von Ingo Hagel
Udo Ulfkotte: Staatsrechtler sehen Bundeskanzlerin Merkel als Verfassungsbrecherin
Man kann mit guten Argumenten für oder gegen die Massenzuwanderung nach Deutschland sein. Man muss dabei allerdings auf dem Boden des Grundgesetzes bleiben und darf nie die Demokratie mit Füßen treten. Genau das aber macht die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Auffassung von 16 renommierten Staatsrechtlern. ….. Angela Merkel habe »das geltende Recht faktisch außer Kraft gesetzt« heißt es da schon im Vorwort. Das Volk sei »stummer Zeuge der Erosion seiner kollektiven Identität« und »staatsfinanzierte Medien üben sich in Hofberichterstattung«.
Der Protest dieser 16 Hochschulprofessoren ist von der Sache her außerordentlich anerkennenswert und zu begrüßen. Trotzdem kann man sich fragen, was das sein soll: „gute Argumente für die Massenzuwanderung“. Oder: Wäre das ok mit der „Massenzuwanderung nach Deutschland“, wenn nur das „geltende Recht“ ein anderes wäre? Das hätte man ja vorher so hindeichseln können, so dass es nicht gebrochen und „faktisch außer Kraft gesetzt“ würde? „Das Volk“ wäre dann zwar immerhin noch „stummer Zeuge der Erosion seiner kollektiven Identität“, aber wenn die Gesetze so wären, dass Merkel immer schön „auf dem Boden des Grundgesetzes bleiben“ würde und daher nicht „die Demokratie mit Füßen treten“ würde, dann wäre doch alles in Ordnung. Oder?
Ich möchte jedoch noch etwas anderes zu dem in der Sache anerkennenswerten Aufruf dieser 16 Professoren anmerken.
Das ganze Unglück, in dem wir drinstecken gesellschaftlich, sozial, wissenschaftlich, rechtlich, politisch, wirtschaftlich, dieses Unglück dessen, was ich hier auf Umkreis-Online immer wieder als Dekadenz der führenden Klasse, Parlamentarismusbankrott, Niedergang des Bürgertums, Niedergang Europas, einer immer stärker sich verwirklichenden EU-Diktatur und so weiter beschreibe, ist letztendlich nur ein Resultat der Tatsache, dass wir hier in Deutschland (von Ausnahmen abgesehen) leider nur eine „kollektive Identität“ und kaum Individualitäten haben. Das ist ja gerade das Problem hier in „Dunkeldeutschland“, dass das innere Licht, das nur in einem Individuum und niemals in einem Kollektiv aufleuchten kann, viel zu schwach ausgeprägt ist. Ideen sind immer eine individuelle Angelegenheit, nie etwas Kollektives. Rudolf Steiner bemerkte dazu in seiner „Philosophie der Freiheit“, die auch heute noch – und für weite Zukunft – als Grundlage eines individuellen Ideenlebens angesehen werden muss:
„Denn die Ideenwelt lebt sich nicht in einer Gemeinschaft von Menschen, sondern nur in menschlichen Individuen aus. Was als gemeinsames Ziel einer menschlichen Gesamtheit sich ergibt, das ist nur die Folge der einzelnen Willenstaten der Individuen, und zwar meist einiger weniger Auserlesener, denen die anderen, als ihren Autoritäten, folgen. Jeder von uns ist berufen zum freien Geiste, wie jeder Rosenkeim berufen ist, Rose zu werden.“
Selbstverständlich geht jedoch auch das Kollektiv (das Volk) zugrunde, wenn in diesem die fortwährende Erneuerungskraft jedes Menschen und jeder menschlichen Gesellschaft, nämlich das Ideenleben, erlischt.
In diesem Prozess stehen wir mittendrin. Merkel – und alle anderen, die ihr in dieser Angelegenheit willfährig zur Seite stehen – sind ja nur die Erfüllungsgehilfen in diesen ideellen Niedergang. Und dieser beruht auf dem Niedergang des Individuums. Merkel ist nur die Abrissbirne eines in sich völlig morschen und faulen, das heißt kaum noch vorhandenen geistigen Lebens hier in Deutschland. Durch sie wird nur schneller zerlegt, was über kurz oder lang sowieso in sich zusammenbrechen würde – wenn die Menschen in Deutschland nicht aus ihrem geistigen Todesschlaf erwachen.
Man kann sich einmal fragen, wo wir hier in diesem unglückseligen Deutschland stünden, wenn mehr als nur 16 von unseren insgesamt 45.749 in Deutschland lehrenden – und im Sold dieser Regierung stehenden – Professoren
(ich rechne mal kurz: das sind 0,035 Prozent, ist also so eine Art homöopathischer Dosis)
den Mut zu einem Protest – nicht nur – gegen die desaströse Immigrationspolitik der Kanzlerin (und all derjenigen, die ihr willfährig im Kabinett, im Parlament, auf CDU-Parteitagen, in den „staatsfinanzierten Medien“ und so weiter und so fort folgen) aufbringen würden.
Dass dieser Mut nicht aufgebracht wird, liegt zum einen daran, dass wir hier kein freies Geistesleben haben.
