von Ingo Hagel
Im ersten Teil dieses Artikels machte der hellblickende Saker doch so einige kritische Anmerkungen zu den Niedergangserscheinungen dieser westlichen Zivilisation und ihrer Zukunft. Der zweite Teil dieses Artikels beschrieb den geistigen Schlaf der Menschen in Deutschland, hervorgerufen durch das exquisite Barbiturat eines „bestens“ funktionierenden Wirtschaftslebens. Der dritte Teil warf einiges Licht auf die Stimmungslage der Alkoholiker oder Fast-Alkoholiker, der Koksenden sowie Schmerz – und Aufputschmittel Nehmenden in Deutschland, denen es ganz wohl doch nicht so gut geht, wie die Politiker es sagen. Der vierte Artikel behandelte die Frage, dass das, was im Menschen auf der Grundlage des reinen Denkens als Geist erscheint, nicht mit Wachstum und Aufbau der Materie, sondern mit deren Abbau zu tun hat. Der fünfte Teil dieser Artikelserie ging auf einige Aspekte des reinen Denkens ein. Im sechsten Teil sagten die Leute, das sei doch alles viel zu schwer und nicht zu verstehen. Die Arbeiter von vor 120 Jahren, „durch die Bank organisierte Sozialdemokraten“, dachten darüber allerdings ganz anders. Der siebte Teil behandelte die Niedergangserscheinungen in einem Deutschland, dessen Menschen – attestiert durch den Bundestagswahlkampfslogan der CDU – nur noch die kreatürlichen Begierden im Sinn und alle Ideale aus dem geistigen Blick verloren haben.
Die Leute täuschen sich, wenn sie glauben, sie könnten auf gesunde Art Stufen eines neuen Bewusstseins –
und dazu gehören ja neben dem Bereich der wissenschaftlichen, kulturellen, geistigen Angelegenheiten auch ein Bewusstsein für eine geistige Regelung der sozialen Fragen (mehr zur Sozialen Dreigliederung zum Beispiel hier und hier und hier – sowie an vielen anderen Stellen auf Umkreis-Online) –
erlangen, ohne den Weg über das reine Denken gehen zu müssen –
(mehr dazu hier auf Umkreis-Online in den Rubriken Philosophie der Freiheit, Erkenntnistheorie, Wirklichkeitserkenntnis sowie zum Beispiel hier und hier und hier und hier und hier). Ein einfaches Beispiel für die intuitive und daher allgemein-begriffliche Form der Handlungsdirektive, die sich der freie Mensch aus seinem reinen Denken heraus selber gibt, schildert Rudolf Steiner hier im 12. Kapitel seiner Philosophie der Freiheit:
… zum Beispiel: du sollst deinen Mitmenschen Gutes tun! du sollst so leben, dass du dein Wohlsein am besten beförderst!
Es ist also im Grunde genommen nicht so sehr schwer. Vielleicht sogar ähnlich leicht und ersehnt wie der Umgang mit Wasser und Seife. Oder jedenfalls so elementar wie Hunger und Durst? Doch ist das Leichte schwer. Und: Obiges stellt natürlich nur ein sehr stark verkürztes – weil aus dem Zusammenhang gerissenes – Beispiel und Zitat dar. Wer nicht das Ganze der „Philosophie der Freiheit“ nimmt, wird ziemlich in die Irre gehen.
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Das, was Rudolf Steiner dazu in seinem sozialen Grundwerk „Die Kernpunkte der sozialen Frage“ beschrieb, bewegt sich durchaus in diesem Bereich des reinen Denkens. Sicher ist das keine geistige Kost für die Leser irgendwelcher Blöd-Zeitungen und Maso-Sado-MSM-Medien, aber ganz sicher zum Beispiel für diejenigen, die glauben, weit darüber hinaus zu sein, um als „Kulturschaffende“ den anderen Menschen etwas über die Lösung der Probleme der Zeit vortragen zu sollen. Aber wie sagte doch gerade Lionel Nation (bei 20:30):
Wir kultivieren nicht die intelligenten Leute, sondern wir kultivieren die Idioten,
was ebenfalls auf diesen Tod auf geistigem Gebiete hinweist sowie auf das, was Rudolf Steiner bereits damals als ein Charakteristikum dieser Zeit formulierte: nämlich die Auslese der Schlechtesten.
Anmerkung: Etwas leichter und an vielen praktischen Beispielen besprochen schildert Rudolf Steiner die Soziale Dreigliederung in diesem Band (hier ein einführender Artikel), weshalb er sehr gut als Einführung in dieses ungewohnte Thema dienen kann. Hier ein Auszug aus dessen Inhaltsverzeichnis.
