von Ingo Hagel
Paul Craig Roberts: Ist Europa zu ewiger Knechtschaft Amerikas verurteilt?
„Der einzige Weg, wie die Europäer einen nuklearen 3. Weltkrieg verhindern und weiterleben können und das zu genießen, was von ihrer Kultur übriggeblieben ist, das nicht von den Amerikanern mit ihrer Kultur von Sex und Gewalt und Gier zerstört wurde, ist, dem Beispiel Englands zu folgen und die CIA-geschaffene EU zu verlassen und auch die NATO, deren Zweck mit dem Fall der Sowjetunion verdunstete und die jetzt als Instrument für Washingtons Weltherrschaft dient …. Nur so können die europäischen Völker ihr eigenes Leben retten und das Leben von uns übrigen.“
Es ist schon erstaunlich, dass ein amerikanischer ehemaliger hoher Regierungsbeamter aus Amerika (zu dem verdienstvollen Paul Craig Roberts siehe hier auf Umkreis-Online sowie die diversen Einträge auf der Seite Zum Zeitgeschehen) auftreten und den Europäern sagen muss, wie sie „weiterleben können“, wie „die europäischen Völker ihr eigenes Leben retten“ können und damit das Leben der übrigen Völker dieser Welt.
Nun gehört Paul Craig Roberts mit seinen Warnungen nicht gerade zu denen, die hier in Deutschland große mediale Aufmerksamkeit erfahren. Aber Rudolf Steiner, der mit seinen Warnungen an das deutsche Volk und die europäischen Menschen bis heute ja noch viel weniger Aufmerksamkeit erfährt, wies ebenfalls darauf hin:
Für Mitteleuropa stehen die Dinge so, dass es sich handelt um Leben und Tod, um Leben und Tod des Volkstums.
Für Steiner musste es nicht ein dritter Weltkrieg sein, der nun die deutsche und europäische Menschheit auslöscht – und die amerikanische und so weiter vielleicht noch dazu. Für ihn entschied sich die Frage einer Vernichtung der mitteleuropäischen Menschheit darin, ob letztere die Dreigliederung des sozialen Organismus (mehr dazu zum Beispiel hier und hier und hier auf Umkreis-Online) aufnehmen, verstehen und umsetzen würde – oder eben nicht. Die Dinge liegen also noch einige Schichten tiefer, als dass sie nur durch einen Austritt aus der NATO oder der EU – ich bin völlig einverstanden damit – zu regeln wären. Denn keine der heutigen und zukünftigen amerikanischen Administrationen wäre damit einverstanden, wenn ein Deutschland – sei es nun Mitglied in der EU und der NATO oder nicht – sich nun nicht mehr als militärische, sondern als wirtschaftliche Großmacht produzieren würde. Solange nicht von diesem Mitteleuropa ein kultureller, geistiger, sozialer Impuls ausgeht, der auch den „praktischen“ Amerikanern klarmacht, dass das Heil einer Kultur nicht allein und einzig nur auf die Wirtschaft gebaut sein kann, solange wird von diesem Amerika aus kein Verständnis für irgendetwas, was von diesem Mitteleuropa ausgeht, entstehen können.
Und es gibt nicht wenige in den unabhängigen Medien des Internets, den verschiedenen Blogs und Vlogs und deren Kommentarspalten, die von diesem Tod des Volkstums, von dem Rudolf Steiner oben spricht, und von dieser drohenden Auslöschung der Menschen Mitteleuropas – aus den verschiedenen politischen Ereignissen heraus – etwas ahnen und das immer wieder thematisieren. Sie ahnen jedoch nichts davon, was das einzige wirkliche Heilmittel gegen diese Auslöschung einer mitteleuropäischen Kultur ist.
