Zu Jakob Augsteins Spiegel-Kolumne zur Zuwanderung: Deutschland, Land der Mutlosen?

 

von Ingo Hagel 

 

Gestern schrieb Jakob Augstein im Spiegel eine Kolumne zur Zuwanderung. Augstein bezeichnet Deutschland aufgrund des großen Widerstandes der Bevölkerung gegen die stattfindende Invasion von Wirtschaftsflüchtlingen den Zustrom ausländischer Arbeitskräfte als das „Land der Mutlosen“. Viele halten Augstein wohl für einen „klugen Mann“. Angesichts seiner Phrasen, undemokratischen Zielsetzungen, üblen Nachrede und Widersprüche frage ich mich, warum.

 

Kommen wir zu den Widersprüchen:

Augstein schreibt:

Warum brauchen wir Einwanderung? Doch nicht wegen der Wirtschaft. 

Aber ein paar Absätze später und nach dem Hinweis auf Deutschlands schrumpfende Bevölkerung kommt dann dieses:

Aber Deutschland braucht die Migranten nicht nur, weil die Kräfte der Wirtschaft erlahmen. 

Dann zitiert Augstein ein Wirtschaftsforschungsinstitut, welches herausgefunden haben will,

dass durch die neu hinzugekommenen Arbeitskräfte die Wirtschaftskraft Deutschlands steige,

Anmerkung: An anderer Stelle stehen ganz andere Dinge:

Es heißt, ein Drittel der Zuwanderer seien Analphabeten, erhebliche Prozentsätze schlecht ausgebildet und es gäbe nur einen geringen Prozentsatz, der nach einer gewissen kostspieligen Zeit arbeitsmarkttauglich gemacht werden kann. Und es gilt, dass jeder Zuwanderer, dem ein Bleiberecht oder mehr gewährt wird, über kurz oder lang mehrere weitere Zuwanderer in Gestalt des Familienzuges bedeutet.

Und schließlich meint er:

Aber Deutschland braucht die Migranten nicht nur, weil die Kräfte der Wirtschaft erlahmen. 

Es geht Augstein also sehr wohl vorrangig und um die Wirtschaft. Fallen den Lesern diese Widersprüche und Verlogenheiten nicht auf?

 

 

Üble Nachrede

Augstein kritisiert die intensiven Diskussionen in Deutschland zu dieser massiven Migrationswelle (die von der Regierung zugelassen wird):

Wer sind wir – und wenn ja, wie viele? Die Stimmungslage der Deutschen ist wie dieser leicht abgewandelte Titel eines Philosophie-Bestsellers.

Augstein vergleicht also

„die Stimmungslage der Deutschen“

(daher auch die der geneigten Leser seiner Kolumne) mit gespaltenen Persönlichkeiten, das heißt psychisch Kranken. Dabei ist er es doch, der seinen Grips nicht mehr beisammen hat und nach ein paar Sätzen dem widerspricht, was er vorne behauptet hat.

 

 

Augstein zeigt mit diesen Äußerungen zudem seine undemokratische Seite: 

Denn es müsste ihn – wäre er ein Demokrat – doch mit großer Befriedigung erfüllen, wenn zu politischen Themen –

also solchen, die das rechtliche Verhältnis der Menschen zueinander angehen –

hier in Deutschland eine intensive Diskussion beginnt.

Anmerkung: Und als Demokraten dürfte es ihn auch nicht stören, wenn es in dieser politischen Diskussion von der seinigen abweichende Meinungen gibt. Über diese wird es in einem demokratischen Rechtsstaat – über alle unterschiedlichen Meinungen hinweg – letztlich eine (demokratische) Abstimmung geben müssen. Und wenn die Mehrheit der Deutschen in einer solchen Abstimmung zu dem Schluss kommt, dass sie gegen diese sich im Moment vollziehende ungehemmte Zuwanderung von Wirtschaftsasylanten ist, dann müsste sich Jakob Augstein diesem Votum fügen.

Stattdessen bezeichnet er Deutschland und dessen in großen Teilen rebellierende Bevölkerung als

ein Land der Alten und Versehrten. Der Furchtsamen und Mutlosen.

Augstein fragt sich nicht, wie es dieses

„Land der Alten und Versehrten. Der Furchtsamen und Mutlosen“

denn schafft, Jahr für Jahr Exportweltmeister zu werden:

Exportweltmeister Deutschland: Warum die Deutschen so erfolgreich exportieren

…..    Zu den Top 10 Exportschlagern gehören unter anderem pharmazeutische Produkte, Metalle oder LKWs: Deshalb holen sich die Deutschen den Titel „Exportweltmeister“ Jahr für Jahr.

So tatterig können die Leute hier also nicht sein. Aber diese Widersprüche gehören eben auch zu solchen Phänomen wie Jakob Augstein und deren Phrasen:

Dieses Land sucht sein Heil nicht in der Zukunft, sondern in der Reha-Klinik. Es ringt nicht mehr mit dem Schicksal, sondern nur noch mit dem Rollator – wahlweise ausgerüstet mit Korb und Stockhalter oder mit gepolsterter Unterarmauflage. ….

 

 

Zu den Augsteinschen Phrasen und Verlogenheiten gehört auch folgendes: 

Er erwähnt die schrumpfende Bevölkerung in Deutschland und fragt scheinheilig:

Wenn Deutschland schrumpft – wie gehen wir damit um? 

Nun, das wäre wirklich positiv gewesen, wenn man hier in Deutschland eine gesamtgesellschaftliche und offene Diskussion angefangen hätte, wie mit diesem Problem – so es denn eines ist – umzugehen ist.

