Fein ausgedrückt – Kinderkram – Sterne – Nochmal Sterne 

 

von Stella Hagel

 

Fein ausgedrückt 

Besonders toll findet Florian, der sehr dünnhäutig und feinsinnig ist, die Eurythmie nicht. Auf die Frage seiner Mutter, warum er denn nicht gerne Eurythmie machen möchte, bemüht er sich, eine Antwort zu geben. „Weißt Du, Mama, die Eurythmie fühlt sich einfach nicht gut an in meinem Körper.“

Kinderkram 

An einem Tag ergibt sich für mich die Möglichkeit, Florian entgegenzukommen. Wir stellen am Anfang der Eurythmie unsere Füße zusammen, um in Ruhe und in innerer Geschlossenheit beginnen zu können. Ich sage bewusst nie: „Füße zusammen“, sondern: „Wir machen unser Türchen zu.“ So bleibe ich in einem Bild, und die geschlossenen Beine und Füße bilden zusammen ein eurythmisches „U“ (zu), welches uns die innere Haltekraft, die wir brauchen, gibt. 

Florian hat aber keinen Sinn mehr für das Bild, er ist nun wohl schon zu alt dafür (sechs Jahre), und raunt mir leise und etwas ungehalten zu: „Frau Hagel, ich hab’ aber kein Türchen.“ Ich raune ebenfalls leise zurück: „Dann stell’ eben einfach Deine Füße zusammen, und lass die Kleinen das Türchen zumachen.“ Florian tut es und flüstert mir zu: „Ja, ist okay.“

Sterne 

Florian, sechs Jahre, führt gerne die lange Kette an, in welcher wir Hand in Hand in den Eurythmiesaal ziehen, indem er uns mit einem Stern den Weg erhellt. Der Stern ist ein kleines „E“ mit gekreuzten Fingern der über dem Kopf erhobenen Arme. „Autsch!“ läst er sich mitten auf dem Weg vernehmen, und lässt seine Arme herabfallen. „Das tut aber weh!“ Inzwischen weiß ich, dass Florian nicht so gerne Eurythmie macht, weil es ihn anstrengt. Daher schlage ich ihm beim nächsten Mal vor, das Sternchen vor der Brust zu machen. „Nein, das will ich nicht!“ meint er da aber – es ist halt Ehrensache durchzuhalten – „mal sehen, wie weit der Saft reicht.“ Tapfer hält er durch, bis wir angekommen sind. Dann lässt er die Arme fallen und stöhnt: „So, jetzt ist aber der Sprit raus!“ 

 

Nochmal Sterne 

Die Eurythmiestunde schließen wir mit einem kleinen Stern ab (ein „E“ mit gekreuzten Fingern), der von oben die Himmelsleiter zu uns herniedersteigt, und den wir im Herzen bewahren. Wieder zurück im Gruppenraum, sitzen die Kinder im Kreis auf ihren Stühlchen. „Frau Hagel,“ meint treuherzig die dreijährige Luise, „ich hab’ mein Sternchen immer noch im Herzen. Ich freue mich über das liebevolle, warmherzige Persönchen und höre dabei, wie Florian (sechs Jahre) verkündet: „Und ich hab’ meinen Stern im Hirn!“ Ja, denke ich amüsiert, stimmt! Da bist Du wirklich sternenhell. „Und ich“ erklärt Leander, Florians vierjähriges Brüderlein strahlend, „hab auch meinen Stern im Hirn!“ Dabei hat er sein blondlockiges Köpfchen weit in den Nacken gelegt und zeigt auf seinen Kehlkopf: „Da ist er drin!“ „Quatsch!“ wird er von seinem Bruder korrigiert: „Das Hirn ist hier drin.“ Er tippt sich an die Stirn. Auch Leander hat eine für ihn typische Stelle für seinen Stern gefunden, ist er doch ein begeisterter kleiner Sänger und Tänzer. Meine Freude über Leanders Stern im Kehlkopf muss bei den Kindern besonders angekommen sein. Jedenfalls berichtete Leander befremdet seiner Mutter: „Die Frau Hagel meint, der Stern sei hier drin.“ Und tippte sich dabei an den Hals.