Hat der Mensch einen freien Willen? Fragte eine Zuschauerin auf Quer-denken.tv

 

von Ingo Hagel 

 

Michael Vogt versucht immer wieder, auf seinem YouTube-Kanal Quer-denken.tv die Menschen mit mehr oder weniger ausgeprägtem „esoterischen“ Blödsinn zum Nachdenken zu reizen. In folgendem Clip fragte eine Zuschauerin jedoch nach etwas durchaus Ernstem, nämlich nach dem freien Willen des Menschen. Prof. Mag. Dr. phil. Michael Friedrich Vogt versuchte, dieser wichtigen und eigentlich klaren – aber vielleicht Vielen doch zu belanglos erscheinenden – Frage mehr Gewicht zu verleihen (bei 21:40):

Dazu passt die zweite… äh … Leserbrief … ähm … ähm … hmm … von … äh … Irina aus …  das weiß ich jetzt gar nicht, wo sie herkommt … egal … äh … und sie fragt … ähm … hm … inwieweit es denn überhaupt noch so etwas wie einen freien Willen vor dem Hintergrund … ähm …  wir haben eben von Dauerhypnose gehört … ähem …  hmm … Gibt’s sowas wie einen freien Willen in der jeweiligen Inkarnation, oder läuft alles nach einem universellen Plan ab? Also: Haben wir eine Chance? Oder wie siehst Du das?“ 

wandte Michael Vogt sich abschließend an die „Seelenmentorin“ und „Queen of Souls“ Ellen Michels, die in „Schlossgesprächen“ und „Tagesevents der Extraklasse“ gerne auch Führungskräfte zu mehr Orientierung verhelfen möchte. 

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Ellen Michels bei 22:20:

Der Mensch hat immer eine Chance für einen neuen Schritt. Immer. Er muss sich einfach mit sich selber auseinandersetzen und bei sich selbst anfangen. Wenn er das schafft, mit einer gewissen Geschwindigkeit, ist es oft mit der göttlichen Gnade.         

  

Ok, ich weiß zwar nicht, wofür ich die „göttliche Gnade“ brauche, nur um mich mit mir selber auseinanderzusetzen – selbst wenn es mal etwas schneller gehen soll. 

Aber lassen wir das beiseite und hören, was das Seelenorakel sonst noch zur menschlichen Freiheit zu sagen hat: Ellen Michels bei 23:10:

Und so muss die Veränderung in dem Einzelnen stattfinden. Und ob da der freie Wille da ist von Inkarnation zu Inkarnation? Natürlich nicht. Der Mensch denkt oft, er hat den freien Willen. Aber er hat ihn nicht. … 

Einverstanden, wenn das erstmal nur die Beschreibung des Status Quo sein sollte. Aber kann der Mensch diesen freien Willen wirklich niemals entwickeln? Wo ist die Antwort auf diese alles entscheidende Frage (ob) und zweitens (wie), um ihm gegebenenfalls den Weg zum freien Willen zu weisen? Das Seelenorakel äußerte sich dazu nicht, meinte aber (bei 23:30):

Die Leute … brechen zusammen, weil sie den Schmerz erkennen, dass sie nicht mehr den freien Willen haben.  

Das kann natürlich passieren.

 

Zwar sollte das eigentlich bei einem gesunden Menschen gar keine Frage sein, ob er einen freien Willen hat oder nicht. 

Dieser sollte stattdessen ein entschiedenes Gefühl (allerdings muss dieses dann ins Bewusstsein gehoben und zu einem Erlebnis verdichtet werden) dafür haben, dass er selbstverständlich zur Freiheit veranlagt ist. Aber wie gesagt: Das kann passieren, dass der Mensch zusammenbricht, weil er auch diese gesunde Verbindung zu sich selber – und damit auch die eines gesunden Verhältnisses zur Welt – verloren hat. Aber was soll das heißen, wenn Ellen Michels sagt:

Die Leute brechen zusammen, weil sie erkennen, dass sie nicht mehr den freien Willen haben.

