Pessimismus?

  

von Ingo Hagel

         

Man braucht heute nur die verschiedenen Kanäle der über die Sauereien dieser Welt verdienstvoll aufklärenden Medien im Internet aufzuschlagen, um zu erfahren, dass die Welt an allen Ecken und Kanten brennt und immer weiter in den Abgrund rutscht –

Symbolbild – nur zum Beispiel – hier. –

Man könnte darüber in tiefen Pessimismus verfallen – und zu der Ansicht kommen, dass „Alles ja sowieso keinen Sinn habe“.  

 

Zur Zeit Rudolf Steiners war der Pessimismus eine geistige Richtung, 

die vielleicht nur vereinzelte Dichter, Philosophen, Publizisten einnahmen, während die übrige Welt es genoss, vergnügt im Kielwasser des geistlosen Materialismus sowie in dessen sehr angenehmen Wohltaten einer rasant sich entwickelnden Technik mitzuschwimmen – 

die aber jetzt beginnen, in ihr knirschendes Ende einzulaufen – mehr oder weniger, womit ich meine: Für die einen mehr, und für die anderen weniger. –  

 

Karl Julius Schröer, der Goethe-Forscher und „väterliche Freund“ Rudolf Steiners, 

sah überall nur die natürliche Harmonie der Welt, der Natur, und war von diesem Pessimismus zutiefst abgestoßen. Rudolf Steiner schrieb dazu, dass Schröer mit Blick auf seine eigene geistige Stoßrichtung nicht sah (GA 28, S. 124),

was ich von dem aus dem eigenen Innern die Hemmnisse der Natur überwindenden Menschengeiste sagte; er war davon verletzt, daß ich von der natürlichen Außenwelt behauptete, sie könne nicht die Schöpferin der wahren inneren Befriedigung des Menschen sein. Ich wollte die Bedeutungslosigkeit des Pessimismus trotz seiner Berechtigung innerhalb gewisser Grenzen darstellen; Schröer sah in jeder Hinneigung zum Pessimismus etwas, was er «die Schlacke aus- gebrannter Geister» nannte.

Heute ist es wirklich „die Schlacke ausgebrannter Geister„, die in ihren Arbeitsergebnissen mit jedem Tag die Welt und das Leben anstrengender und schwerer erträglich macht.  

 

Rudolf Steiner, in dem zu dieser Zeit die ersten Gedanken seiner später erschienenen „Philosophie der Freiheit“ heranreiften, 

sah die Berechtigung des Pessimismus, aber er sah auf der anderen Seite eben auch die im Menschen vorhandene – aber zu entwickelnde – geistige Kraft der Ideenbildung, die allein aus dem Niedergang der den Menschen umgebenden natürlichen Welt immer wieder herausführen kann, und er schrieb mit folgenden Sätzen die „ersten Gedanken„, „die Urzelle dieses Buches„, die er gegen Ende eines schöpferischen und so Vieles immer tiefer entwickelnden Lebens für so wenig überholt hielt, dass er sie in seinem „Lebensgang“ wiederholte (GA 28 S. 129): 

«Unsere Ideale sind nicht mehr flach genug, um von der oft so schalen, so leeren Wirklichkeit befriedigt zu werden. – Dennoch kann ich nicht glauben, daß es keine Erhebung aus dem tiefen Pessimismus gibt, der aus dieser Erkenntnis hervorgeht. Diese Erhebung wird mir, wenn ich auf die Welt unseres Innern schaue, wenn ich an die Wesenheit unserer idealen Welt näher herantrete. Sie ist eine in sich abgeschlossene, in sich vollkommene Welt, die nichts gewinnen, nichts verlieren kann durch die Vergänglichkeit der Außendinge. Sind unsere Ideale, wenn sie wirklich lebendige Individualitäten sind, nicht Wesenheiten für sich, unabhängig von der Gunst oder Ungunst der Natur? Mag immerhin die liebliche Rose vom unbarmherzigen Windstoße zerblättert werden, sie hat ihre Sendung erfüllt, denn sie hat hundert menschliche Augen erfreut; mag es der mörderischen Natur morgen gefallen, den ganzen Sternenhimmel zu vernichten: durch Jahrtausende haben Menschen verehrungsvoll zu ihm emporgeschaut, und damit ist es genug. Nicht das Zeitendasein, nein, das innere Wesen der Dinge macht sie vollkommen. Die Ideale unseres Geistes sind eine Welt für sich, die sich auch für sich ausleben muß, und die nichts gewinnen kann durch die Mitwirkung einer gütigen Natur. – Welch erbarmungswürdiges Geschöpf wäre der Mensch, wenn er nicht innerhalb seiner eigenen Idealwelt Befriedigung gewinnen könnte, sondern dazu erst der Mitwirkung der Natur bedürfte? Wo bliebe die göttliche Freiheit, wenn die Natur uns, gleich unmündigen Kindern, am Gängelbande führend, hegte und pflegte? Nein, sie muß uns alles versagen, damit, wenn uns Glück wird, dies ganz das Erzeugnis unseres freien Selbstes ist. Zerstöre die Natur täglich, was wir bilden, auf daß wir uns täglich aufs neue des Schaffens freuen können! Wir wollen nichts der Natur, uns selbst alles verdanken!  

  

Leider können heute nur die wenigsten Menschen mit solchen Worten noch etwas anfangen. 

Die meisten Menschen können auch nichts anfangen mit den doch eigentlich so naheliegenden und plastischen sozialen Ideen, die aus diesem ganzen Niedergang der dekadenten westlichen Kultur schon seit langem hätten herausführen können – und immer noch herausführen müssen. –

Mehr zur Sozialen Dreigliederung siehe hier auf Umkreis-Online. –

Und so ist es heute nicht mehr der theoretische Pessimismus irgendwelcher einzelner, tiefer empfindender Dichter, Publizisten und Gelehrten irgendwelcher Salons des Bildungsbürgertums, sondern es ist der flächendeckend grassierende, real existierende Pessimismus der Zeit in seinen handgreiflichen Manifestationen, der täglich und immer näher an die Menschen heranrückt – und sie zum handgreiflichen Erleben der Misere und aus der Not heraus zum Schaffen und zur geistigen Tätigkeit anregen wird.    

 

Damit werden die Menschen, denen „der Geist“ heute als etwas völlig Unreales erscheint, 

ganz real etwas anfangen müssen. Und sie werden lernen müssen, dass sie an den Misslichkeiten einer untergehenden „schönen“ Natur und so sicher geglaubten äußeren Welt –

beziehungsweise eines Deutschlands, in dem wir gut und gerne leben – ein Satz, mit dem eine große deutsche Partei noch im Jahre 2017 glaubte, erfolgreich Bundestagswahlkampf betreiben zu können –

aus ihrem eigenen, geistig schaffenden Menschen Etwas entgegensetzen werden müssen – wenn die Welt eine Zukunft haben soll.  Und dieser Prozess wird sich hier und da oder dort vollziehen, wo die entsprechenden Menschen sind und in diesem Sinne zusammenarbeiten.    

  

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