von Stella Hagel

 

Eine Kindergeschichte meiner Mutter lautet so: Die Familie macht einen Spaziergang. Auf dem Rückweg möchte die kleine Christel (fünf Jahre) nicht mehr laufen. Sie ist müde und nörgelt. „Ach, lauf doch schnell nach Hause und hole Dein Wägelchen“, schlagen die Eltern vor, „dann fahren wir dich heim.“ Da läuft sie tatsächlich flink wie ein Wiesel los, holt aus dem Garten ihr Wägelchen und wird das letzte Stück nach Hause gefahren. 

Meine Mutter erzählt ihren Töchtern diese Geschichte zu deren großem Vergnügen. Ich, die Älteste, bekomme den Auftrag, mit dem Brüderchen (sechs Jahre) spazierenzugehen. Bald ist der Kleine müde, hat keine Lust mehr zu laufen und nörgelt seiner großen Schwester die Ohren voll. Der fällt die Wägelchengeschichte ein: „Hör mal“, befeuert sie den kleinen Bruder, „Du könntest doch ganz schnell Dein Fahrrad holen und dann nach Hause fahren.“ Volker: „Au ja.“ Er saust los. Nach ungefähr 50 Metern bleibt er abrupt stehen, dreht sich um, tippt sich an die Stirn und meint: „Ich bin doch nicht blöd.“