von Ingo Hagel
Eine „Star-Wissenschaftlerin“ wird Gastprofessorin an der Uni Heidelberg – und es gibt Protest:
Ich schaue zwar keine Quarks-Wissenschaftsendungen, auch die nicht, die die Dame moderiert haben soll. Aber abgesehen davon ist das natürlich –
wenn das alles stimmt, wogegen der Protest sich richtet –
natürlich mal wieder ein feines Beispiel für die Art und Weise, wie nicht qualifizierte Leute als „Star-Wissenschaftler“ angepriesen – und irgendwann vermutlich wegen großer Verdienste an sehr bedeutende und einflussreiche Stellen geschoben werden. –
Ganz abgesehen davon, ist der öffentliche Vortrag der Star-Wissenschaftlerin am 8. Dezember darüber, „Wie Hype und Hass die Wissenschaftskommunikation verändern“, natürlich in unserer heutigen Zeit nicht nur für die Öffentlichkeit ein gaaanz wichtiges Thema, sondern auch für alle jungen Leute, die mal beim Pudern vom Wickeltisch gefallen und daher schwer traumatisiert und angstgestört sind, aber trotzdem auch mal Star-Wissenschaftler werden wollen. –
Aber neben oben angeführtem feinem Beispiel gibt es noch so viele andere feine Beispiele
in unserem ganz normalen, konventionellen Wissenschaftsbetrieb, die überhaupt nicht –
beziehungsweise nur von ganz wenigen Wenigen –
in ihrer ganzen wissenschaftlichen Scheußlichkeit und Unmöglichkeit empfunden, angeprangert und diskutiert – geschweige denn von den Menschen wahrgenommen werden. Ist nicht dieser sogenannte „moderne“ Wissenschaftsbetrieb –
pardon, ich meine natürlich: Star-Wissenschaftsbetrieb –
selber so derart kaputt –
der Leser möge sich selber aus seinem reichen Fundus der Erfahrungen die entsprechenden Belege dafür aus der letzten Zeit kurz ins Bewusstsein rufen –
dass es doch eigentlich kaum noch auffällt, wenn nun irgendeine Star-Wissenschaftlerin
eine Gastprofessur für Wissenschaftskommunikation an der Universität Heidelberg
bekommt? Aber nun ja, wenn die Heidelberger Professoren das so möchten, dann soll es eben so sein.
Nun gibt es ein bisschen Protest. Selbstverständlich, diesen kann man verstehen.
Es gibt aber ansonsten kaum einen Protest, wenn sich die ganz normale, konventionelle Wissenschaft gegenüber ganz normalen, konventionellen Fragen gegenüber völlig inkompetent erweist. Und der normale Nicht-Wissenschaftler-Mensch denkt sich sowieso, er hat damit nichts zu tun, es ginge ihn nichts an, er ist doch kein „Experte“. Und deswegen wird das alles so weitergehen, bis auch der normale Mensch merken wird, dass es ihn sehr wohl etwas angeht. Also bis er gegensteuert. –
Zum Beispiel durch die Realisierung eines freien Geisteslebens innerhalb eines dreigegliederten sozialen Organismus. –
Und neben dieser Frage nach dieser ganz normalen, konventionellen Wissenschaft
ist da natürlich noch die ganz andere Frage, die behandelt, dass diese ganz normale, konventionelle Wissenschaft eben doch nur ein kleiner Teil einer viel weiteren, umfassenderen geistigen Wissenschaft ist. –
Dazu gibt es hier auf Umkreis-Online in der Rubrik zur „Philosophie der Freiheit“ Rudolf Steiners sowie hier und hier und hier und so weiter einige einführende Lesevorschläge. –
Das kümmert natürlich noch viel weniger Menschen. Aber auch diesbezüglich wird man abwarten müssen, bis die ganz normalen Tagesphänomene die Menschen zu einem Umdenken bewegen werden.
Bis heute befinden wir uns einfach nur an dem ganz bescheidenen Punkt, wo es nur einigen Wenigen auffällt, dass die ganz normale, konventionelle Wissenschaft selber immer weiter ad absurdum geführt wird. Aber nun gut, sie muss eben erneuert werden.
Aber das wird alles noch viel absurder werden, bis dass diese Absurditäten
eine größere Bewegung und größere Empörungs- und Hungerwellen –
ich meine geistigen Hunger –
innerhalb der menschlichen Sozietät erzeugt haben werden. Mal sehen, ob dann noch Jemand da ist, der Antworten geben kann. Rudolf Steiner wies jedenfalls bereits vor 100 Jahren darauf hin, dass es durchaus sein kann, dass dann, wenn die Welt in ihrer Not endlich geistige Fragen empfinden wird und nach deren Beantwortung schreien wird, es durchaus sein könnte, dass Keiner auf diese Schreie der Not Antworten geben kann:
Aber eines dürfte dennoch nicht kommen, denn das wäre das Furchtbarste, daß, wenn die Welt schreien wird — und das wird sie in verhältnismäßig nicht langer Zeit tun — zu ihrer eigenen Rettung nach der Auferstehung des mitteleuropäischen Geisteslebens, daß dann in Mitteleuropa die Menschen nicht vorhanden wären, die nun selber die sein könnten, die dann an wichtiger geistiger Stelle stehen, wenn die diesen Ruf nicht verstehen könnten.
Das kann also durchaus passieren. Man muss alles im Blick haben.
Rudolf Steiner hielt ein solches furchtbares Ereignis also durchaus im Bereich des Möglichen beziehungsweise am zukünftigen Horizont der Ereignisse der Welt liegend. Da er diese Angelegenheit so deutlich und einschneidend nur in einem kleineren Kreis von Zuhörern ausführte, darf man annehmen, dass er davon ausging, dass die Mehrzahl der „normalen“ Anthroposophen –
von denen viele die Anthroposophie – damals wie heute – für eine bessere Sonntagnachmittagspredigt hielten (GA 185 S. 89):
Das ist allerdings dasjenige, was man heute am schwersten den Menschen zum Verständnis bringen kann, aus dem einfachen Grunde, weil ja doch immer wieder und wiederum – selbstverständlich nicht bei Allen, sondern bei Vielen – die Gesinnung durchschlägt, daß sie auch in dem, was sie Anthroposophie nennen, doch nichts anderes haben wollen als so ein bißchen bessere Sonntagnachmittagspredigt für dasjenige, was man so zu seiner privat-persönlichen Erbauung braucht, was man aber fernhält von all den ernsthaften Angelegenheiten, die man abmacht im Parlament, im Bundesrat oder in der oder jener Körperschaft, oder auch nur am Biertisch. Daß wirklich alles Leben durchdrungen werden muß mit Ideen, die nur aus dem Geisteswissenschaftlichen heraus geholt werden können, das ist es, was eben eingesehen werden muß. –
diese trüben Aussichten vermutlich kaum hätten verdauen können. Angesichts der heutigen trüben Ereignisse ist es heute allerdings angemessen, auf solche Dinge in einem weiteren und größeren Umfeld hinzuweisen.
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