Zum Buch von Günter Wallraff „Die Lastenträger“, das sich dem Arbeitselend „ganz unten“ widmet – Jeder Vierte schleppt sich heute unterbezahlt und extrem ausgebeutet durch die deutsche Arbeitswirklichkeit

 

Teilweise übernommen aus den Nachdenkseiten, weil die Beziehung des Textes zu den Schlagworten hier Umkreis-Online einfach umwerfend ist:   ……   Mag sich jeder das für ihn Passende zu Weihnachten heraussuchen!

Dort stecken nämlich heute 25 Prozent der Erwerbstätigen fest, deren Löhne selbst bei Vollzeitjobs nicht reichen würden – um über die amtlich gemessene Armutsgrenze zu kommen. 14 Autorinnen und Autoren haben sich auf den Weg in diesen Niedriglohnsektor gemacht und nicht nur finanzielle Ausbeutung gefunden. Was schon allein deshalb verdienstvoll ist, weil diese Gesellschaft das Phänomen „Arm durch Arbeit“ immer noch für ein Randphänomen hält, es nur abstrakt an sich heran lässt oder sogar glaubt, das neue Mindestlohngesetz löse es.

Dabei schleppt sich heute jeder Vierte unterbezahlt und extrem ausgebeutet durch die deutsche Arbeitswirklichkeit – aber es scheint, als würde die Mehrheit sich wegdrehen. Steckt Elendsmaloche an? Färbt Armut ab? Neben dem Stammarbeiter bei Mercedes arbeitet sein outgesourcter Kollege für weniger als die Hälfte des Lohns. Und trotzdem weitet der Konzern mit Zustimmung des Betriebsrats das Werkvertragsunwesen noch aus. In Berliner Musikschulen sinken die Honorare der Lehrer unter die Armutsschwelle. Und ihr Protest wird mit Entlassungen zerschlagen. Paketfahrer schuften 12 bis 15 Stunden am Tag für 1000 Euro netto. Aber die Berichte darüber, die wir ja auch in den Medien gelesen oder gesehen haben, bleiben folgenlos. Bandarbeiter bei Fleischkönig und Schalke 04-Mäzen Tönnies zerlegen Schweine für 5 Euro pro Stunde, 12 Stunden am Tag. Wer krank wird, fliegt am nächsten Tag. Tönnies wird von niemandem zur Rechenschaft gezogen. Betrogen um den ihnen längst schon garantierten Mindestlohn werden seit Jahren Reinigungskräfte und Bauarbeiter. Und wer glaubt, die Ausweitung solcher gesetzlichen „Papier-Garantien“ auf die gesamte Wirtschaft brächte automatisch echte Gerechtigkeit, muss träumen. Dazu bedarf es viel mehr.

„Die Lastenträger“ konfrontieren uns in den spannend zu lesenden Texten mit einem Klima des systematischen Rechtsbruchs, wie er in zahlreichen Unternehmen vorkommt. Und die Leserin und der Leser weiß am Ende: es kann und darf so nicht weitergehen in diesem Land. Die Schneise in der Arbeitswelt, in der Lohndumping, Überarbeitung und Willkür herrschen, hat sich schon viel zu weit ins Land gefressen. Klar ist leider auch: Von oben kommt keine Rettung.