Dumpinglöhne – nach Alnatura gerät nun Tegut in die Kritik

 

von Ingo Hagel 

 

Über die Dumpinglöhne des Öko-Discounters Alnatura habe ich berichtet. Nun gerät Tegut – auch noch mit einer Filiale in meinem Wohnort Darmstadt – mit derselben weitverbreiteten – aber dummen – Masche in die öffentliche Kritik.

Fakten zu Tegut: Dumpinglöhne im Supermarkt – Wie der Einzelhandel Arbeitnehmer ausbeutet

Täglich räumte Sonja M. im Supermarkt Regale ein – stundenlang. Die Arbeit war hart, der Verdienst dürftig: 6,50 Euro die Stunde und das ausgerechnet bei der hessischen Supermarktkette Tegut – einem Unternehmen, das mehrfach ausgezeichnet wurde für den guten Umgang mit seinen Mitarbeitern.

Ver.di Südhessen (s. S. 4) schrieb zu den Machenschaften des von Tegut beauftragten Leiharbeitsunternehmens Combera:

Eine Betroffene hatte geschildert, wie am Arbeitsplatz der vertraglich vereinbarte Zeitlohn von 6,50 Euro pro Stunde zu einem Akkordlohn mit weit überzogenen Leistungsvorgaben umfunktioniert wurde. Anschließend wandelte Combera den Akkordsatz wieder in Stundenlohn um, so dass am Ende zumindest in einem von ver.di vertretenen Fall beim Arbeitseinsatz von 84 Stunden lediglich ein Lohn von 2,13 Euro je Stunden ausgezahlt wurde.

Auch das Hessische Fernsehen hatte berichtet. Hier der betreffende YouTube Clip über Dumpinglöhne bei Tegut

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Am 2. Mai riefen daher unter anderem das Politnetz Darmstadt zu sowie die GALIDA einem „Kritischen Stadtrundgang & Aktion gegen miese Löhne“ und einer Demo auf:

Die Fakten liegen auf dem Tisch: 2344 DarmstädterInnen beziehen ergänzende ALG II Leistungen des Jobcenters – obwohl sie arbeiten gehen. Weitere 5510 DarmstädterInnen müssen, obwohl sie Vollzeit arbeiten, noch nebenher einen Minijob ausüben, werden zu sogenannten Multijobbern.
Erwerbslosen werden auf ihrer Arbeitssuche immer wieder Jobs angeboten, bei denen – trotz Vollzeitarbeit – keine Löhne zu erzielen sind, von denen ein Leben ohne ergänzende staatliche Leistungen, heißen sie ALG II, Wohngeld oder Kinderzuschlag, ermöglicht wird.
Wir haben es satt, dass, unter dem Motto „Jede Arbeit ist besser als keine Arbeit“ , Menschen unter Androhung von Sanktionen dazu genötigt werden, Jobs anzunehmen, die ihre prekäre Lebenssituation auf Dauer zementieren:
Aus Arm ohne Arbeit, wird für viele ein Arm mit Arbeit.

Die GALIDA – Gewerkschaftliche Arbeitsloseninitiative Darmstadt, will daher mit einem aktionsreichen Stadtrundgang am 02. Mai, vier Geschäfte in der Innenstadt aufsuchen, die Menschen unter miesen Löhnen beschäftigen:
1. kik Textildiscounter (Elisabethenstr. 20-22)
2. SALVE! Cafè & Bar (Wilhelminenstr. 2)
3. tegut Supermarkt (Ludwigstr. 2-4)
4. Arcus Plan AG (ehemals Wahl Personal Service GmbH) (Holzstr. 2)

Los geht es am 02. Mai um 16:00 Uhr auf dem Darmstädter Luisenplatz, vor der Post.

Toll, damit steht Tegut nun in einer Reihe mit KiK und anderen Ausbeuter-Unternehmen.

 

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Der 2. Teil der ARD-Doku zu Kik findet sich hier:

 

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Die Rede auf der Demo vor der Tegut-Filiale in der Darmstädter Innenstadt findet sich hier.

 

Die Proteste gegen Tegut hatten Erfolg. Die Gewerkschaftliche Arbeitsloseninitiative GALIDA schrieb:

Der GALIDA-Protest vor Tegut in Darmstadt 2010 hat nachhaltig Wirkung gezeigt: Tegut konnte aufgrund der öffentlichen Kritik nicht anders und zahlt den Regalauffüllern über ein beauftragtes Subunternehmen nun 25% mehr Lohn. Nun sind 6,50 Euro die Stunde statt 5,20 Euro.  ….  Wir freuen uns über den kleinen Erfolg, halten einen Lohn von 6,50 Euro aber weiterhin für ausbeuterisch. Kein Mensch kann davon leben.

Den Link zu einem Artikel im Darmstädter Echo zu dem Gerichtsurteil gegen Dumpinglöhne zahlende sog. „christliche Gewerkschaften“, den die GALIDA angegeben hatte, führte allerdings bei dieser Zeitung ins Leere. „Ein Fehler ist aufgetreten“ …. Na sowas aber auch!

Gut, dass der Artikel noch von einer aufmerksamen Seele im Internet archiviert worden war.

 

Seit vielen Jahren verkauft Tegut die Milchprodukte von Alnatura

Alnatura“ bringt auf seinen Milchprodukten rot ins Auge fallende Sprüche an: „Faire Preise für unsere Milchbauern“:

 

Damit führen Alnatura und Tegut mit Blick auf seine sie beliefernden Ökolandwirte seit langem eine Zweiklassenpolitik. Denn man fragt sich bei all dem verlogenen Reklame- und PR-Geschwafel:

Warum gibt es nur für die Milchbauern „faire Preise“?

Warum gibt es keine fairen Preise für die Kartoffel-, Getreide- und Gemüsebauern?

Und: Wo sind die fairen Preise für „unsere“ Regaleinräumerinnen?

 

 

 

 

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