Hochzeit

 

 

von Stella Hagel  

 

Ich gehe mit den Töchtern meines Bruders, Sophia, vier Jahre, und Alexandra, zweieinhalb Jahre, spazieren. Plötzlich lautes, anhaltendes Gehupe. Eine italienische Hochzeitsgesellschaft fährt vorüber. Alexandra zuckt furchtbar zusammen, denn sie mag überhaupt keinen Lärm. Schutzsuchend schmiegt sie sich, ganz blass geworden, an meine Beine: „S’isch z’lut, des han i gar nit gärn.“ (Das ist zu laut, das habe ich gar nicht gern.) Dem wunderbar blumengeschmückten Brautauto kann Alexandra nichts Schönes abgewinnen: „Sie sölled uffhöre“ (Sie sollen aufhören zu hupen), presst sie zwischen weißgewordenen Lippen feindselig hervor. 

Währenddessen steht Sophia hingerissen und völlig traumverloren da und schaut dem Brautauto voller Sehnsucht nach, scheint auch das laute Gehupe nicht zu hören oder sich im mindestens darüber zu erschrecken. Sehnsüchtig klingt ihr Stimmchen, als sie von sich gibt: „Ich wot au amol a söttigi Hochzit ha.“ (Ich möchte auch mal so eine Hochzeit haben) Nach kurzem Sinnen weiter: „Ich will denn au in einem gschmückten Auto sitzen ganz vorn.“ „Ja Sophia“, frage ich sie, „wen wirst Du denn heiraten?“ Sophia verträumt: „Dr Papi – und där sitzt vorn bi mir, und’s Mami und Alexandra sitzed hinten.“