von Ingo Hagel
Viele Menschen freuen sich über den Ausgang des griechischen Referendums (unnötig zu sagen, dass auch ich mich freue, dass die Griechen weiteren Sparmaßnahmen der Troika gerne eine Absage erteilen wollen und mit NEIN statt mit Ja gestimmt haben) und halten es für einen großen Sieg der Demokratie und des Volkes: Jürgen Elsässer und Michael Vogt stießen mit griechischem Ouzo an,
und der greise Fidel Castro „gratulierte Premier Tsipras in einem Brief überschwänglich.“ Wenn so eine alt-sozialistische Marginalie im Spiegel protegiert wird, dann könnte das einen schon mal sehr misstrauisch machen. Und in der Tat sind Andere sehr viel zurückhaltender mit dem, was da in Griechenland vor sich geht.
Glaube niemand, das 60-Prozent-Ergebnis beim Referendum der Griechen wäre nicht geplant gewesen
Damit auch ja nichts schiefgehen konnte, wurde extra eine Firma von Goldman Sachs mit CIA-Nähe mit der Stimmauszählung beauftragt. Die EU-Junta und ihre US-amerikanischen Auftraggeber haben in Griechenland ein Schmierentheater veranstaltet, mit dem sie …die übrigen Europäer leichter zwingen können, die neuen Finanzlasten zur nächsten Griechenrettung zu tragen. Einfach tricky, wie die Strategen zwischen Wall Street und Washington es schaffen, Europa in wenigen Jahren zu zerlegen. ….
Auch der Journalist Ernst Wolff, Autor des Buches „Weltmacht IWF“, äußerte sich in einem wichtigen und absolut hörenswerten Interview ganz anders zum Referendum in Griechenland. Ich fasse mal ein wenig zusammen:
Dieses Referendum suggeriert, als ob das griechische Volk noch ein Mitspracherecht bei seinem eigenen Schicksal hat. Das hat es allerdings nicht mehr. Das griechische Volk und das Land Griechenland steht seit 2010 unter der Zwangsverwaltung der Troika, bestehend aus EZB, EU-Kommission und IWF. Alle Entscheidungen müssen von diesen drei Institutionen abgesegnet werden. Und es ist ganz egal, was gestern entschieden wurde.… All das wird keinen Einfluss haben auf das, was nun weiterhin passiert. ….. Es wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit einen Bail-in geben… Die griechischen Banken sind eigentlich klinisch tot und werden nur durch ELA-Kredite am Leben gehalten.
Anmerkung IH: Zu den ELA-Krediten (Emergency Liquidity Assistance) siehe auch hier:
Nicht Merkel oder Juncker entscheiden; die EZB kann diesen Schritt “unabhängig” gehen. Eine Institution, die keine direkte demokratische Legitimation hat, kann den Stecker ziehen.
Vermutlich wird es eine Parallelwährung geben (Einführung der Drachme), was die Kaufkraft drastisch beschneiden wird.
Es könnte sein, dass diese Syriza-Regierung die nächsten 2-4 Wochen nicht überleben wird, weil es zu Aufständen kommt und weil schließlich das Militär die Regierung übernehmen wird.
Auch Russland wird die griechischen Schulden nicht übernehmen können, weil diese einfach zu groß sind (340 Milliarden Euro). Dazu kommen die Kreditausfallversicherungen, die noch einmal 3-5 Billionen (!) betragen. Würde Griechenland also den Staatsbankrott erklären, dann würde dieses zum Zusammenbruch großer amerikanischer und deutscher Banken führen.
Ernst Wolff zum Bargeldverbot: die Bargeld Abschaffung wird im Moment international überall betrieben. Das hat auch damit zu tun, dass die nächste Bankenrettung nicht mehr ein Bail-out sein wird, sondern ein Bail-in. D.h., dass Kleinanleger, Sparer und Aktionäre zur Kasse gebeten werden.
Wir erleben im Moment den Niedergang des Bankensystems, es wird zu ungeheuren Zusammenbrüchen kommen. Irgendwann wird das gesamte Finanzsystem zusammenbrechen, und dann wird absolutes Chaos herrschen. Und um dieses Chaos zu beherrschen, werden im Moment alle Polizeikräfte der Welt militarisiert.
Viele wünschen sich einen Neuanfang. Die internationale Finanzelite wird ihre ungeheure Vormachtstellung und ihre ungeheuren Reichtümer nicht so einfach abgeben.
Es gibt ein Buch, das behauptet: Der Crash ist die Lösung. Ernst Wolff ist (wie ich selber auch; Anmerkung IH) absolut nicht dieser Meinung. Natürlich wird der Crash kommen, aber er wird nicht einfach die Lösung präsentieren, sondern unendliches menschliches Leid. Es wird zu Hungersnöten und riesigen Versorgungsengpässen kommen. Amerika wird auf den Status einer Bananenrepublik zurückgeworfen werden.
Aber es gibt auch ein paar positive Entwicklungen, zu denen Ernst Wolf die sozialen Netzwerke zählt, mit deren Hilfe man politische Ideen und Perspektiven sehr schnell verbreiten kann.
