von Ingo Hagel
Als Beispiel und exemplarisch für so Vieles, was Rudolf Steiner an so vielen anderen Stellen ausführte, was aber eigentlich schon in der „Philosophie der Freiheit“ steht –
wie in in diesem Artikel bereits aufgeführt – Rudolf Steiner:
Diese Ideenwelt ist schon ganz in meiner «Philosophie der Freiheit» enthalten. (GA 7 S. 11) –
und was damit natürlich auch und mal wieder die gewaltige Dimension dieser „Philosophie“ umreißt, betrachte man noch einmal diesen Text hier (GA 7, S. 89):
Vom Gesichtspunkte des Nicolaus von Kues aus kann man somit nicht davon sprechen, daß es nur eine Art des Erkennens gebe. Es legt sich das Erkennen vielmehr deutlich auseinander in ein solches, welches ein Wissen von äußeren Dingen vermittelt, und in ein solches, welches der Gegenstand, von dem man eine Erkenntnis erwirbt, selbst ist. Das erstere Erkennen herrscht in den Wissenschaften, die wir uns über die Dinge und Vorgänge der Sinneswelt erwerben; das zweite ist in uns, wenn wir in dem Erworbenen selbst leben. Die zweite Art des Erkennens entwickelt sich aus der ersten. Nun ist es aber doch dieselbe Welt, auf die sich beide Arten des Erkennens beziehen; und es ist derselbe Mensch, welcher sich in beiden betätigt. Die Frage muß entstehen, woher kommt es, daß ein und derselbe Mensch von ein und derselben Welt zweierlei Arten der Erkenntnis entwickelt?
Es geht also nicht mehr um diejenige Art des Erkennens, das ein Wissen von den Dingen der äußeren Sinneswelt erlangt,
sondern um ein solches Wissen,
welches der Gegenstand, von dem man eine Erkenntnis erwirbt, selbst ist.
In der ersten Art des Erkennens erwirbt man sich ein
Wissen von äußeren Dingen.
Diese zweite Art des Erkennens herrscht in Menschen, wenn
wenn wir in dem Erworbenen selbst leben.
Das „Erworbene“ ist aber das Wissen. Dieses Wissen ist aber nicht das gewöhnliche Wissen über zum Beispiel die Dinge der Sinneswelt, sondern es ergreift das geistige Wesen dieser Dinge:
Das wichtigste Kennzeichen des (gewöhnlichen, Anmerkung IH) Wissens ist, daß es Aufklärung gibt über etwas außer dem Geiste, daß es also auf etwas blickt, was es nicht selbst ist. Der Geist beschäftigt sich also im (gewöhnlichen, Anmerkung IH) Wissen mit außerhalb seiner gedachten Dingen. Nun ist aber dasjenige, was der Geist in sich über die Dinge ausbildet, das Wesen der Dinge. Die Dinge sind Geist. Der Mensch sieht zunächst den Geist nur durch die sinnliche Hülle. Was außerhalb des Geistes bleibt, ist nur diese sinnliche Hülle; das Wesen der Dinge geht in den Geist ein. Blickt dann der Geist auf dieses Wesen, das Stoff von seinem Stoffe ist, dann kann er gar nicht mehr von Wissen reden, denn er blickt nicht auf ein Ding, das außerhalb seiner ist; er blickt auf ein Ding, das ein Teil von ihm ist; er blickt auf sich selbst. … (Ausführlicher hier)
Der menschliche Geist lebt dann also nicht mehr in der Sinneserkenntnis,
sondern in der Wesenserkenntnis selber:
… das Wesen der Dinge geht in den Geist ein.
Und es ist ein Teil vom menschlichen Geist selber, daher der menschliche Geist in der Wesenserkenntnis auf ein Ding blickt,
das ein Teil von ihm ist; er blickt auf sich selbst.
Das heißt aber, der menschliche Geist blickt auf sein eigenes Erkennen, auf das, was ihm im gewöhnlichen Bewusstsein zwar Wissen, Erkenntnis über die äußeren Dinge vermittelt, als solche erkennende Kraft aber immer unerkannt und unangeschaut bleibt. Auf dieser Stufe kann der Mensch
noch immer glauben, in ihm sei irgendeine verborgene Wesenheit tätig, deren Äußerungen, Wirkungen das nur seien, was ihm als seine Tätigkeit erscheint.
