Moderne Lohnsklaven – Werkverträge senken das Lohnniveau auf bis zu 30 % des normalen Tarifes – Das ist das Entlohnungsmodell der allernächsten Zukunft – Die mit der Wirtschaft verfilzte Politik sieht weder Missbrauch noch Handlungsbedarf – Trennung von Wirtschaftsleben und Politik gefordert

 

von Ingo Hagel 

 

Werkverträge eröffnen den Zugang zu Billiglöhnen

Bereits durch die Leiharbeit wurde der Verdienst dieser Arbeiter drastisch gesenkt. Kaum hatten die Gewerkschaften einen Mindestlohn für diese Leiharbeit erkämpft, da hatte die Wirtschaft bereits mit Hilfe der Politik die Werkverträge durchgesetzt – inklusive einer weiteren Lohnabsenkung. Damit betreiben die Unternehmen verstärkt Lohndumping und reduzieren das Lohnniveau noch weiter (auf bis zu 30 % und weniger des normalen Gehaltes). Bei REWE schuften Regaleinräumer in Werkverträgen für ein Drittel  des üblichen Lohnes.

Bitte bei dieser Zusammenstellung der hier gezeigten verschiedenen Videozitate nicht am gleichen Bild stören, dies geht nicht anders einzustellen – Der Inhalt der Videos ist trotz gleichem Anfangsbild immer verschieden:

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Auch in der Fleischindustrie arbeiten die Menschen für 3-5 Euro die Stunde. Bulgaren und Rumänen schneiden in deutschen Schlachthöfen für 1,31 Cent je Schwein deren Koteletts heraus. Bis zu 80 % dieser Beschäftigten kommen aus Mittel und Osteuropa.

 

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Durch die Werkverträge braucht eine Firma gar nicht mehr ins Ausland gehen, um die Löhne auf dramatische und sittenwidrige Weise zu drücken. Das geht nun auch innerhalb der eigenen Firma, indem man ehemaligen Mitarbeitern sagt: Ihr gehört nun nicht mehr zu uns, Ihr arbeitet zwar noch hier am Ort, aber wir stoßen Euch aus, und wie die andere Firma Euch bezahlt, die Euch an uns vertickt, das interessiert uns nicht:

 

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konkret sieht das dann so aus (nicht am gleichen Bild wie oben stören, der Videoinhalt ist ein anderer):

 

Sandra Siebenhütter, Autorin von „Werkverträge in Bayern“ beschreibt die Ausbeutung mithilfe der Werkverträge so:

„Wir haben zwei Fertigungsstraßen. Die eine Fertigungsstraße wird bedient von den eigenen Leuten, und die andere Fertigungsstraße wird komplett als Gewerk an einen Dienstleister ausgeliefert. Das heißt die eine Fertigungsstraße machen meine Leute, und die andere Fertigungsstraße ist mit einem gelben Band abgetrennt, und das macht die Firma XY. Natürlich zu einem billigeren Tarif. Das heißt gleiche Arbeit, aber total unterschiedliche Arbeitsbedingungen auf einem völlig unterschiedlichen (sozialen, Anmerkung IH) Sicherungsniveau.“

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Arbeitsrechtler Professor Schüren: Die Unternehmen suchen nach Möglichkeiten, ein ganz niedriges Kostenniveau zu realisieren:

„In vielen Bereichen haben Werkverträge tatsächlich die alleinige Funktion, den Zugang zu Billiglöhnen zu eröffnen. Dabei hat die Leiharbeit an Attraktivität eingebüßt und jetzt sucht man nach anderen Möglichkeiten, ein ganz niedriges Kostenniveau zu realisieren.“

 

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Durch Werkverträge werden die Löhne auf bis zu 30 % und weniger des Tariflohnes gesenkt

 

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Der obige Clip zeigt, wie das dann aussehen wird:

 

 

Die Menschen denken, das geht sie nichts an, aber sie irren sich

Nach einer Umfrage der Tagesschau gaben 76 % der Bevölkerung an, ihnen ginge es wirtschaftlich gut bis sehr gut.

 

 

 

 

Wer glaubt, er hätte mit den geschilderten Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt hin zu immer niedrigeren Löhnen durch Werkverträge nichts zu tun, der irrt, denn diese Ausbeutung wird Standard werden, wenn kein Widestand erfolgt:

Matthias Brümmer, Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG): „Wir befürchten, dass wir mittlerweile vor einem Paradigmenwechsel stehen in der Beschäftigungslage, und dass wir gesamtwirtschaftlich in fünf oder sechs Jahren dieses Modell der Werkverträge als normales Arbeits-Modell haben.“


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Der Arbeitsrechtler Prof. Schüren spricht von einem gesamt-gesellschaftlichen Problem, das die Arbeitsverhältnisse zersplittern wird. Die Rahmenbedingungen der Menschen werden sehr unterschiedlich werden:

