Aus Nr. 197 der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, S. 58:
Wenn man sich ein Urteil verschaffen will über den Verlauf der Ereignisse der Gegenwart, dann kommen verschiedene Dinge in Betracht. Eines aber kommt vor allen Dingen in Betracht, was zusammenhängt mit einer Tatsache, die ich schon in meinem ersten öffentlichen Vortrage hier erwähnt habe, mit der Tatsache, dass mit Bezug auf die innere Seelenverfassung, namentlich mit Bezug auf die Vorstellungsstruktur, die Menschen der Gegenwart unendlich viel fortsetzen von dem, was nur geeignet war zur Vorstellungsstruktur, zur Vorstellungsform während des Mittelalters. Diese war damals groß, war damals bedeutungsvoll, ist aber heute überholt. Diejenigen, welche sich am allerintensivsten das ganze Empfinden und Vorstellen in seinen mittelalterlichen Formen angeeignet haben, das sind heute die weiten Kreise der mehr oder weniger sozialistischen Leute über die Erde hin. Innerhalb dieser Kreise haben sich Vorstellungsformen gebildet, die namentlich ihren Ausdruck finden in einem schier unendlich großen Autoritätsglauben, in einem Sich-Ducken gegenüber allem, was sich einfach durch die robuste Hand Autorität verschafft innerhalb dieser Kreise. Nur dadurch ist es ja möglich geworden, dass solche Menschen wie Lenin und Trotzkij, im Osten von Europa – und die Bewegung setzt sich fort nach Asien hinüber mit rasender Schnelligkeit -, mit Hilfe von wenigen tausend Menschen eine Tyrannis ausüben über Millionen von Menschen, eine Tyrannis, die noch niemals während der schlimmsten Zeiten orientalischer Tyrannei so groß war, wie sie heute ist.
Alle diese Dinge kommen in Betracht, wenn man sich heute über das, was vorgeht, ein Urteil bilden will. Denn es steht dem, was nur mit ein paar Strichen jetzt charakterisiert werden kann, im Grunde genommen nur gegenüber, noch rechnend mit den großen weltgeschichtlichen und weltgestaltenden Kräften, dasjenige, was eine ehrliche, aufrichtige, wahre geisteswissenschaftliche Bewegung sein sollte. Und vergleicht man das Interesse, welches gefunden hat eine solche geisteswissenschaftliche Bewegung, mit dem Interesse, weiches gefunden haben die andern charakterisierten Bewegungen im Laufe einer verhältnismäßig kurzen Zeit, namentlich mit dem Einfluss, den diese Bewegungen gewonnen haben, so muss man sagen, das Interesse für diese geisteswissenschaftliche Bewegung ist heute noch nahezu gleich Null.
Gewiss, wir wollen nicht verkennen, dass es ja zahlreiche Menschen gibt, welche es mit dieser geisteswissenschaftlichen Bewegung halten, welche sich wenigstens selber sagen, dass sie es mit dieser geisteswissenschaftlichen Bewegung halten. Aber der Unterschied wäre furchtbar groß, wenn man sich vor Augen rücken würde die Intensität, mit der die drei andern charakterisierten Geistesströmungen für das eintreten, was sie an die Oberfläche bringen wollen, und was an Intensität des Interesses der geisteswissenschaftlichen Bewegung entgegengebracht wird. Denn diese geisteswissenschaftliche Bewegung wird im Grunde genommen doch außerordentlich oberflächlich auf gefasst, oberflächlich in Empfindung und im Gefühlshaften, während die andern Bewegungen gerade vom Empfindungs- und Gefühlshaften in unbegrenzter Intensität aufgefasst werden.
Wer macht sich denn im Grunde genommen klar, so dass er es in die Mitte seines ganzen Empfindens und Denkens stellt, dass es sich für ein ernsthaftes Eingreifen in weltgestaltende Kräfte von Seiten der Geisteswissenschaft
Anmerkung IH: – zum Beispiel als die weltgestaltenden Kräfte der Sozialen Dreigliederung –
darum handelt, dasjenige zur Geltung und Anerkennung unter den Menschen zu bringen, was von unserem Gesichtspunkte aus genannt wird die Initiationswissenschaft? Die Initiationswissenschaft, sie schließt heute das ernsteste Interesse der Menschheit ein. Das Interesse, das ihr von vielen, die da meinen, sich ehrlich dazu zu bekennen, entgegengebracht wird, ist doch ein ziemlich äußerliches, ein nach allen möglichen nebensächlichen Rücksichten eingerichtetes.
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