Eine wirkliche Kultur, die dieses Namens wert ist, kann nicht einzig und allein auf die Wirtschaft gebaut werden
Bei „Kultur“ handelt es sich selbstverständlich um einen geistigen Impuls und eine geistige Kraft – die sich dann aber auch real in den verschiedensten Lebensgebieten niederschlagen muss. Von Geist wollen die Deutschen allerdings nun gar nichts hören. Kultur besteht für sie vielleicht noch in allen möglichen volkstümlichen Gebräuchen, die dann meistens zusammen mit Grillwürsten genossen und mit viel Bier hinuntergespült werden. Ansonsten ist das reale Leben der Menschen einzig und allein auf die Wirtschaft gebaut. Geht es der Wirtschaft gut, geht es uns gut, und das ist dann eine gute Kultur. Das wird aber nicht funktionieren.
Paul Craig Roberts stellt noch einmal dar, dass die pfiffige amerikanische Administration die Deutschen damals nach dem Zweiten Weltkrieg genau an diesem Punkt ihrer Vernarrtheit in das Wirtschaftsleben an die Hammelbeine bekommen haben:
Roberts, der Finanzfachmann, stellt in seinem Artikel fest, dass die Eroberung Westeuropas durch die USA gleich nach dem Krieg in Angriff genommen wurde: 1. durch den Marshall-Plan, der eigentlich dem deutschen Volk helfen sollte, wie die Mär geht, aber nur Hilfe zur Selbsthilfe für die Amerikaner war.
Dem immer nur Krankheit erzeugenden Wirtschaftsleben muss das Heilmittel entgegengestellt werden.
Die Wirtschaftswunderjahre von Nachkriegsdeutschland sind längst vorüber. Natürlich gab es damals Grund genug, das zerbombte Nachkriegsdeutschland wirtschaftlich wieder aufzubauen. Aber dieses Wirtschaftsleben wird sich immer, wenn es nur der alleinige Boden und die alleinige Grundlage ist, auf dem ein Volk seine Kultur aufbaut, zu nichts anderem als zu einem großen Krebsgeschwür entwickeln, also einer Krankheit, die nicht nur bei Menschen, sondern auch bei einem Volk in den meisten Fällen zum Tode führt. Dieser Krankheit des Wirtschaftslebens muss das Heilmittel entgegengestellt werden. Und dieses besteht eben nicht darin, dass man hier und da an einigen Stellschrauben des Wirtschaftslebens dreht, sondern einzig und allein in der Etablierung eines freien Geisteslebens. Rudolf Steiner dazu:
Und ein Tor ist heute derjenige, der glaubt, dass man die Wirtschaftsverhältnisse ohne weiteres durch die Wirtschaftsverhältnisse regenerieren kann. …. Denn Torheit ist es, das Wirtschaftsleben aus sich selber regenerieren zu wollen. Man muss die Heilkraft in einem selbständigen Geistesleben neben dieses Wirtschaftsleben hinstellen, und beide müssen überbrückt werden durch das neutrale Rechtsleben. …. Es gibt allein die Möglichkeit, fortdauernd das Wirtschaftsleben im Gang zu erhalten durch das selbständig danebengestellte Geistesleben.
Also Soziale Dreigliederung!
Nun haben die Deutschen es aber hervorragend versäumt, dieses Heilmittel eines freien Geisteslebens dem Wirtschaftsleben entgegenzustellen.