Haben die Menschen – heute oder früher innerhalb der Entwicklung des Menschen – jemals den freien Willen gehabt, aber nun haben sie ihn „nicht mehr“? Das ist Unsinn. Denn der Mensch hatte den freien Willen noch nie. Erst heute ist – im Gegensatz zur sogenannten „guten alten Zeit“ von früher – die Zeit gekommen, in der der Mensch, weil er in seinem Denken zur Abstraktheit des toten, materialistischen Denkens heraufgerückt ist, sich die Möglichkeit erworben hat, frei zu werden und einen eigenen freien Willen sich zu erarbeiten. Diese Möglichkeit ist erst heute in der modernen Zeit für den Menschen gekommen. In den alten Zeiten eines atavistischen hellseherischen Bewusstseins erlebten die Menschen real die geistige Welt und ihre Wesen. Da konnte der Menschen nicht frei sein. Solange dieses Erleben einer realen geistigen Welt vor dem Menschen stand, gab es überhaupt nicht die Spur einer Möglichkeit zu diskutieren, ob der Mensch frei ist oder nicht. Der Mensch erlebte diese geistige Welt, aber er musste ihr gehorchen. Die Wesen der geistigen Welt sprachen durch und in dem Menschen und veranlassten ihn zu einem Handeln. Freiheit war unmöglich. Erst heute ist Freiheit möglich geworden, indem der Mensch sich in seinem Denken – das keine Realität mehr ist, sondern nur noch ein erstorbenes Bild von etwas ehemals Lebendigem ist – aus dieser geistigen Welt völlig herausgesondert hat, aber sich ein eigenes, selbstständiges Denken errungen hat. Die Möglichkeit der Freiheit ist erst in der heutigen modernen Zeit gekommen, in der der Mensch schmerzvoll – und tatsächlich bis zum Zusammenbrechen – die Trennung von der geistigen Welt, der er als Wesen doch entstammt, empfindet. Erst aus diesem Zustand der völligen Abgesondertheit von der geistigen Welt heraus ist ihm die Möglichkeit geworden, Freiheit zu entwickeln und zu erwerben. Dazu muss er aber sein Denken mitnehmen und durch seinen eigenen Willen wiederbeleben.

 

Aber mit dem Verstand ist das alles nicht so zu begreifen, meint Ellen Michels, 

vielleicht weil es „immer tiefer geht in ein ganz anderes Bewusstsein“, das Buff-Bewusstsein. Ellen Michels (bei 23:30):

„Das kann man mit dem Verstand gar nicht so begreifen, weil es immer tiefer geht in ein ganz anderes Bewusstsein. Und dieses Bewusstsein öffnet sich … Buff …  Und dann wird alles sichtbar. Und wenn alles sichtbar wird, dann erkennt man die Wahrheit und den eigenen Selbstbetrug. Und erkennt auch, dass man eigentlich gar nicht so einen freien Willen hat. Aber man kommt da raus durch diese Selbsterkenntnis und durch diese Gnade, die alles sofort auflösen kann.   

Wie man nun zu dieser Gnade der Erleuchtung durch das verstandeslose Buff-Bewusstsein kommt, darüber schweigt sich die „Queen of Souls“ aus. Vielleicht muss man einen der Kurse für Führungskräfte von Ellen Michels buchen. Ist aber auch egal, weil ich meinen Verstand sowieso zu Hause lassen soll.

 

Ich habe keinen blassen Dunst, warum sich der Mensch auch nur für das Schwarze unterm Nagel Mühe geben soll, 

die „Chance für einen neuen Schritt“  zu nutzen, sich selber zu erkennen, „bei sich selbst anzufangen“ und so weiter, wie Ellen Michels oben sagte:

Der Mensch hat immer eine Chance für einen neuen Schritt. Immer. Er muss sich einfach mit sich selber auseinandersetzen und bei sich selbst anfangen. Wenn er das schafft, mit einer gewissen Geschwindigkeit, ist es oft mit der göttlichen Gnade.         

Wenn er doch weder frei ist noch es jemals werden kann. Wenn also nicht ich bestimmen kann über mein Leben und meine Handlungen, wenn ich mich mein Denken und mein Bewusstsein völlig auslöschen soll, um so eine Art, passiver, mental kastrierter aber in „Tagesevents der Extraklasse“ vergoldeter Eimer für irgendein höheres (?) Bewusstsein zu werden, dann kann es mir doch völlig egal sein, was mit der Welt und von mir aus auch mit mir geschieht. Soll alles doch irgendwann zugrundegehen. Wir gehen jedenfalls heute shoppen und ficken und lassen es uns auch ansonsten – jetzt! – gutgehen. Ich halte diese Einstellung für viel ehrlicher und konsequenter als das süßliche Geraspel von göttlicher Gnade und einem Buff-Bewusstsein.

 

Leider hatte das Seelenorakel zu dieser wichtigsten aller menschlichen Fragen, der nach der Freiheit, weiter nichts Erhellendes zu sagen. 

Stattdessen wendet sie sich an alte, ausgelatschte Wege der göttlichen Gnade und Erleuchtung. Wer zur Frage nach der menschlichen Freiheit mehr sucht als Ellen Michels Buff-Bewusstsein, das einen plötzlich überfällt, und wer bei vollem Bewusstsein und voller eigener Freiheit seines miterlebenden Denkens, das niemals mehr verloren gehen darf, dieser Frage nach der Freiheit nachgehen will, der findet hier auf Umkreis-Online in der Rubrik Philosophie der Freiheit sowie unten in den Related Posts einigen Stoff zum Lesen, Nachdenken und um den Willen in das Denken zu bringen.

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