Nun ist er jedoch mit seiner eigenen in ihm tätigen und erkennenden Wesenheit identisch geworden – ausführlich heißt das in der (GA 7 S. 89) so:
Der Mensch lebt zunächst als einzelnes (individuelles) Wesen unter anderen einzelnen Wesen. Zu den Wirkungen, welche die anderen Wesen aufeinander ausüben, kommt bei ihm noch das (niedere) Erkennen. Er erhält durch seine Sinne Eindrücke von den anderen Wesen und verarbeitet diese Eindrücke mit seinen geistigen Kräften. Er lenkt den geistigen Blick von den äußeren Dingen ab und sieht sich selbst, seine eigeneTätigkeit an. Daraus geht ihm die Selbsterkenntnis hervor. Solange er auf dieser Stufe der Selbsterkenntnis bleibt, schaut er sich noch nicht, im wahren Sinn des Wortes, selbst an. Er kann noch immer glauben, in ihm sei irgendeine verborgene Wesenheit tätig, deren Äußerungen, Wirkungen das nur seien, was ihm als seine Tätigkeit erscheint. Nun kann aber der Punkt kommen, wo dem Menschen durch eine unwiderlegliche innere Erfahrung klar wird, daß er in dem, was er in seinem Inneren wahrnimmt, erlebt, nicht die Äußerung, die Wirkung einer verborgenen Kraft oder Wesenheit, sondern diese Wesenheit selbst in ihrer ureigensten Gestalt hat.
Wem das alles zu mystisch, verschwommen, unverständlich, viel zu kurz und unzureichend erklärt ist,
und auch nicht klar, wissenschaftlich und nüchtern genug dargestellt ist, dem sei gesagt, dass das Alles bereits im zweiten Teil der „Philosophie der Freiheit“ behandelt wurde –
und zwar sehr, sehr ausführlich auf vielen Seiten, nämlich im gesamten zweiten Teil der „Philosophie der Freiheit“ –
und das hieß dann dort so:
Anders stellt sich der Vorgang dar, wenn die Erkenntnis, wenn das in ihr auftretende Verhältnis des Menschen zur Welt betrachtet wird.
Beziehungsweise ausführlich (Ga 4, S. 145):
Der Begriff des Baumes ist für das Erkennen durch die Wahrnehmung des Baumes bedingt. Ich kann der bestimmten Wahrnehmung gegenüber nur einen ganz bestimmten Begriff aus dem allgemeinen Begriffssystem herausheben. Der Zusammenhang von Begriff und Wahrnehmung wird durch das Denken an der Wahrnehmung mittelbar und objektiv bestimmt. Die Verbindung der Wahrnehmung mit ihrem Begriffe wird nach dem Wahrnehmungsakte erkannt; die Zusammengehörigkeit ist aber in der Sache selbst bestimmt.
Anders stellt sich der Vorgang dar, wenn die Erkenntnis, wenn das in ihr auftretende Verhältnis des Menschen zur Welt betrachtet wird. In den vorangehenden Ausführungen ist der Versuch gemacht worden, zu zeigen, daß die Aufhellung dieses Verhältnisses durch eine auf dasselbe gehende unbefangene Beobachtung möglich ist. Ein richtiges Verständnis dieser Beobachtung kommt zu der Einsicht, daß das Denken als eine in sich beschlossene Wesenheit unmittelbar angeschaut werden kann. …
Auch hier in der „Philosophie der Freiheit“ geht es also um Betrachtung, Beobachtung und Anschauen des Denkens
beziehungsweise um die Betrachtung des in der Erkenntnis des Menschen auftretenden Verhältnisses zur Welt.
Anders stellt sich der Vorgang dar, wenn die Erkenntnis, wenn das in ihr auftretende Verhältnis des Menschen zur Welt betrachtet wird.
Das, was im Menschen und vom Menschen unbeobachtet Erkenntnis schaffend wirkt, soll nun angeschaut und betrachtet werden: die Erkenntnis. Nicht mehr sollen durch das Denken die Objekte der Sinneswelt betrachtet und erkannt werden, sondern nun soll das Denken selber Erkenntnis- und Betrachtungs-, das heißt Anschauungsobjekt werden, so wie sonst die sinnliche Welt Anschauungsobjekt ist. Und das wird dann dort im zweiten Teil der „Philosophie der Freiheit“ durchgeführt. – Wesenhaft, aber alles ersteinmal rein philosophisch und „nur“ in Ideenform.
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