EU-Kommission verlängert Zulassung für Glyphosat – Und für die Zukunft und die Existenz des Ökologischen Landbaus schrillen noch einmal laut die Alarmglocken

 

von Ingo Hagel 

 

EU-Kommission verlängert trotz massiven Widerstands in der letzten Minute die Zulassung von Glyphosat

Die EU-Kommission lässt die Verwendung von Glyphosat für weitere 18 Monate zu, obwohl sich dafür wiederholt unter den EU-Mitgliedsstaaten keine Mehrheit fand. Die Entscheidung in letzter Minute war für die meisten Beobachter keine Überraschung und ist ein weiteres Zeugnis dafür, welch großen Einfluss die chemische Industrie auf die Gesetzgebung hat – sogar wenn die Bevölkerung immer wieder laut ihren Widerstand kundtut.

Tja, so ist das halt, wenn eine nicht gewählte EU-Kommission, die sich auch um ein Europaparlament nicht kümmern muss, die Geschicke dieses Europa regiert. Wie sagte doch gerade eben noch Christoph Hörstel (bei 4:40):

Die Bevölkerung ist ja, wie ich versucht habe zu sagen, mit Recht auch EU-kritisch. Denn wenn wir uns anschauen, dass diese europäische Union ja keineswegs demokratisch verfasst ist, sondern sie hat ein Parlament, dem die EU-Kommission nicht zuhören muss, sie hat nicht gewählte Funktionäre, und das sind Verfahrensweisen, die sind für Demokratien ungeeignet. 

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Aber was der Autor im letzten Absatz mit Blick auf das Glyphosat schreibt, ist nicht ganz gescheit:

Der einzige Weg, um sicherzustellen, dass die Nahrung glyphosatfrei ist, ist der Eigenanbau. Egal ob im Garten, auf dem Balkon, der Terrasse  in Blumenkübeln oder im Gewächshaus, man sollte versuchen einen Weg zu finden, sich und seine Familie von diesem Gift fernzuhalten.

Der ökologische Landbau verwendet kein Glyphosat. Wer also wirklich anstrebt, „sich und seine Familie von diesem Gift fernzuhalten“, der hätte seit vielen Jahrzehnten die Möglichkeit gehabt, sich von Produkten des ökologischen Landbaus zu ernähren. Genau das haben die bundesdeutschen Wohlstandslemuren aber nicht gemacht, sondern sie haben fleißig die Produkte des konventionellen Landbaus eingekauft und verzehrt:

Der Anteil der ökologisch wirtschaftenden Bauern bleibt mit 6,4 Prozent überschaubar.

Der Großteil der deutschen Lebensmittel wird im Stall und auf dem Feld durch konventionelle Landwirtschaft erzeugt.

Damit dürfte ein Großteil der bundesdeutschen Dickdärme (genauer gesagt: 93,6 Prozent) wohl oder übel mit etwas mehr oder etwas weniger Glyphosat kontaminiert worden sein – was natürlich leicht hätte vermieden werden können.

Ich habe in meinem Leben nicht wenige Leute kennengelernt – und durchaus keine armen Leute – die mich für verrückt hielten, wenn ich ihnen empfahl, auf Produkte des ökologischen Landbaus umzusteigen. Das sei unbezahlbar, es sei doch alles dasselbe, da seien keine Unterschiede, die düngen doch auch, und so weiter und sofort. Bis sie dann schwer krank wurden. Ich will nicht sagen, nur aufgrund der Ernährung. Aber jedenfalls waren diese Leute dann sofort ganz schnell dabei und rannten in den Ökoladen. Und plötzlich gab es auf dem Tisch Biobrot, Biomilch, Biobutter und so weiter und so fort. Immer wieder muss man die Erfahrung machen, dass eine Erweiterung des Bewusstseins und eine Veränderung der Gewohnheiten anscheinend nur aus dem Schmerz möglich ist.

 

One more thing: Seit vielen Jahren stagniert nun der Ökologische Landbau

Ich will die Schuld dafür gar nicht alleine dem bundesdeutschen Konsumenten in die Schuhe schieben, sondern es ist auch eine großartige und beeindruckende Leistung der deutschen Öko-Funktionäre, die nicht willens und/oder in der Lage waren, dem Verbraucher die Vorzüge einer Ernährung mit ökologisch erzeugten Produkten für die Gesundheit klarzumachen. Das geht natürlich auch nicht, wenn man in seinem Denken einzig und allein nur strammer Naturwissenschaftler sein will.

Nun schrieb der Autor in seinem obigen Artikel allerdings auch:

Trotz der 18-monatigen Schonfrist sind die Tage von Glyphosat vermutlich gezählt – jedenfalls in Europa. 

Es könnte also durchaus sein, dass trotz der Widerstände der Chemie-Lobby in eineinhalb Jahren EU-weit die Zulassung für Glyphosat entzogen wird. Für den Ökolandbau bedeutet das, dass eines der schwerwiegenden Argumente für Produkte aus ökologischem Landbau wegfällt. Andere Argumente, die wohl irgendwann auch wegfallen werden, betreffen die Verbote von bienengefährdenden Pestiziden sowie ein Verbot der Massentierhaltung. Diese Dinge sind alle schon auf dem Weg.

Was ich damit sagen will: Der Ökolandbau hat sich lange Zeit an dem definiert, was er im Vergleich zum konventionellen Landbau nicht ist. Nun könnte es sein, das Stück für Stück diese Argumente wegfallen, indem nämlich der konventionelle Landbau schrittweise immer „ökologischer“ gemacht wird. Jedenfalls so „ökologisch“, dass dem Verbraucher nun wirklich gar kein Unterschied mehr auffallen wird. So kann man den Ökolandbau auch kaputt machen. Soll also der ökologische Landbau, der ja jetzt schon seit Jahren stagniert, nicht ganz zugrundegehen, sondern will er wirklich die Landbaumethode der Zukunft werden, dann wird er sich auf andere und spirituellere Begriffsbildungen besinnen müssen, als die sind, zu denen er sich bis heute nur hat aufschwingen können. Er wird darstellen müssen, was er wirklich ist – im Unterschied zum immer „ökologischer“ werdenden konventionellen Landbau.

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