von Rudolf Steiner
Aus Nr. 174b (S. 305) der Rudolf Steiner Gesamtausgabe:
Das ist es, dass sich die Dinge heute nicht zurechtrücken aus dem einfachen Grunde, weil man nicht den Wahrheitssinn hat, überall kompromisslos die Konsequenz ins Auge zu fassen. Und derjenige, der Sokrates heute gelten lassen will, darf eben nicht die Voraussetzungen, die Moszkowski macht, gelten lassen.
Aber das ist heute schwierig, ist schwierig gewesen schon seit drei bis vier Jahrhunderten. Daher hat man die Sache gehen lassen, bis sie sich ausgewachsen hat zu dem, was in den letzten drei bis vier Jahren geworden ist. Die Dinge müssen angefasst werden bei ihrem seelisch-geistigen Grundcharakter, da wo ihre wirklich tieferen Impulse liegen. Das muss ins Auge gefasst werden, was heute ganz besonders notwendig ist, ins Auge zu fassen: dass Wahrheit und Wahrheitssinn namentlich in die Seelen der Menschen einziehe! Dann werden die Dinge, die in das Licht dieses Wahrheitssinnes gerückt werden, die von dem Lichte dieses Wahrheitssinnes beleuchtet werden, ihr richtiges Gesicht zeigen können. Dann wird man genötigt sein, einfach weil man das richtige Gesicht der Dinge sieht, zur Geisteswissenschaft zu kommen. Denn die Gegenwart spricht viel und spricht eindringlich, und die Dinge können gelernt werden, wie die Erziehungsfragen, die Unterrichtsfragen heute von der Geisteswissenschaft studiert werden müssen. Wie für den Unterricht, für die Erziehung die Frage über das verschiedene Tempo der Kopf- und Herzensbildung wichtig ist, so gibt es viele Fragen, die für das soziale Leben, für das historische Leben, für das juristische Leben grundlegend, wichtig, bedeutsam sind. Wir müssen nur herauskommen aus dem, in das wir uns hineingebohrt haben, aus dem furchtbaren Autoritätsglauben gegenüber dem, was die naturwissenschaftliche Weltanschauung allein gibt. Das ist schon einmal notwendig für unsere Zeit. Das, was die naturwissenschaftliche Weltanschauung «wirklich» nennt, gibt Begriffe, die niemals hinaufreichen können in das Gebiet des menschlichen Zusammenlebens. Unter diesem Fehler lebt heute die Menschheit. Wenn man die Dinge tiefer betrachtet, so sieht man dieses.
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