karriere und hinsichtlich der Arbeits- und Forschungsmittel – von eben dieser Politik – fürchten zu müssen. Solange die Politik (der alte Einheitsstaat) der Brötchengeber dieses Bildungssystems ist, wird man von diesem – mal wieder – in Angelegenheiten wie dieser weder Durchblick noch Courage erwarten dürfen. Wenn daher nicht nur gegen sondern für etwas protestiert werden soll, dann also auch für Soziale Dreigliederung. Ansonsten doktert man weiterhin nur an den Verfallssymptomen einer untergehenden Kultur herum, ohne die Ursachen in den Blick zu bekommen.
Update:
Siehe dazu auch hier den Bericht von Freeman zu der obigen Veranstaltung.
Und siehe auch hier:
Poroschenkos blutige Märchenstunde
Zeitgleich mit der Wiederaufnahme des Artilleriebeschusses der Städte Donezk und Lugansk, das heißt der faktischen Kündigung des Minsker Abkommens durch eine erneute Offensive Kiews gegen die Volksrepubliken Donezk und Lugansk, veröffentlichte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 19.01.2015 einen Aufruf an Europa. Unter der harmlos klingenden Überschrift „Europas Werte stehen nicht zum Verkauf“ fordert Poroschenko Europa auf, sich mit dem Slogan „Ich bin ein Ukrainer“ mit der Ukraine zur Verteidigung der europäischen Werte gegen den Terror zusammenzuschließen. Mit der Versicherung „Wir sind Europa, und zusammen sind wie unbesiegbar“ schließt er seinen Aufruf. ……. Stattdessen präsentiert Poroschenko in weiteren Verlauf des Aufrufes eine Ansammlung von Sprüchen, bei deren Lektüre man sich trotz allem, was man von der FAZ gewohnt ist, wundert, wieso diese Zeitung diesen Text nicht schon aus journalistischen Gründen zurückgewiesen oder Poroschenko doch zumindest zugeraten hat, den Text noch einmal zu überarbeiten.
sowie zu „Europas Werten“:
Politiker reden gerne vom “westlichen Wertesystem” – Verteidigt wird dieses dann durch Kriege, Folter, Unterdrückung, Lügen – Was kommen muss in 2015, um den berechtigten Protest der Menschen nicht ins Chaos auslaufen zu lassen