von Ingo Hagel
An vielen Stellen (zum Beispiel in der Berliner Umschau aber auch hier) wurde diese menschliche Abstrusität aus dem Jobcenter Harz berichtet (Hervorhebung IH):
Ob Heinrich Alt, Chef der Bundesagentur für Arbeit, recht hat oder Dirk Michelmann, Chef des Jobcenters Harz, das sollte Ende Januar Richter Hausmann, Vorsitzender der 15. Kammer beim Sozialgericht Magdeburg im Verhandlungstermin klären. Zu entscheiden war im Eilverfahren, ob Sanktionen und Leistungskürzungen um jeweils 30 Prozent für einen aufstockenden Kleinunternehmer und seine mitarbeitende Ehefrau rechtmäßig waren. Drei Tage vor dem Gerichtstermin toppt das Jobcenter seine Schikanen noch mit zusätzlicher 60 Prozent-Leistungskürzung. Dabei ging es um die Weigerung, sich als Klomann auf dem Weihnachtsmarkt dem Gespött in einer 20.000-Seelen-Gemeinde auszusetzen und obendrein die Abkehr der Kunden von seinem Dienstleistungsunternehmen zu riskieren. …. „Wir wären doch geradezu bescheuert,“ erklärte BA-Chef Alt am 4. Dezember in der Sendung Menschen bei Maischberger vollmundig, „wenn wir Menschen in Arbeit vermitteln, die nicht zu Ihnen passt.“ Das sieht Dirk Michelmann, Chef des Jobcenters Harz offensichtlich ganz anders. …..
Ja, es gibt sie, diese Direktoren und Mitarbeiter des Jobcenters (nicht nur im Harz), die alle Empfänger von Arbeitslosengeld 2 (Hartz 4) für faule Schmarotzer halten, die zwar arbeiten könnten (egal was), die aber nicht wollen, weil sie allesamt faule Drückeberger sind, deren Arbeitskraft durch die gütige aber harte Hand des Jobcenters wieder dem Wohle der Gesellschaft – das heißt dem Arbeitsmarkt – zugeführt werden muss. Wer arbeiten kann, soll arbeiten, meinen sie, egal was, und sei es als Klomann oder Reinigungskraft oder Gebäudereiniger.
Es ist eine merkwürdige Haltung zur menschlichen Arbeit, die sich in diesen Einstellungen bei diesen Menschen ausdrückt, nämlich der Glaube, es sei doch völlig egal, was man tut, wohin die menschliche Arbeitskraft fließt. Diese Haltung fragt nicht nach dem Menschen, nach dem, was dieser sich als Fähigkeiten in dieses Leben mitgebracht hat. Und sie fragt nicht nach den Zielen, die er in diesem seinem Leben sich vorgenommen hat zu verwirklichen – wie dieser in obigem Artikel erwähnte Ingenieur, der ein kleines Unternehmen aufbaute, das aber zeitweilig in Schwierigkeiten geriet.
Der Mensch wird von diesen Mitarbeitern der Jobcenter als geistlose Maschine, ein Motor angesehen, bei dem es doch auch egal ist, ob er nun einen Panzer antreibt, einen Pflug oder den Blasebalg einer Kirchenorgel, denn Arbeit ist nun mal Arbeit.
Diese Einstellung und Haltung kennt den Geist nicht, der doch die Grundlage des menschlichen Schaffens in der menschlichen Gemeinschaft sein muss. Und sie ahnt nicht, dass, wenn man diesem Geiste nicht sein Recht zukommen lässt, noch nicht einmal nur noch Pflüge durch die Welt fahren, sondern nur noch Panzer und Kriegsgeräte durch ein entsprechendes Geschehen.
Vielleicht müssen solche Fälle wie die im Jobcenter des Harz so oft auftreten, dass immer mehr Menschen diese Not des Ingenieurs, der vom Jobcenter zum Klomann abkommandiert werden sollte, am eigenen Leibe erfahren und dann die Frage stellen: Wie kann menschliche Arbeitskraft in einem wahrhaft menschlichen Sinne in der Gesellschaft zum Wohle sowohl des Ganzen als auch des Einzelnen organisiert werden?
Immerhin ist die öffentliche Aussage des Chefs der Bundesagentur für Arbeit, Heinrich Alt, bemerkenswert, und es ist zu hoffen, dass dieser Mitteilung von höchster Stelle aus rechtliche Konsequenzen und Anweisungen für alle Jobcenter dieser Republik folgen werden.
Hat Ihnen dieser Artikel etwas gegeben? Dann geben Sie doch etwas zurück und unterstützen Sie meine Arbeit hier auf Umkreis Online durch eine
Spende!
Das geht sehr einfach über einen Bankeinzug oder über PayPal.