Kieran lässt sich ablenken 

 

von Stella Hagel

 

Beim abendlichen Theater um das Zubettgehen wehrt Kieran sich heftig. Ich halte mir ein Sofakissen vor den Mund und piepse leise: „Ach, lieber Kieran, ich bin so allein, nun komm doch endlich zu mir.“ Erstaunt schauen wir uns an: „Kieran, was war das denn?“ Kieran weiß es nicht, schaut aber fasziniert und erwartungsvoll drein. Wieder piepse ich flehentlich durchs Kissen und frage ihn: „Kieran, könnte das wohl Dein Bettzipfel sein?“ Kieran äußerst interessiert: „Ja, das könnte schon sein.“ Ich: „Ich glaube, das war er wirklich. Ach, der Arme, der Arme. Willst Du nicht ganz schnell zu ihm gehen?“ Kieran lässt sich willig abführen, voller Mitgefühl für den einsamen Bettzipfel. 

Tage später, das selbe Theater. Diesmal bin ich müde und genervt und denke nicht an Spielchen. Wir streiten uns ziemlich heftig. Das gefällt Kieran gar nicht, und so hilft er mir auf die Sprünge. „Kieran“, piepst er leise und schaut mich überrascht an: „Stella, könnte das mein Bettzipfel sein?“ Auch ich bin überrascht und erleichtert, dass der Zipfel sich von alleine gemeldet hat, und nun beeilen wir uns, ihn schnell trösten zu gehen.