von Ingo Hagel
Nicht nur die französischen Piloten streikten – auch die deutschen Piloten streikten mehrmals. Unter anderem ist den Piloten
ein Graus, dass das Management neue Billigflieger schaffen will, die in Europa und auf der Langstrecke Marktanteile sichern sollen.
Der französische Staatssekretär Alain Vidalies forderte Air France dazu auf,
auf das Phänomen der Billigflieger reagieren und sich anpassen,
sonst gefährde der Streik das Schicksal der Flugesellschaft. Jeder Streittag kostet Air France bis zu 15 Millionen Euro.
Der französische Staatssekretär ist natürlich ein Heuchler, wie die deutschen Politiker in dieser Sache Heuchler sind, denn „das Phänomen der Billigflieger“ ist nicht einfach so wie der Knüppel aus dem Sack gesprungen, sondern wurde und wird von der Politik gefördert. Und diese Unsinnspolitik einer Subventionierung und Förderung der Billigflieger wird auf dem Rücken der Steuerzahler ausgetragen, wie der folgende Clip über den Niedergang des Flughafens Frankfurt Hahn zeigt:
Bei 23:20: Im Klartext heißt dies: Die öffentliche Hand subventioniert Flughäfen, die mit Raynair ihren Flugbetrieb in Gang bringen. Das geht aber nur zu Gebühren, die noch nicht einmal kostendeckend sind. Der irische Billigflieger streicht also die Gewinne ein – der Steuerzahler finanziert das Ganze.
Die Politik ist es, die – vom Wirtschaftsleben gelenkt – den Kampf für immer weiter sinkende Löhne und damit den Zusammenbruch der Gesellschaft fördert. Dies wird unter anderem ausgetragen auf dem Rücken der Bürger, indem diese zum Beispiel Billigflughäfen wie Frankfurt Hahn mit ihren Steuern helfen zu subventionieren. Die dadurch etablierten Billigflieger bieten dann für die herrschenden Klassen in Wirtschaft und Politik die Möglichkeit, die Piloten bei den bestehenden Airlines unter Druck zu setzen (s. zum Beispiel obige Forderung des französischen Staatssekretärs). Das Management der Flugesellschaften unterstützt diese Ausbeutung, indem es auf immer neue Tricks kommt und bei ihrer geplanten Billigoffensive auf die eigenen Piloten verzichten will:
Konzernchef Spohr erwäge, Maschinen für Langstreckenflüge an die Schweizer PrivatAir zu verleihen und dann samt Personal zurückzumieten. Die Lufthansa Piloten hatten zuletzt mehrfach gegen geplante Einsparungen gestreikt.
In dem obigen Clip verwundern allerdings (mal wieder) die bekannten exorbitanten Preisunterschiede zwischen Billigfliegern und den Liniengesellschaften. Ganz offensichtlich sind die Billigflieger zu billig – und die Linienflüge zu teuer. Wo liegt hier eine gesunde Mitte, das heißt ein Preis, der sämtliche Kosten (Piloten, Flughäfen, Flugbegleiter, Management etc.) in einer menschenwürdigen Weise abdeckt?
Auf der anderen Seite ist es antisozial, dass die Politik diese Lohndumpingpolitik der Billigflieger unterstützt (s. dazu zum Beispiel auch hier:
Wirtschaft umgeht immer wieder Tarifverträge – Das Beispiel Edeka – Arbeit darf keine Ware mehr sein – Teilungsvertrag statt Versklavung der menschlichen Arbeitskraft
sowie hier und hier auf Umkreis-Online). Es ist daher verständlich, dass gegenüber diesen Machenschaften einer von der Politik gedeckten Wirtschaft die Menschen streiken – aktuellstes Beispiel sind die Lokführer:
Die Lokführer haben sich mit großer Mehrheit für weitere Arbeitsniederlegungen entschieden. In einer Urabstimmung bekannten sich 91 Prozent dazu bereit, weiter zu streiken. Die 20.000 Mitglieder der Lokführer-Gewerkschaft wollen kürzere Arbeitszeiten, mehr Geld und bessere Schichtpläne durchsetzen.
Rudolf Steiner bemerkte einmal, dass der vernünftige Mitarbeiter eines Unternehmens niemals streiken wird
um des Streikes willen, er streikt nur, weil die Wirtschaftsordnung es dahin gebracht hat, dass politische Forderungen verquickt sind mit wirtschaftlichen Forderungen,
das heißt, dass eine mit dem Wirtschaftsleben kooperierende Politik die entsprechenden Gesetze und Bestimmungen erlässt, die eine Ausbeutung der Menschen ermöglicht. Und genau das ist hier – wie an vielen anderen Stellen – der Fall.
Zusammenfassung und Ausblick
Der „Arbeiter“ oder „Proletarier“ früherer Zeiten ist aufgegangen in einer Schicht von Facharbeitern, Angestellten usw., denen nach dem 2. Weltkrieg aus bestimmten Gründen in weitem Maße einige Annehmlichkeiten der bürgerlichen Schicht zugestanden wurden – und die so über lange Zeit mit ihren sozialen Forderungen ruhiggestellt wurde. Mittlerweile entsteht jedoch zum Beispiel in dem hohen Anteil von ca. 23 Prozent Menschen in Niedriglohnbeschäftigungen eine neue Schicht von ausgebeuteten Menschen (neues wirtschaftliches Proletariat?), die mit ihrem kümmerlichen Verdienst (und daran wird auch der Mindestlohn nichts ändern) kaum eine Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft haben. Zusätzlich wird seitens des mit der Politik verfilzten Wirtschaftslebens versucht, durch juristische Tricks die Ansprüche nicht nur der einfachen Arbeiter (s. zum Beispiel hier) sondern auch höher qualifizierter und bisher bessergestellter Gruppen (zum Beispiel der Piloten, s. dazu auch hier auf Umkreis-Online) zu torpedieren. Die Piloten sind daher nur als ein Beispiel eines Verteilungs- und Lohndrückungskampfes (s. dazu zum Beispiel auch hier und hier auf Umkreis-Online – ich kann nicht immer alles Dazugehörige in einem Artikel wiederholen) anzusehen, der nun auch immer stärker weitere bisher gut gestellte Kreise der sogenannten bürgerlichen Gesellschaft ergreifen wird. Dieser Kampf wird durch eine – mit dem Wirtschaftsleben verfilzte – Politik geführt, die die entsprechenden antisozialen Gesetze installiert. Er wird daher nur durch das menschenwürdig gelöst werden können, was Rudolf Steiner auch in dem hier angeführten Zitat als Soziale Dreigliederung erwähnt, nämlich die Trennung des Rechtslebens (Politik) vom Wirtschaftsleben in souveräne und selbstständige Glieder des sozialen Organismus; und dazu muss die Etablierung eines freien Geisteslebens kommen.
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