von Ingo Hagel
Spiegel-TV bei 00:15
Der Mann, der maßgeblich für das Brexit-Chaos verantwortlich ist, ist zurück. Nigel Farage ist mit seiner neuen „Brexit-Partei“ auf Wahlkampftour durchs ganze Land und auf bestem Wege, die britische Europawahl an diesem Donnerstag zu gewinnen.
In den Vorhersagen zur EU-Wahl in England liegt Nigel Farages Brexit-Partei mit 35 Prozent weit vor den beiden etablierten Parteien (Labour und Konservative zusammen). Spiegel-TV wirft Nigel Farage vor (in der Beschreibung):
Für seine „Brexit-Partei“ macht er im Königreich Stimmung gegen die EU.
Spiegel-TV macht aber selber Stimmung gegen Nigel Farage, indem es behauptet (bei 00:15), dass dieser
maßgeblich für das Brexit-Chaos verantwortlich ist.
Wer aber das mitverfolgt hat, was man heute ganz normal aus dem Internet
zu dieser Angelegenheit des „Brexit-Chaos„ wissen kann –
so hat zum Beispiel die Seite The Duran seit langem in vielen Sendungen immer wieder verdienstvoll über den seit 2016 verhinderten Brexit Englands berichtet –
weiß, dass nicht Nigel Farage für das „Brexit-Chaos“ verantwortlich ist, sondern die regierende konservative Partei in England –
sowie die übrigen dortigen Parlamentarier, die in überwältigender Mehrheit gegen den Brexit sind – das heißt gegen das, was die Volksabstimmung damals 2016 für einen Brexit ergeben hat – die also gegen das Volk handeln –
sowie die EU-Clique in Brüssel, die jeden Versuch von Theresa May, eine Zoll-Union beziehungsweise ein reines Handelsabkommen abzuschließen nach einem Brexit, zunichte gemacht haben. Denn Brüssel wollte unter allen Umständen den Austritt Englands sabotieren.
Die Stimmen der Anhänger von Nigel Farages Brexit-Partei sind interessant:
Bei 0:55:
Wir haben die Schnauze voll von Politikern, die unser Land betrügen. Und das ist auch genau das, was die EU jahrelang gemacht hat. Sie haben uns jahrelang betrogen. Aber das kommt nun zu einem Ende.
Bei 1:05
Wir haben das Vertrauen in die beiden großen Parteien, Labour und Konservative, verloren.
Bei 1:10:
Sie werden uns niemals unsere Freiheit zurückgeben, und wir wollen nicht länger von Brüssel reagiert werden.
Diese Stimmen der Wähler geben angesichts des vorhergesagten erdrutschartigen Wahlsieges von Nigel Farages Brexit-Partei das wieder, was auch viele Wähler in Deutschland denken dürften, die dann aber in der Wahlkabine leider wieder ganz konventionell ihre Kreuzchen machen werden.
Spiegel-TV wirft der Brexit-Partei ein fehlendes Programm vor
Spiegel-TV bei 02:13
Doch ein umfassendes politisches Programm hat die Partei neben dem Brexit nicht. Farages Anhänger stört das nicht. Es geht an diesem Abend weniger darum, wofür die „Brexit-Partei“ steht. Sondern mehr darum, was andere falsch machen.
Dass die Partei von Nigel kein Programm hat, dass geht dem eingefleischten deutschen Spiegel-TV-Abonnenten, der Partei-Programme liebt, natürlich so glatt runter wie die Fertigsauce zum Spargel. Aber vielleicht neigt sich die Zeit der „politischen Programme“ und des Glaubens, dass eine Partei mit deren „politischem Programm“ alles regeln können, so ganz langsam dem Ende zu. Hier wird also in England wohl eine Partei gewählt, die außer dem einen Programmpunkt, der aber so Vielen auf den Nägeln brennt, keine Programmpunkte hat. Das jedoch ist den Menschen, die mittlerweile die Schnauze von ihren Parteien und deren „Programmen“ voll haben, völlig egal.
So zerfällt das alte Parteien-Wesen
Leider aber nur, um wiederum eine neue Partei nach oben zu bringen. Aber egal, als Symptom des Niedergangs der alten Welt –
und als Zeichen des Widerstands gegen diese –
ist das schon mal ein Fortschritt. Wohin wir jedenfalls kommen müssen, um zu einem möglichen neuen sozialen Aufstieg zu kommen, das ist, das soziale Leben innerhalb des Rechtslebens nicht mehr nach Parteien und deren Programmen ordnen zu wollen, sondern nach einzelnen Sachfragen –
als da zum Beispiel die Frage nach dem Brexit ist.
Dann müssten die Menschen natürlich noch ihr von der Politik unabhängiges Wirtschaftsleben und ihr von Politik und Wirtschaft unabhängiges freies geistiges Leben regeln, was dann natürlich in der Konsequenz das einzig Sinnvolle ergibt: nämlich Soziale Dreigliederung. Oft hier auf Umkreis-Online beschrieben. Wen es interessiert, möge bitte die betreffenden Rubriken aufsuchen.
Genau das hat sich hier in Deutschland auch mit der AfD vollzogen.
Ich habe sie ja immer die Eine-Frage-Partei genannt, oder die Partei mit nur dem einen Programmpunkt. Das ist durchaus berechtigt, in höchster Not nur für einen einzigen Programmpunkt abzustimmen, auch wenn es natürlich für das soziale Leben chaotisch abläuft, weil es eben noch so viele andere Dinge gibt, über die die Rechtsgemeinschaft abstimmen müsste. Aber egal: Weil sich die Menschen eben nicht mit dieser Sozialen Dreigliederung beschäftigen wollen, läuft die ganze Entwicklung hin zu dieser Dreigliederung natürlich chaotisch ab. Aber sie läuft ab. Denn:
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