von Stella Hagel
Bevor Kieran in der Nacht gestillt wird, wird er fein trocken gelegt und hinterher, nach dem Stillen, noch einmal, denn da ist wieder alles nass. Gesättigt und zufrieden ruht er danach in Mamas Arm und schaut sie tief ernst und sinnend wie ein kleiner Weiser an. Bewundernd nimmt die Mama diesen weisheitsvollen Blick wahr, freut sich aber auch, noch ein wenig schlafen zu dürfen und hofft, dass der kleine Mann in ihren Armen einschläft. Der Blick des Kleinen wird noch ernster, bedeutungsvoller. Auch ich nehme es wahr, bin ergriffen. „Schau mal, jetzt hebt er das Zeigefingerchen, als wolle er uns etwas prophezeien.“ „Ja, guck mal, er sieht wie ein kleiner Prophet aus.“ So flüstern wir leise. „Er sieht aus, als wenn er uns etwas ganz Wichtiges sagen will.“ Da macht es auf einmal ein lautes kräftiges „Rrrrumms!“ Ach, nun wissen wir, was geschehen ist. Kieran hat durch diesen einzigen Rrrrumms von oben bis unten mit zwar wohlriechender, jedoch äußerst flüssiger, alles verschmierender goldgelber Substanz, seine ihn wärmenden Hüllen erfüllt. Ein Teil davon quillt sogar nach oben, über den Rand der Windel, der andere witscht nach unten durch dieselbe und erreicht Kierans Füßchen, so dass er noch einmal völlig neu eingekleidet werden muss. Da hat er seiner lieben Mama ein ganz feines und großes Geschenk machen wollen!