Rudolf Steiner zum Fichte-Satz: Der Mensch kann, was er soll; und wenn er sagt: ich kann nicht, so will er nicht

 

Aus Nr. 185a der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, S. 223:

Aber gerade den Mut zu solchen Dingen konnten in der letzten Zeit die Menschen nicht mehr aufbringen, weil ihnen eben gerade fehlte jenes Vertrauen, von dem ich in diesen Tagen gesprochen habe, und das beruht auf dem Fichte-Satze, das heißt auf der Gesinnung, die aus dem Fichte-Satze kommt: Der Mensch kann, was er soll; und wenn er sagt: ich kann nicht, so will er nicht. – Menschen, die bis zu einem gewissen Grade verstanden haben, was ich wollte, fanden sich; die aber den Mut – der nur eben aus dem wirklichen Gebrauch und aus der Handhabung des gesunden Menschenverstandes heraus folgt – gehabt hätten, so etwas in die Wirklichkeit umzusetzen, die fanden sich nicht. Und man kann sich nur der Hoffnung hingeben, dass, nachdem jetzt die Kräfte der Prüfung noch stärker geworden sind, nach und nach sich Menschen finden. Aber man soll nur nicht glauben, dass dasjenige, was hier formuliert vor Jahren war, jetzt nicht umformuliert werden muss auf die neuen Verhältnisse, die eingetreten sind. Man muss eben so wirklichkeitsgemäß denken, dass man weiß: In jedem Zeitpunkte müssen, wenn die Dinge in die Wirklichkeit hineingeworfen werden sollen, die Dinge etwas anders gedacht werden. – Und so konnte man wahrhaftig recht tragische Erfahrungen in den letzten Jahren machen. Wenn man zum Beispiel solches erfahren hat, dass einer derjenigen Monarchen, die jetzt auch abgegangen sind, als er schon so herankommen sah, was herankommt, noch einmal gefordert hat diese Ideen und sich seinen Ratgeber kommen ließ, um sie von dem zu hören, weil er die Dinge vergessen hatte und sie noch einmal hören wollte; er konnte sie nicht schnell genug verstehen, da sagte er zu dem betreffenden Ratgeber: Also schreiben Sie mir noch einmal kurz diese Dinge auf! Ja, aber ich weiß nicht, wie soll ich den Brief kriegen? Wie soll ich zu diesem Briefe kommen, den Sie mir da schreiben sollen? Der muss ja doch durch das Ministerium gehen oder durch die Kabinettskanzlei! – Es wurde aus dieser Angelegenheit eben nichts, weil die Sache durch das Ministerium ging, wo alles umgeschrieben wurde. 

Ich erzähle heute solche Dinge – ich werde sie auch schon in weiterem Umfange erzählen -, weil es notwendig ist, dass von der jüngsten Vergangenheit recht, recht viel gelernt werde. Denn wir kommen nicht vorwärts auf einem gedeihlichen Wege, wenn nicht von der Vergangenheit gelernt wird. Das allein macht es nicht aus, dass das Allernächste ins Auge gefasst wird, sondern das macht es aus, dass man den Willen hat, in die Untergründe, die hinter den bloßen Symptomen liegen, hineinzuschauen. Und man kann nicht hineinschauen, wenn man nicht einen gesunden Menschenverstand entwickelt für die Auffassung der Symptome, wenn man sich nicht aneignet den Willen, die Symptome wirklich zu taxieren. Die Dinge sind heute brennend. Man möchte immer wieder und wiederum sagen: Wenn sie nur nicht schläfrig erfasst würden, sondern wenn sie erfasst würden mit dem vollen Ernste, zu dem auch gehört, dass man einen Sinn dafür hat, wie sehr verfahren die Dinge sind durch die Selektion der Schlechtesten, und wie geneigt die Menschen sind, ihr Urteil in falsche Bahnen zu bringen, von falschen Impulsen durchpulsen zu lassen!  

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