Unfreie Wissenschaftler und Journalisten, uninformierte Bevölkerung, Wahrheitssuche nur noch durch die unabhängigen Medien des Internets – Paul Craig Roberts fordert eigentlich ein Freies Geistesleben 

 

von Ingo Hagel 

 

Paul Craig Roberts schrieb gerade:

Die Finanzierung der Wissenschaft hängt heute weitgehend von der Regierung in Washington und privaten Unternehmen ab, die wiederum Vertragspartner der Regierung sind. Wissenschaftler verstehen durchaus, dass zu offenherzige Äußerungen zu 9/11 das Ende ihrer Karriere bedeuten können.

Die Regierung hat erreicht, was sie wollte: Die Bevölkerung ist machtlos und uninformiert. Die meisten Amerikaner sind zu ungebildet, um den Unterschied zwischen dem Einsturz eines Gebäudes aufgrund asymmetrischer Veränderungen oder aufgrund einer Sprengung erläutern zu können. Mainstreamjournalisten sind nicht mehr in der Lage, kritische Fragen zu stellen, zu recherchieren und ihren Job zu behalten. Wissenschaftler können sich nicht frei äußern und sich weiterhin der Finanzierung ihrer Forschungen sicher sein.

Die Aufgabe, nach der Wahrheit zu suchen, ging auf die alternativen Internetmedien über, wobei ich darauf wette, dass die Regierung selbst Internetseiten betreibt, über die wildeste Verschwörungstheorien verbreitet werden, um auf diese Weise alle Kritiker und Skeptiker zu diskreditieren.

Das, was ich nun zu Paul Craig Roberts sage, das könnte ich ebenso mit vielen Beispielen belegen und zu anderen verdienstvollen Kreativen der Wahrheitsbewegung sagen. Nun ergibt es sich aber einfach aus dem Anlass seines Artikels heraus, dass ich zu Paul Craig Roberts meine Bemerkungen mache.

Paul Craig Roberts Analysen und Artikel sind verdienstvoll. Ich weise immer wieder hier sowie auf der Seite Zum Zeitgeschehen auf sie hin – und auch dieser Artikel muss anerkennend hervorgehoben werden. Paul Craig Roberts legt den Finger sehr deutlich – das heißt auf konkrete Phänomene deutend – in die Wunden. Allerdings kranken seine Ausführungen an dem, an dem auch die allermeisten der verdienstvollen und aufklärenden Artikel der unabhängigen Medien des Internets, auf die Paul Craig Roberts hinweist, kranken: Man kommt bis zu einer zutreffenden Analyse (in diesem Fall unfreie Wissenschaft, von der Regierung bezahlte unfreie Wissenschaftler usw.). In ausgesprochen verdienstvoller Weise wird also Aufklärung über die Verfallssymptome und den Niedergang unserer „westlichen Werte“ betrieben, aber merkwürdigerweise kommt diese diagnostische Arbeit nicht über diese aufklärende Analyse hinaus zu einer Therapie. Dann bricht es einfach ab – ein sehr interessantes Phänomen, das zigtausendfach zu beobachten ist.

Denn eigentlich müsste der nächste Schritt doch konsequenterweise sein, ein vom Staat unabhängiges und freies Geistesleben zu fordern. 

Der nächste produktive geistige Schritt müsste doch sein, eine Trennung zwischen dem Staat und dem Geistesleben (also dem gesamten Betrieb von nicht nur der Forschung und der Wissenschaft, sondern auch aller Schulen, Universitäten und Ausbildungsinstitutionen) zu fordern.

Immer wieder ist zu lesen: Die Liquidität der Finanzmärkte ist so ein großes Problem. Die Märkte wissen nicht, wohin mit dem Geld. Natürlich, bis jetzt haben es die gesellschaftlichen Systeme und ihre Regierungen nicht geschafft, diese abartige Menge an Geld, das sich das Finanzsystem selber aus dem Nichts generiert hat, sozialverträglich wieder zu vernichten. Nun stehen wir an dem Punkt, an dem dann eben durch die Abschaffung des Bargeldes und anschließender Negativzinsen die Liquidität aus dem Markt genommen wird. Selbstverständlich werden die Bürger nebenbei enteignet und versklavt werden. – Wie wäre es denn, wenn Paul Craig Roberts, der ja diese Unfreiheit des Geisteslebens, der Wissenschaftler, der Journalisten und so weiter beklagt, und der ja mal stellvertretender US-Finanzminister und Mitherausgeber und Kolumnist des Wall Street Journals war, fordern würde, diese überschüssige Liquidität der Finanzmärkte dadurch abzuschöpfen, dass sie in ein einzurichtendes Freies Geistesleben, das heißt in die im Moment immer mehr physisch und geistig immer mehr verrottenden Schulen, Ausbildungsstätten, Universitäten und so weiter gesteckt würden? Das wäre doch ein erster Schritt!

