Viele meinen, Goethes Weltanschauung sei etwas total Überflüssiges

 

von Ingo Hagel

 

Viele denken, Goethes Weltanschauung sei etwas total Überflüssiges, so wie sie jeden Gedanken einer Wissenschaft für überflüssig halten, der nicht sofort im Wirtschaftlichen zu anfassbaren Resultaten führt. Jedoch ist dieser Wissenschafts-Impuls Goethes, der aus einer Wissenschaft des Sinnlichen ins Übersinnliche führt – der dann durch die Anthroposophie Rudolf Steiners aufgegriffen und weiterentwickelt wurde – etwas, das jedes Menschenherz ersehnen muss, wenn es sich nur selbst recht versteht. Dazu muss man sich aber – gedanklich – aus dem Anschauungsbrei der heutigen Zeit erheben und bestimmte Fragen stellen können – beziehungsweise sich auf den Weg zu ihrer Beantwortung machen wollen. Zum Beispiel:  Was ist Leben? Was ist der Mensch? Was bin ich als Mensch? Nur Arbeiter, Angestellter, höheres Tier, Verkäufer meiner Arbeitskraft in einer immer seelenloser werdenden Wirtschaft, die sich das gesamte Kultur- und Geistesleben immer weiter unterjochen werden wird, wenn man aus dem Anschauungsgefängnis nicht herauskommt. Antworten zu diesen Fragen wird man niemals durchs bloße Anschauen finden.

Goethes Weltanschauung – sowie die auf Goethe aufbauende Anthroposophie Rudolf Steiners – haben eine gewaltige soziale Komponente.

Anmerkung: Goethe hatte darauf ja selber auf diesen Freiheitsimpuls hingewiesen, der sich im Menschen aufgrund eines Verständnisses seiner Schriften und seines Wesens entwickeln kann.

Denn das gewöhnliche Anschauungsbewusstsein der „modernen“ Naturwissenschaft – so viel man daran zur Konsolidierung der eigenen Denkverfassung auch lernen kann – wird die Menschen immer weiter auseinandertreiben, spalten und in geistiger und sozialer Unfreiheit halten. Diese rein mechanistische Natur- und Weltanschauung, deren weltanschauliche Konsequenz des Materialismus Goethe hasste „bis zum Exzess“ (Rudolf Steiner), stellt zwar als Methode die Bewusstseinsgrundlage für ein modernes Erkenntnisvermögen des einzelnen Menschen dar. Sie wird jedoch im Sozialen nicht mehr hervorbringen können als das Räderwerk einer alles Menschliche sich unterordnenden Wirtschaft, wenn sie nicht im Sinne Goethes und Rudolf Steiners zu einer menschenverbindenden, das heißt ins Geistige sich entwickelnden (spiritualisierten) „Philosophie der Freiheit“ (siehe oben) – vorwärtsgebracht wird. Dazu brauchen wir aber ein freies Geistesleben, das nicht am Tropf des Staates hängt – anstelle der offiziellen Wissenschaft, die nur der Wasserträger der Wirtschaft und der Politik ist – dazu brauchen wir eine Trennung von Staat (Rechtsleben, Politik) und Wirtschaftsleben – das heißt das, was Rudolf Steiner als Soziale Dreigliederung bezeichnete.

Hier weiterlesen: 

Teil 1: Zu Götz Werners missverstandener Auffassung von Goethes Weltanschauung

Teil 2: Götz Werners kritische Stellung zur Naturwissenschaft hat in dieser Weise nichts mit Goethe zu tun

Teil 3: Die Anschauungsart Goethes und der Anthroposophie bejaht im vollen Sinne den Gesichtspunkt der naturwissenschaftlichen Forschung

Teil 4: Götz Werner übersieht die Grundbegriffe einer modernen Erkenntnis- und Wissenschafts-Praxis

Teil 5: Ohne den Willen zum Denken ist aus dieser Sackgasse der anschauenden Sinneswahrnehmung nicht herauszukommen

Teil 6: Selbst Schiller konnte Goethes Anschauung eines Ideellen nicht verstehen

Teil 7: Zur Bedeutung einer Beobachtung des Denkens für eine wirklichkeitsgemäße Erfassung der Welt

Teil 8: Viele meinen, Goethes Weltanschauung sei etwas total Überflüssiges 

Teil 9: Götz Werners verpasste eine große Chance, die Soziale Dreigliederung ins Bewusstsein der Menschen zu bringen

 

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