Die Macht der Finanzwirtschaft muss gebrochen werden. Die Banken müssen nationalisiert werden. Derivate müssen verboten werden. Die Banken müssen auf Ihr Kerngeschäft reduziert werden (Kreditvergabe). Dazu muss ein Mittel gefunden werden, damit die Banken nicht wieder diese Reichtümer der Vergangenheit erlangen. So könnten ab einer bestimmten Summe die Gewinne der Banken sozialen Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden. …..
Zum Beispiel bei 16:20:
Ernst Wolff: Griechenland wird auf jeden Fall zusammenbrechen. Die griechischen Staatsschulden liegen zur Zeit bei 320 Milliarden und sind damit bei 175 Prozent des Bruttoinlandproduktes, am Anfang der Krise waren sie bei 125 Prozent. Das heißt, wenn Herr Schäuble heute auf Pressekonferenzen sagt, Griechenland ist auf einem guten Weg, dann lügt er. Griechenland ist auf keinem guten Weg. Im Gegenteil, es ist ist auf einem Holzweg. Die Schulden wachsen im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt, und damit wird die Rückzahlung der Schulden von Tag zu Tag unmöglicher.
Update: Gerade eben erscheint noch dieser Artikel von Ernst Wolff zur Krise in Griechenland – die ja eine Krise einer völlig durchgedrehten Finanzwirtschaft und in deren Dienst stehender korrupter Politiker ist:
Sie sind es, die in der Krise von 2008 gigantische Schuldenberge angehäuft haben, die ihnen aber kurz darauf durch korrupte Politiker abgenommen und in Staatsschulden umgewandelt wurden. …… (Die Macht der Finanzoligarchie) kann nur noch dadurch beendet werden, dass ihr die Existenzgrundlage entzogen wird. D.h.: Die Deregulierung des Finanzsektors muss aufgehoben, Derivate müssen verboten, die Banken müssen verstaatlicht und auf ihr Kerngeschäft reduziert werden.
Ich bin so ziemlich einverstanden, abgesehen davon, dass wir doch diese Verstaatlichung der Banken bereits haben. Denn was ist es denn anderes, wenn die Finanzwirtschaft die von Ernst Wolff zitierten „korrupten Politiker“ im Sack hat? Der Staat macht doch gemeinsame Sache mit der Finanzwirtschaft. Wir brauchen das Gegenteil davon: Eine selbständige, vom Staat losgelöste (Finanz-) Wirtschaft, aber dazu eben auch einen Staat, das heißt eine Politik, die ebenso souverän ist, und eine betrügerische und unfähige (Finanz-) Wirtschaft niemals retten wird. Dazu brauchen wir ein freies Geistesleben, selbständige Schulen und Universitäten usw., das heißt eine Soziale Dreigliederung. Das ist natürlich der Horror nicht nur für viele Menschen sondern auch für die dekadenten Eliten, die nach einer weltweiten Zentralisierung des sozialen Organismus stehen:
Die Eliten brauchen genau deswegen den Sturz des gegenwärtigen US-Systems,
da dies den Weg bereiten wird, den sie oftmals als den „großen wirtschaftlichen Reset“ bezeichnen. Dieser Reset ist die nächste Stufe im Plan einer vollständigen Zentralisierung der Weltwirtschaft.
Aber es ist nun einmal so: Entweder die Menschen begreifen, dass die Soziale Dreigliederung das einzige Mittel ist, um diesen globalen Wahnsinn zu überwinden,
– zu dessen Verständnis Ernst Wolff bedeutende Beiträge liefert, aufgrund derer man eigentlich vermuten könnte, dass er eigentlich nicht weit weg von einem Verständnis für die Soziale Dreigliederung sein müsste (ich trage ihn daher einfach mal in die Rubrik Prominente für die Soziale Dreigliederung ein) –
oder die unwissenden Menschen bekommen immer weiter die Schulden einer korrupten Finanzwirtschaft aufgebürdet, die damit aber nur nach einem strebt: einer globalen Weltherrschaft.
Update 8. Juli
Webster Tarpley: Syriza-Kräfte fordern Beschlagnahmung der Zentralbank
Aus diesem Grund ist es an der Zeit, sich auf eine neue Runde von Angriffen auf Griechenland vorzubereiten.
Die Staatsschulden Griechenlands – von Prof. Schachtschneider
Die Finanzierung fremder Staaten verletzt das Vermögen der Bürger und ist staatswidrig. Wer einen Staat finanziert, muß auch dessen Politik bestimmen können. Die Politik eines fremden Staates zu bestimmen, ist eine grobe Verletzung der Souveränität des jeweiligen Staatsvolkes. Das betreibt die Eurorettungspolitik. Die Griechen wehren sich dagegen, völlig zu Recht. Die Reformauflagen sind rechts- und sittenwidrig und folglich nichtig. Sie verpflichten die Griechen zu nichts. Die Schulden aus der Rettungspolitik sind „odious“ und müssen daher nicht zurückgezahlt werden. In diesen Tagen wird die Aufführung eines weiteren Aktes der Tragikomödie Staatsschulden Griechenlands beendet. Viele weitere Akte werden folgen und das Schauspiel wird erst ein Ende finden, wenn der Versuch, mittels der Währungsunion die Europäische Union zu einem unitarischen Bundesstaat zusammenzuzwingen, aufgegeben wird. Zwei Entwicklungen können dazu führen: ……
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