Es wird immer mehr Menschen geben, die kaum von ihrer Arbeit werden leben können (nicht am gleichen Bild wie oben stören, geht nicht anders einzustellen):

 

„Glücklich sind die, die dann im Kernbereich sichere, dauerhafte Arbeitsplätze mit guter Vergütung haben, und die Zahl derjenigen, die am Rande mit schlechten Bedingungen und schwierigen Bedingungen drumherum sind, die wird immer größer. Das ist schon eine gesellschaftliche Entwicklung. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass es einer Gesellschaft guttut, immer mehr Menschen zu haben, die kaum von ihrer Arbeit leben können. Ich denke, dass eine Gesellschaft ziemlich bösartig langfristig wird, in der solche Bedingungen vorherrschen.“ 


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Mit den Werkverträgen ist die menschliche Arbeitskraft – inklusive des Menschen – vollends zu einem Ding, zu einer Ware herabgestuft worden

 

Arbeitsrechtler Prof. Schüren: Werkverträge für Unternehmen attraktiv, denn die brauchen keinen Menschen mehr beschäftigen sondern kaufen nur noch ein Produkt ein, nämlich die Ware Arbeitskraft:

 

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In den Büchern der Unternehmen tauchen die Werksverträgler nur noch als Sachleistungen auf:

 

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Man muss sich das nur richtig vergegenwärtigen: Die menschliche Arbeitskraft ist nur noch eine Sachleistung, ein Ding, eine Ware, natürlich mitsamt dem Menschen, der an dieser Arbeitskraft Ware dranhängt. Durch den Werkvertrag haben die Unternehmen die menschliche Arbeit vollständig zu einer Ware degradiert, zu einem Produkt, das man – wie die übrigen Rohstoffe auch – nach Belieben bestellen und abbestellen kann.

Damit wird jedoch immer weiter das menschliche Leben und die Kultur zerstören. Denn die Wirtschaft ist für den Menschen da und nicht der Mensch für die Wirtschaft. Dass dies wieder so wird, kann nur durch ein funktionierendes Rechtsleben (Politik) erreicht werden.

 

 

Die Politik ist bankrott, denn sie sieht keinen Handlungsbedarf – Stattdessen macht sie mit der Wirtschaft gemeinsame Sache gegen die Menschen

 

Arbeitsrechtler Professor Schüren spricht von einem Missbrauch der Tarifautonomie, bei dem die Arbeitnehmer übel über den Tisch gezogen werden. Damit schafft sie eine solche Stimmung im Unternehmerbereich, dass diese sich in ihrem sittenwidrigen Verhalten sicher fühlt, weil sie weiß, ihr passiert nichts:

„Was mich stört, ist, dass die Politik das jahrelang zulässt, obwohl es erkennbar ist und war, dass hier Missbrauch betrieben wird, und dass sie auf die Weise eine Stimmung (im Unternehmerbereich; Anmerkung IH) schafft, die heißt: Es geht doch! Uns passiert doch nichts! Das erzeugt viel Schaden.“

 

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Auch Ursula von der Leyen und ihr Ministerium für Arbeit und Soziales sehen mit Blick auf die Werkverträge keinen Handlungsbedarf:

 

„…. falls sich dabei herausstellt dass es organisierten oder verstärkt gezielten Missbrauch aufgrund einer Gesetzeslücke gibt, dann werden wir die Gesetzeslücke schließen,…“

 

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Ein weiterer Beleg dafür, dass die Politik bankrott ist und  gemeinsame Sache mit der Wirtschaft und gegen die Menschen macht.

Der Gewerkschaftfunktionär von verdi ist der Meinung, dass die in Werkverträgen gezahlten Dumpinglöhne den Tatbestand der Sittenwidrigkeit erfüllen.

 

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Ja, das kann man so sagen, aber verhindern konnte die Gewerkschaft Verdi das alles auch nicht: An diesem Beispiel kann man sehen, dass es nichts hilft, auf dem alten politischen Boden des Einheitsstaates etwas ausrichten zu wollen, denn die Politik hat sich eben zum Unheil der Menschen mit der Wirtschaft – und auch gegen die Gewerkschaften – verbunden. Dieses muss durchbrochen werden, indem eben Politik (Rechtsleben) und Wirtschaftsleben zwei völlig getrennte und selbständige Bereiche des sozialen und gesellschaftlichen Lebens werden müssen (s. dazu zum Beispiel hier und hier auf Umkreis-Online). Und dazu muss ein freies Geistesleben installiert werden, denn das, das wir an unseren Universitäten haben, ist nicht frei, und es bezieht daher aus Furcht vor Karriere und Verdienst nicht oder kaum zu diesen Dingen Stellung – mit Prof. Schüren ist allerdings eine Ausnahme in obigen Clips zu sehen, die vorsichtig Protest anmeldet.