Der nächste Schritt müsste zudem sein, eine Trennung dieses verfilzten Gebildes zu fordern, zu dem Politik und Wirtschaft miteinander verschmolzen sind – beziehungsweise in dem die Wirtschaft sich die Politik (den Rechtsstaat) Untertan gemacht hat. Der nächste Schritt müsste also in dem bestehen, auf das ich hier immer wieder hinweise, nämlich in der Sozialen Dreigliederung (mehr zu dieser zum Beispiel hier und hier und hier auf Umkreis-Online).

Im Grunde genommen ist es doch genau das, was Paul Craig Roberts (mit seinen ihn wahrnehmend unterstützenden Lesern!) eigentlich fordert beziehungsweise fordern müsste, wenn er dem, was ihn mit Recht umtreibt und beunruhigt, tiefer auf den Grund gehen würde. Und weil der verdienstvolle Paul Craig Roberts – wie viele andere ebenfalls – so nahe mit seinen Analysen und seiner sozialen Diagnostik vor dem steht, was eigentlich kommen muss, deshalb führe ich also auch ihn hier auf Umkreis-Online in der Rubrik Prominente für Soziale Dreigliederung.

Es fehlt eine gesellschaftliche, politische, überhaupt eine geistige Zielsetzung und Perspektive – Wo soll es denn nun hingehen?

Von den unabhängigen Medien des Internets wurde und wird weiterhin ungeheuer verdienstvoll aufgeklärt über die verlogenen Medien, über die mit der Politik verfilzte Wirtschaft und so weiter und so fort. Und selbstverständlich wird man auf diesen Gebieten auch weiterhin aufklären müssen. Aber es fehlt eine Perspektive. Wo soll es denn nun hingehen? Was soll denn nun geschehen? Diese Frage bleibt unbeantwortet. Denn an diesem Punkte brechen die allermeisten der Analysen einfach ab. Man kommt nach den verdienstvollen Analysen nicht weiter und kann nicht zu einem Schöpferischen in der so wichtigen sozialen Frage vordringen.

Ich fürchte, irgendwann könnte ein Punkt erreicht werden, an dem diese so verdienstvolle Arbeit der unabhängigen Medien des Internets – an der ja nun wirklich nicht so viele Menschen wahrnehmend teilhaben – ihren Charme verlieren wird: 

Dass es nämlich immer nur Aufklärung, Desaster – und Negativ-Nachrichten gibt. Und dann – bricht es ab. Die einzige Möglichkeit und Konsequenz, auf die Gesellschaft dann in ihrer Verzweiflung vermutlich kommen wird, weil ihr keine heilsamen Perspektiven angeboten werden, wird dann wohl darin bestehen, diese zerstörerische Politik, diesen bankrotten Parlamentarismus, dieses ausbeuterische Wirtschaftsleben und diesen „Rechtsstaat“, der immer weniger einer ist, der aber das Leben der Menschen zerstört, weil er es nicht mehr schützen will, letztendlich völlig zu zerstören (und etliches Andere noch dazu). Aber damit wäre nichts gewonnen. Spätestens an diesem Punkte – insofern nach dieser Revolution dann überhaupt noch jemand übrig ist – müsste man sich Gedanken machen über eine neue Form der Gesellschaft und des Zusammenspiels von Politik (Rechtsstaat), Wirtschaft und dem geistigen, kulturellen Leben – weil die alte Gesellschaftsform nun wirklich am allerletzten Punkt ihrer Lebensunwirklichkeit und Lebensunfähigkeit angekommen ist: nämlich im revolutionären Zusammenbruch. Warum also nicht schon vorher?

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