Wir haben nur ein im Sold der Politik stehendes Geistesleben, und dazu gehören natürlich auch die „staatsfinanzierten Medien“. Da gehört natürlich schon einiger Mut und einige Verzweiflung an den heraufziehenden Zuständen dazu, um sich gegen diese Hand des Staates, die einen füttert, aufzulehnen. Zu fordern wäre also – mal wieder – die Trennung nicht nur zwischen Wirtschaftsleben und Politik, sondern vor allen Dingen die Trennung zwischen diesen beiden Gliedern und dem Geistesleben. Befreit die Universitäten – sowie Schulen, Ausbildungsstätten, und so weiter – aus dem finanziellen Zwang und Druck der Politik und des Wirtschaftslebens.
Dass dieser Mut nicht aufgebracht wird, liegt auf der anderen Seite daran, dass das geistige Leben der Universitäten einer grundsätzlichen Erneuerung bedarf.
Eine Ausbildung, ein Studium und von mir aus eine Doktorarbeit, die einen lehren, seinen Blick und seine Begriffe immer nur auf die Sinneswelt zu lenken, kann keine Individuen erzeugen sondern letztlich nur das, was ich hier in dieser Rubrik als Zombies bezeichnet habe, nämlich ich- und willenlose leere Hüllen, die dann sehr leicht in eine „kollektive Identität“ eingefügt werden können. Die Signatur dieses Zeitalters ist jedoch eine andere. Sie ist auf Bewusstwerdung des eigenen Selbst eingerichtet – aber nicht im egoistischen, sozialdemokratischen, linksfaschistischen, sondern in dem geistigen Sinne zum Beispiel Rudolf Steiners „Philosophie der Freiheit“. Und in diesem Sinne forderte Steiner eben nicht nur eine Erneuerung des gesamten geistigen Lebens einer Gesellschaft sondern auch eine Erneuerung der Universitäten:
Und wenn jemand darauf kommen würde, dass dann vor allen Dingen die Universitäten ausgekehrt werden müssten, und das nicht will, dann, dann ist eben auf diesem Gebiete mit ihm nicht zu reden. Allerdings müssen die zuerst ausgekehrt werden!
Das heutige universitäre Leben bewegt sich in gedanklichen Oberflächlichkeiten, mit denen man zwar grandios eine Technik machen und Exportweltmeister werden kann, mit denen sich der Mensch aber nicht mehr selber verstehen kann. Er verliert sich selber – und ist dann auch für andere wichtige Aufgaben in der Gesellschaft nicht mehr zu gebrauchen.
Natürlich erscheint diese Forderung dem Bürgertum der diversen Schichten heute immer noch als eine Zumutung, da es dieses Universitätsleben sowie dessen „Experten“ und Technokraten fast abgöttisch anbetet – und auf jeden Fall bedingungslosen Gehorsam leistet. Wer allerdings nur ein wenig durchschaut, in welch enormen Maße die Universitäten und ihre Professoren versagt haben bei den großen Fragen und Krisen der heutigen Zeit – ich nenne hier zum Beispiel nur die Gentechnik beziehungsweise die große Frage „Was ist Leben?“, die Finanzkrise und so weiter – der weiß, in welch präzisem und tiefem Maße diese Forderung Rudolf Steiners nach einer Erneuerung des geistigen Lebens der Universitäten berechtigt ist.
Der Mensch ist ein geistiges Wesen, und die Welt muss danach eingerichtet werden, nicht umgekehrt. Das betrifft auch und vor allem das soziale Leben. Nicht aber muss sich der Mensch danach richten müssen, wie die Maschinen dieser Welt – sowie die Herren dieser Maschinen – es vorschreiben. Dafür aber muss der Mensch sich als geistiges und nicht als anatomisches (Knochen, Blut, Muskeln) Wesen erfassen und erfahren lernen. Für „kollektive Identitäten“ ist in dieser Entwicklung kein Platz. Nicht weil irgend jemand die einzelnen Menschen nicht lieb hätte, sondern weil die geistige Entwicklung der Zeit in eine andere Richtung geht. Und wenn man das nicht in seiner Schul- und Ausbildungszeit mitbekommt, dann wird es sehr, sehr schwer für die Menschen, sich das dann nachträglich und neben ihrer Erwerbsarbeit noch zu erringen.
Das Schicksal wird mit seinen diversen Abrissbirnen sukzessive alles aus dem Weg räumen, was den Erfordernissen dieser neuen Zeit nicht genügt.
Dagegen – und, wie es aussieht, nicht gegen die eigentlichen geistigen Ursachen – wird sich vielleicht der kollektive Protest der „kollektiven Identität“ erheben, aber es wird nichts nützen. Nur als Hochtechnologieland und Exportweltmeister hat Deutschland keine Zukunft. Deutschland hat einzig und allein eine Zukunft, wenn neben der Beherrschung der Technik die Kraft des individuellen geistigen Lebens im einzelnen Menschen erwacht – und Rudolf Steiners „Philosophie der Freiheit“ ist eine Anleitung dazu. Und dann wird auch schon der angemessene Widerstand gegen diese undeutschen Abrissbirnen erwachen. In diesem Sinne mag neben vielen anderen Protesten auch der Protest der oben erwähnten 16 Hochschulprofessoren ein ermutigendes Zeichen des Anfangs sein.
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