Aber so, wie auch im einzelnen Menschenleib das organische Leben in die Vernichtung, in den Abgrund geführt wird,
damit aus dieser Zerstörung der Materie der Geist des Menschen sich entwickeln kann – das Gehirn ist das empfindlichste und toteste gerade noch lebende Gewebe des Menschen – so wird eben auch in dieser kommenden Zeit der Geist sich aus dem Niedergang der westlichen Kulturen – den der Saker so treffend beschreibt – sich entwickeln müssen, insoferne diese in ihren Gestaltungen – auch den sozialen – nicht auf der Wahrheit, das heißt auf der Erkenntnis des Geistes aufgebaut sind. Hier schrieb und zitierte ich:
Und das Tote des erstorbenen Weihnachtsfestes ist nur einer der so vielen Schmerz- und Diagnosepunkte einer verfallenden und im Niedergang sich befindlichen Kultur, aus der ein neuer Aufstieg eben nur erfolgen kann, wenn die Menschen die geistige Kraft in sich rege machen können, auf all diesen genannten Gebieten zu einer gedanklichen Verlebendigung zu kommen (mehr dazu hier auf Umkreis-Online zum Beispiel in den Rubriken Soziale Dreigliederung, Philosophie der Freiheit, Wissenschaft), Goetheanismus) Denn:
In der Zukunft … wird es entweder eine Geisteswissenschaft geben, oder es wird gar keine Wissenschaft geben, sondern nur eine äußere technische Praxis. In der Zukunft wird es eine von Anthroposophie durchdrungene Religion geben, oder es wird gar keine Religion geben, sondern nur äußeres Kirchentum. In der Zukunft wird es anthroposophisch durchdrungene Kunst geben, oder es wird gar keine Künste geben, denn Künste, die losgelöst von dem Leben der Menschenseele sein wollen, werden ein kurzes, ein ephemeres Dasein haben.
Also noch einmal (siehe hier und hier):
Und alles, was wir heute an furchtbarer Gegenwart erleben, an Niedergangserscheinungen erleben, es kommt davon her: Weil die Menschheit aus den untersten Tiefen ihres Seelenlebens die kristallhelle Klarheit des Denkens zum Erobern der Freiheit ergreifen soll und weil die Menschheit zu der Stärke, die dazu notwendig ist, heranreifen soll, daher entfallen ihr die alten Wirklichkeiten; sie entfallen ihr zunächst, gehen in den Niedergang hinein, und der Weg muss gesucht werden, wie aus den zerbröckelnden Trümmern des alten Kulturlebens der menschliche Wille aufsteigt, der sich lichtvoll durchdringt mit dem reinen Denken und so zur Freiheit heranwächst.
Den „Niedergangserscheinungen“ und „den zerbröckelnden Trümmern des alten Kulturlebens“ muss der geistige Wille entgegengestellt werden, Ideen denken zu wollen, die ohne diesen Willen für die anderen Menschen einfach nicht da sind. Also nicht derjenige Wille ist gemeint, der sich in dem schönen alten sozialistischen Kampfspruch niedergeschlagen hat:
Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will,
sondern derjenige Wille ist gemeint, der sich – sich vergeistigend – aus der physisch-leiblichen Tätigkeit erheben kann. Ein Aufstieg aus diesem Niedergang der westlichen Zivilisationen wird einzig und allein davon abhängen, dass möglichst viele Menschen den geistigen Willen zum Denken dieser Ideen aufbringen wollen. Dann mögen auch die Arme möglichst stark sein, um diese Ideen in die Realität umzusetzen.
Damals sagte Oswald Spengler den Untergang des Abendlandes voraus.
Heute ist es der – ansonsten verdienstvolle – Saker. Die Leute denken dann:
„Nun ja, so kommt also der Untergang. Da kann man nichts machen. Machen wir es uns also noch ein wenig schön hier in dem Desaster. Danach wird dann schon etwas Neues, Gutes und Besseres kommen. So war das schon immer. Da kann man nichts machen.“
Aber damals wie heute ist nur mit dem Voraussagen dieses Unterganges und dem passiven Abwarten auf einen neuen Aufstieg der Kultur nichts getan, da weder in einer solchen – durchaus zutreffenden – Prognose noch in der niedergehenden Kultur ein Same für einen neuen Aufstieg enthalten ist.