Anmerkung: Selbstverständlich kann es sich herausstellen, dass eine bestimmte und begrenzte Zuwanderung von qualifizierten Arbeitskräften Sinn machen könnte. Dass eine Regierung jedoch gegen den Willen der Mehrzahl der Deutschen diese gesteuerte Invasion von Wirtschaftsflüchtlingen zulässt, macht keinen Sinn, sondern zeugt von schwachem Sinn für Realitäten.

Aber genau das hat man nicht gemacht. Stattdessen hat es ja – noch einmal – das Interview von Kanzlerin Merkel im Deutschlandfunk anlässlich des Tages der Deutschen Einheit gezeigt, dass die Entscheidung, in Deutschland alle Grenzen für die Wirtschaftsasylanten zu öffnen, von ihr alleine getroffen worden war (Hervorhebungen IH):

Stephan Detjen sagte zu Merkel im Deutschlandfunk:

Detjen: Haben Sie schon die Kritik beantwortet, die jetzt aus Bayern am stärksten von Horst Seehofer formuliert worden ist, der mit Blick auf Ihre Entscheidung, die Grenze zu Ungarn zu öffnen – am 4. September dieses Jahres – gesagt hat, das sei ein Fehler gewesen, der uns noch lange beschäftigen wird?

Und:

Detjen: …. Lassen Sie mich noch mal zurückkommen auf Ihre Entscheidung vom 4. September. Damals bewegten sich die Flüchtlingsströme auf der Autobahn aus Ungarn nach Deutschland, Sie haben entschieden: Wir lassen die Menschen nach Deutschland kommen.   …..

Wenn Jakob Augstein nun gegen Horst Seehofer und andere stänkert:

Darum wird sich Deutschland verändern. Und niemand kann das aufhalten. Es gibt kein Bleiberecht in der Vergangenheit. Auch nicht für die Angstvollen und die Angstmacher, die Strobls, Seehofers, Söders.

dann zeigt sich auch daran Augsteins undemokratische Einstellung. Denn wir haben in Deutschland keine Monarchie, in der ein Herrscher seinen Willen gegen den Rest der Untertanen trifft –

auch wenn Walter K. Eichelburg diese schon am Horizont heraufziehen sieht –

sondern (zumindest auf dem Papier noch) einen demokratischen Rechtsstaat – auch wenn ich von diesem immer hier sage, dass der längst bankrott ist, was sich an solchen  „Starallüren“ der deutschen Kanzlerin mal wieder zeigt.

 

 

Jakob Augstein polemisiert gegen Botho Strauß, 

dem

„der Primat des Ökonomischen .… ein Dorn im Auge“ 

war, und der sich (Zitat Botho Strauß)

gegen die Hegemonie des Ökonomischen über unsere Lebenswelt auflehnte ….  

die

keinen Geistesfunken außerhalb von Wirtschafts- oder Geldpolitik

bietet. Augstein kann damit gar nichts anfangen:

Strauß gibt den Romantiker, dem der Neoliberalismus die letzten Felle wegschwemmt. Er will vom globalen Lärm unbehelligt in sich hineinhorchen und dort der alten deutschen Melodie von Sehnsucht, Trieb und Qual lauschen. 

Augstein kann daher wirklich nicht so klug sein, wie manche seiner Leser das von ihm annehmen. Denn was heißt das eigentlich, was er hier schreibt? Gälte das wirklich, dieses

„Primat des Ökonomischen“,

dann hieße das nichts anderes, als dass das gesamte Leben innerhalb einer Gesellschaft –

das heißt das geistige Leben (Kunst, Wissenschaft) sowie das politisch-rechtliche Leben –

diesem Primat unterzuordnen wäre. Dann müssten aber auch Journalisten oder Wissenschaftler – also Menschen, die der Wahrheit verpflichtet sein müssten – sich diesem „Primat des Ökonomischen“ unterzuordnen haben –

na klar, das ist alles auf dem Weg, man arbeitet daran – ist aber noch nicht totalemente erreicht –

das heißt, sie dürften nichts anderes mehr schreiben, als was diesem

„Primat des Ökonomischen“

gehorcht und nützt. Aber das wäre nichts anderes als Werbung und Propaganda für die Wirtschaft, geistige Arbeit nur für eine rein materialistische Wirtschaftsdiktatur.

Man darf aus Jakob Augstein Worten folgern, dass er, der sich diesen Unsinn hier zusammenreimt, selber ein solcher Propagandist eines geistlosen Wirtschaftslebens ist. Aufgefallen dürfte Augstein dies allerdings nicht sein. Denn dazu müsste er ja denken können. Er aber setzt nur Worte zusammen, deren Sinn er nicht erfasst. Bei Augsteins pseudogebildetem Sprachgeklimper handelt es sich um Worthülsen ohne ideellen Zusammenhang.

 

 

Augsteins Kolumne zur Zuwanderung ist nichts weiter als Propaganda, schlecht begründete persönliche Meinung und daher öde Meinungsmache. 

Leider fallen viele Menschen darauf herein. Vermutlich würde dies nicht geschehen, wenn diese (zum Beispiel) weniger solche Kolumnen und mehr die vielfältigen und verdienstvollen Artikel im Internet lesen würden, auf die ich hier auf der Seite Zum Zeitgeschehen immer wieder hinweise. Ansonsten verweise ich meine Leser zum Thema Zuwanderung auf die Artikel unter dem Schlagwort Flüchtlinge sowie auf meine letzten Artikel zu diesem Thema:

 

Daimler-Chef Zetsche glaubt, „Flüchtlingswelle könnte neues Wirtschaftswunder auslösen“

 

Der Spiegel macht Werbung für Wirtschaftsflüchtlinge

 

Flüchtlinge: Das nächste große Druckmittel gegen die deutschen Arbeitnehmer (letztes Update: 27. September)

 

 

 

 

 

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