Sie hatten seit dieser glorreichen und genussreichen Zeit des von den Amerikanern gesponserten Wirtschaftswunders kein Interesse daran, dieser zum Tode führenden Kulturkrankheit eines gesellschaftlichen Lebens, das seine Existenz einzig und allein auf die Wirtschaft bauen will, dieses Heilmittel eines freien Geisteslebens entgegenzustellen. Und so sind sie eben heute nicht mit einem freien Geistesleben als Heilmittel, sondern einem verlogenen Geistesleben als weiterem Krankheitsimpuls „gesegnet“, wozu eben auch die Presse gehört – Paul Craig Roberts nennt sie immer die „Presstituierten“. Und die deutschen geistigen Größen, die an den Schulen und Hochschulen lehren, haben sich längst aus dem gesellschaftlichen Diskurs verabschiedet – man will sich doch nicht den Ast (Karriere) absägen, auf dem man sitzt. Und dieser Ast ist das vom Einheitsstaat, also von der Politik und letztlich vom Wirtschaftsleben abhängige Schul- und Ausbildungssystem. Die deutsche Professorenschaft drückt sich an den wesentlichen geistigen und wissenschaftlichen Fragen, deren Beantwortung neues Leben in eine Gesellschaft vermitteln könnten, vorbei – selbstverständlich bestätigen einige wenige Ausnahmen die Regel.
Und da ein freies Geistesleben fehlt, fehlen auch dem Wirtschaftsleben die heilsamen Direktiven. In einem gesunden dreigegliederten Organismus würde nämlich nicht die Wirtschaft bestimmen – beziehungsweise die Banken -, welches wirtschaftliche Projekt von gesellschaftlichem Interesse ist und daher finanzielle Unterstützung bekommen soll, sondern die Repräsentanten eines freien Geisteslebens. Da sagen die Leute dann:
„So ein Quatsch! Wie soll ein Angehöriger des freien Geisteslebens denn von wirtschaftlichen Projekten eine Ahnung haben?“
Aber wer sagt denn, dass ein Unternehmer beziehungsweise ein Angehöriger des Wirtschaftslebens nur ein Angehöriger dieses Wirtschaftslebens sein kann? Jeder Mensch gehört allen drei Gebieten an: dem Wirtschaftsleben, dem Rechtsleben und auch dem Geistesleben. Warum sollte es denn nicht möglich sein, so, wie Rudolf Steiner es für einen dreigegliederten Organismus vorsah, dass ein Angehöriger des Wirtschaftslebens, ein Unternehmer, sehr wohl sich – nun als Repräsentant des freien Geisteslebens – auch auf eben diesen geistigen Boden stellen kann, um zu beurteilen, ob ein neuer Unternehmer beziehungsweise ein neues Unternehmen einen Sinn macht. Selbstverständlich wittern die Leute heute in einer solchen Vorgehensweise nach den gängigen Gepflogenheiten Korruption, Intrigen und Vetterleswirtschaft. Ja natürlich, die Verhältnisse heute sind großenteils verrottet, aber so müssen sie nicht bleiben. Und ich bin überzeugt, so würden sie nicht bleiben, wenn man einfach den Mut hätte, den alten und dekadenten Einheitsstaat abzuschaffen und durch einen dreigegliederten Organismus zu ersetzen.
Die Frage ist also, ob das nächste „Wunder“ in Deutschland nicht wieder in einem neuen Marshallplan der Amerikaner (heißt heute TTIP, NATO, EU usw.) besteht,
der sich Europa und Deutschland endgültig unter den Nagel reißt – resultierend eben in einer ewigen Knechtschaft, wie es Paul Craig Roberts beschreibt. Sondern das Wunder muss in der Einsicht bestehen, dass man die mitteleuropäische Kultur nicht mehr einzig und allein auf die Wirtschaft bauen kann, die sich letztlich das Rechtsleben (Politik) und das Geistesleben (Universitäten, Presse, Schulen und so weiter) Untertan macht, sondern auf einen dreigliedrigen Organismus mit einem funktionierenden wirklichen freien Geistesleben. Könnte es sein, dass irgendwann genügend Kraft in dieser so schauervoll unpolitischen und geistabgeneigten deutschen Bevölkerung entsteht, so das diese erkennt, dass das soziale Elend nur immer größer werden wird, wenn nicht die Notwendigkeit dieser drei mehr oder weniger souveränen und selbstständigen Glieder eines sozialen Organismus eingesehen und umgesetzt wird, die nötig sind zum Heil des sozialen Ganzen und seiner Menschen.
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