Die der unseren vorangegangenen Kulturepochen hatten noch – allerdings von Kulturperiode zu Kulturperiode immer weiter abnehmend – diese Samenkeimkräfte, die dann jeweils zur Begründung einer neuen Epoche führen konnten. Unsere Kulturepoche hat diese Kräfte nicht mehr. Sie müssen von den Menschen aus dem Geiste neu und aktiv herausgeholt werden. Aus dem Alten kommt nichts mehr. Nur noch immer weiterer Niedergang und Zusammenbruch:
Das Abendland geht zugrunde, geht in die Barbarei hinein. Nichts vermag zu entscheiden, wo irgendein neuer Aufstieg, irgendein anderes Zentrum der Welt sich wiederum erzeigen werde.
Es genügt also nicht, nur auf die sich vollziehenden Niedergangserscheinungen der westlichen Zivilisation hinzuweisen.
Deswegen hatte Rudolf Steiner damals Oswald Spenglers Buch zum „Untergang des Abendlandes“ sehr ernst genommen, hatte es
aber auch sehr ernst bekämpft.
Rudolf Steiner weist darauf hin, dass nichts diesen Untergang aufhalten wird als der individuelle Wille des einzelnen Menschen, der sich dagegen stellt:
Eine Heilung kann es nur geben, wenn dasjenige, was man die Weisheit der Initiation nennt, in die Menschheitsentwickelung hineinfließt.
Das heißt nicht, dass nun jeder ein Eingeweihter werden muss, sondern nur, dass möglichst viele Menschen die Dinge, die sich aus der Initiationswissenschaft (Anthroposophie) ergeben, nachdenkend aufnehmen sollten. Und dazu gehören eben auch die Ideen, die sich aus einer solchen Initiationswissenschaft für die Regelung des sozialen Lebens ergeben. Es besteht eben durchaus die
Notwendigkeit, die Initiationsweisheit einzuverleiben dem geistigen, dem rechtlichen, dem wirtschaftlichen Leben,
was also nichts anderes heißt, als dass Soziale Dreigliederung realisiert wird (mehr dazu zum Beispiel hier und hier und hier – sowie an vielen anderen Stellen auf Umkreis-Online), um die „perversen Instinkte“ (siehe dazu auch hier auf Umkreis-Online; Anmerkung IH),die von anderer Seite kommen, zurückzuweisen. Rudolf Steiner:
Man kann daher zu den Leuten nicht sagen: Glaubt an die Götter, glaubt an das, glaubt an jenes, es wird schon gut gehen! – Das ist heute keine Widerlegung, sondern man muss heute zu den Leuten sagen: Diejenigen, die von Niedergangserscheinungen sprechen und sie sogar beweisen, die haben gegenüber dem, was in der Außenwelt lebt, recht. Aber dass sie nicht recht behalten, dafür muss jeder einzelne sorgen. Denn der Aufstieg kommt nicht aus dem Objektiven, der Aufstieg kommt aus dem Subjektiven des Willens. Ein jeder muss wollen und muss den Geist neu aufnehmen, und muss aus dem neu aufgenommenen Geiste der untergehenden Zivilisation selber einen neuen Antrieb geben, sonst geht sie unter.
Aber heute wie damals ist das den Leuten, die einfach nur “gut und gerne leben“ wollen, sehr unangenehm, weil man dann doch noch sehr viel intensiver denken müsste, als man es heute gewillt ist, es zu tun. Und so wird es eben immer weiter dem Untergang, der Dekadenz, den Todesprozessen entgegengehen, die der Saker so zutreffend diagnostiziert hat, weil man die Lebensprozesse aus einem lebendigen Denken nicht ergreifen will. Die Menschen werden durch die schlechten Erfahrungen begreifen müssen, dass heilsame Ideen von der sie leitenden dekadenten Führungsklasse nicht kommen werden. Sie werden sich selber darum bemühen müssen. Aber von dieser Einsicht sind wir noch sehr weit entfernt.
Inhaltsverzeichnis dieser Artikelserie:
Der Saker zur Lage der westlichen Zivilisation
„Die Welt war noch nie so gut wie heute!“
Es werde Licht! – Die Stimmungsaufheller
Eine Signatur dieser Bewusstseinsepoche der Menschheit
Diese Erarbeitung des reinen Denkens ist natürlich ein anstrengender Prozess der Selbstüberwindung
Damals sagte Oswald Spengler den Untergang des Abendlandes voraus. Heute ist es der Saker.
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Falls Ihnen dieser Artikel jedoch unverständlich, unangebracht, spinnig oder sogar „esoterisch“ vorkommt, gibt es vorerst wohl nur eines: