Entmachtet die Banken – Der einstige Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, fordert ein ganz neues Währungssystem

 

von Ingo Hagel

 

 

Thomas Mayer…. mahnt, dass unser Geldsystem wieder in eine Krise geraten könnte – und fordert gleich ein ganz neues Währungssystem. Wie das aussehen und funktionieren soll, erklärt Mayer im Interview mit Finanzen100.

Thomas Mayer kritisiert die unbegrenzte Geldschöpfung aus dem Nichts durch die Kreditvergabe der Banken – und fordert mit seinem Aktivgeldsystem eine Kreditvergabe, die nur aus den Einlagen der Sparer erfolgen soll – sehr sinnvoll!

In der WIWO schilderte Thomas Mayer weitere Punkte – ich fasse mal kurz zusammen:

Nicht der Kapitalismus, sondern unser Geldsystem ist schuld an der Finanzkrise (siehe auch hier auf Umkreis-Online zu einer ungerechtfertigten Kapitalismuskritik)

Das Problem einer Kreditvergabe aus dem Nichts durch die Banken

Die Forderung nach einer gesunden Kreditvergabe der Banken aus den Ersparnissen der Menschen heraus

Selbstverständlich wird der Sparer durch die Bereitstellung seines Spargeldes durch die Vergabe eines Zinses honoriert

Das Problem der unfruchtbaren Einmischung der Politik (zum Beispiel durch Bankenregulierungen, Steuererhöhungen und Eingriffe in die freie Preisbildung), was letztendlich den Kapitalismus in eine sozialistische Wirtschaftsordnung überführt, die aber letztendlich den Wohlstand zerstören wird

Die Forderung nach einem „funktionierenden Markt für Wagniskapital“, um kreativen und tüchtigen Unternehmern die Gründung einer Firma zu ermöglichen, für die unter den heute bestehenden Bedingungen (restriktive Kreditvergabe durch die Banken) immer weniger Chancen vorhanden sind

Das Problem der Konstruktion eines Schattenstaates beziehungsweise einen europäischen Zentralstaat  durch die Politik, der „die Staatsbank EZB in ihrem Bemühen, den Euro stabil zu halten, unterstützen soll“

Das Problem eines zu großen Vertrauens auf Edelmetalle die zwar „als Handelsware einen physischen Wert“ haben, der jedoch als Mittel zur Sicherung des Geldes nicht überbewertet werden darf

Missgünstig schrieb der Spiegel zu Mayers Ideen:

Thomas Mayer war mittendrin im Finanzsystem, als er an ihm zu zweifeln begann. Er verlor seinen Job als Chefvolkswirt der Deutschen Bank und schrieb ein Buch. Darin fordert er eine neue Geldordnung: Sie soll die Banken entmachten.

Es gibt ja für das bürgerliche Deutschland kaum etwas Vernichtenderes, was man über einen Menschen – auch noch im Vorspann eines Artikels – verbreiten kann, als dass er seinen Job verloren hat. Dass Mayer mit der geistigen Entwicklung, die er durchgemacht hat, möglicherweise diesen „Job“, den er bisher bekleidete (immerhin Chefvolkswirt der Deutschen Bank und nicht Auftragsschreiber bei einem der deutschen Propagandaorgane) weit hinter sich gelassen hat, übersteigt natürlich den Horizont dieses übellaunigen Spiegel-Redakteurs.

 

Bemerkenswert Mayers Würdigung der „Leistungen“ der Akademiker – wozu natürlich auch die Universitäten gehören

Bemerkenswert Mayers Würdigung der „Leistungen“ der Akademiker – wozu natürlich auch die Universitäten gehören, die diese ausbilden:

Enttäuscht bin ich von den Akademikern. Sie haben die Modelle für die Banker geliefert, mit denen wir in die Krise geschlittert sind. Von ihnen hätte man eine kritische Prüfung erwartet. Aber im akademischen Betrieb blieb es weitgehend beim Business as usual. Besonders bei den Zentralbanken, die große Research-Abteilungen unterhalten, gab es keine sichtbare Reaktion auf die systemischen Probleme, die mit der Finanzkrise offenkundig wurden. Die Zentralbanker arbeiten bis heute mit den gleichen neukeynesianischen Modellen weiter, die uns in die Krise geführt haben.

Nun ja, die armen Banker hätten ja auch mal selber über „die Modelle“ nachdenken können. Aber das ist wohl nicht so einfach, wenn man schon als Student alles glaubt, was die lehrenden Akademiker einem erzählen. Auf jeden Fall ist dies mal wieder einen Eintrag in die Rubrik Dekadenz der führenden Klasse wert.

Thomas Mayer aber hat über „die Modelle“ nachgedacht  – und sie für mangelhaft befunden. Viel Erfolg – und viele junge Zuhörer und Lernende – wünsche ihm in seinem neu gegründeten Forschungsinstitut, in dem es

„vor allem um unabhängiges Denken“ geht – „daher der Zusatz “ for Independent Thinking” zu unserem Namen.“ 

Aber warum das nun wieder auf Englisch sein muss? Die City of London und die Wall Street werden kaum scharf auf Mayers Vorschläge sein. Die Finanzkrise ist eindeutig anglo-amerikanischen Ursprungs – das könnte bei einer Institutsgründung mit dieser Zielrichtung auch in der Namensgebung entsprechend berücksichtigt werden. Es reicht schon, wenn Leute wie Alexander Graf Lambsdorff (FDP), Vizepräsident des EU-Parlaments, Englisch mittelfristig als Amtssprache in Deutschland einführen wollen. Und die Hauptstadt dieser neuen EU-Diktatur und dieses amerikanischen Vasallenstaates –  Verzeihung, dieses neuen Kaiserreiches – soll dann Brüssel werden, nicht wahr.  Aber nun ja, auch dieses Thema gehört in die Rubrik Dekadenz der führenden Klasse.

 

Thomas Meyer fordert eigentlich ein freies Geistesleben – Denn das alte Geistesleben der Universitäten hat versagt

Thomas Meyer fordert eigentlich ein freies Geistesleben. Denn er attestiert dem alten Geistesleben der Universitäten, das für die Gesellschaft nutzlos und schädlich unter der Obhut des Staates dahinvegetiert, nichts anderes als Versagen. Er hat für sich dieses freie Geistesleben realisieren können, indem sein Flossbach von Storch Institut von Mäzenen getragen wird – und seine kreative geistige Leistung dort gewollt wird. Er muss daher auch nicht um seine Karriere fürchten, wenn er sich mit Ansichten, wie den in oben angeführten Artikeln beziehungsweise in seinem Buch vertretenen, bei der Politik (dem Staat, an dessen Geldbeutel das heutige unfreie und daher unfähige Hochschulleben wie ein Wurmfortsatz hängt) missliebig macht.

Thomas Meyer hat bereits für sich realisiert, was für das Geistesleben der Universitäten, aber auch für die Schulen und Ausbildungsstätten angestrebt werden muss: die Herauslösung aus der staatlichen Obhut und Aufsicht. Denn diese Art des Geisteslebens hat, wie Mayer unmissverständlich darstellt, auf ganzer Linie versagt. Tatsächlich wird niemals unter der Aufsicht des Staates ein „unabhängiges Denken“ einstehen, das Thomas Mayer für sein Institut haben will – und das wir für unsere Gesellschaft brauchen. Thomas Mayer steht somit – wie so Viele andere – vor den Toren der Sozialen Dreigliederung. Er fordert die Trennung von Politik und Wirtschaft Leben (die Politik soll sich nicht einmischen und regulieren), er fordert eine der Gesellschaft dienende Finanzwirtschaft (Entmachtung der Banken, Geldschöpfung nur aus den Einlagen der Sparer usw.) und er fordert mit seiner oben angeführten Kritik im Grunde ein freies Geistesleben. Mayer gehört damit zu den vielen Prominenten, die in verschiedenen Aspekten für eine Dreigliederung des sozialen Organismus eintreten, auch wenn sie letztere offenbar nicht kennen.

 

In der Tat ist die Zeit überreif für die Soziale Dreigliederung

In der Tat ist die Zeit überreif für diese Soziale Dreigliederung (siehe zum Beispiel hier oder hier Rudolf Steiners Kurzbeschreibung eines dreigegliederten sozialen Organismus. Und Thomas Meyer ist einer der vielen Repräsentanten, die eigentlich, wenn sie sich nur recht verstünden, dafür arbeiten und sie fordern – nicht nur in den verschiedenen Krankheitsbeschreibungen des alten Systems sondern auch in den Therapievorschlägen für eine neue Gesellschaft, für ein neues Wirtschaftsleben, für eine neue vom Wirtschaftsleben unabhängige Politik, für ein neues geistiges Leben der Schulen und Universitäten.

Noch hat Thomas Meyer nicht die bewussten Konsequenzen gezogen und fordert offen und direkt die Soziale Dreigliederung, aber er steht wie gesagt in den Phänomenen und Forderungen ganz nah davor. Und daher kann hier auch auf dieses verwiesen werden: Als damals im Jahre 1919 Rudolf Steiner sich mit seinem Aufruf zur Installierung der Sozialen Dreigliederung an das deutsche Volk gewandt hatte, war dieser Aufruf von vielen (auch nicht-anthroposophischen) Persönlichkeiten des damaligen Kulturlebens durch Ihre Unterschrift unterstützt worden.

„Unter den zahlreichen Unterschriften fällt der Name von Thomas Mann, der damals in München lebte, auf, oder der Name von Kapellmeister Fritz Busch, Stuttgart.“ GA 217a (S. 231, Hinweis zu S. 17)

Das war sicher ausgesprochen positiv. Dennoch bemerkte Rudolf Steiner einmal in einem Vortrag dieses Jahres, dass ein Bankdirektor in diesen Angelegenheiten mehr zähle als zehn Schriftsteller.

Selbstverständlich propagiert Thomas Meyer mit seinem Buch nicht die Soziale Dreigliederung. Aber wer nicht an Worten klebt sondern die Phänomene erfasst, der weiß auch, wie nahe Thomas Meyer mit seiner Kritik an dem steht, was sich aus dieser als Forderungen der Sozialen Dreigliederung ergeben müsste. Daher muss es als ausgesprochen bemerkenswert hervorgehoben werden, dass ein Mann in seiner Stellung, in der er weit Einflussreicheres bekleidet hatte als nur die Position des Direktors einer Bankfiliale, mit diesem Buch eine derartig vernichtende Kritik am derzeitigen Banksystem formuliert, indem er unter anderem zum Wohle der Gesellschaft die Entmachtung der Banken fordert.

 

 

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